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Geigenbauer Geigenbauer: Mit Holz zum richtigen Ton

Von Andreas Heimann 16.03.2005, 15:56

Bielefeld/Mittenwald/dpa. - Seine Ausbildung als Geigenbauer liegt schon lange zurück - aufgehört zu lernen hat Matthias Tödtmann aber nicht. «Das Handwerkliche bekommt man in der Lehre mit», sagt der Geigenbaumeister aus Hamburg.

«Aber was den Beruf eigentlich ausmacht, das lernt man erst hinterher.» Erfahrung zählt im Geigenbau noch mehr als im Handwerk ohnehin. Und neben Geschicklichkeit im Umgang mit Holz und Werkzeug ist auch Musikalität gefragt. Doch auch bei günstigen Voraussetzungen ist der Weg zum Beruf nicht einfach: «Die Zahl der Geigenbauerbetriebe nimmt in Deutschland zwar kontinuierlich zu», sagt Markus Lage, Geigenbaumeister in Bielefeld und Schriftführer des Verbandes Deutscher Geigenbauer. «Aber es sind meistens kleine Werkstätten, von denen viele gar nicht ausbilden.»

Die Ausbildung im Betrieb dauert üblicherweise drei Jahre. Wie viel die Auszubildenden verdienen, ist tariflich nicht festgelegt - der Lohn der Gesellen ebenfalls nicht. «Er orientiert sich aber an vergleichbaren Handwerksberufen», sagt Lage. Eine Alternative ist der Besuch der Geigenbauschule Mittenwald. Die Ausbildung dort dauert dreieinhalb Jahre. Gelernt wird zum Beispiel Fachtheorie und -praxis, Fachzeichnen, Instrumentalunterricht und Musikgeschichte.

Für die jährlich ein Dutzend Plätze gibt es ein aufwendiges Bewerbungsverfahren: Voraussetzung sind mindestens ein guter Hauptschulabschluss, zwei Jahre Geigenunterricht und das Vorlegen von Zeichnungen aus dem Instrumentenbau. Dazu kommt das Bestehen einer Aufnahmeprüfung: Dabei werden Zeichnen, Instrumentenbeherrschung und handwerkliche Fähigkeiten getestet.

Ausbildungsmöglichkeiten gibt es auch im Ausland: die Geigenbauschule in Brienz in der Schweiz zum Beispiel oder die im italienischen Cremona. Die beiden Gesellen, die bei Matthias Tödtmann arbeiten, sind in England ausgebildet worden.

«Der Neubau von Instrumenten ist nur ein Teil unserer Arbeit», erklärt Tödtmann. Für eine Geige veranschlagt der Meister 150 bis 200 Arbeitsstunden, für ein Cello das Doppelte. Eine Herausforderung ist oft auch die Reparatur: «Wenn man einen Lackschaden beseitigt, darf das hinterher weder zu sehen noch zu hören sein», sagt Tödtmann.

Schließlich sind viele der Instrumente, die zur Reparatur gegeben werden, kostbare Exemplare. Ohne Verständnis für Musik sind solche Aufgaben kaum zu bewältigen. Tödtmann spielt selbst Geige, genau wie Anton Sprenger, Geigenbaumeister in Mittenwald: «Am liebsten Corelli und Vivaldi.» Seine Vorliebe für Komponisten aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist kein Zufall. Auch seine Geigen baut er nach Vorbildern aus dieser Zeit - in der auch Antonio Stradivari lebte, der bedeutendste Geigenbauer der Geschichte. Von dessen Geigen sind noch mehr als 500 erhalten. «Die Langlebigkeit der Instrumente ist schon faszinierend», sagt Sprenger.

Für den Verkauf zählt vor allem Mund-zu-Mund-Propaganda. «Aber auch das Internet.» Zu den Käufern zählen angehende Musikstudenten ebenso wie Rentner, die wieder anfangen zu spielen und sich endlich die Geige leisten wollen, von der sie Jahrzehnte lang geträumt haben - und natürlich Berufsmusiker.

www.geigenbauerverband.org

www.geigenbauschule-mittenwald.de