Freizeit Freizeit: Hallen-Spielplätze sind ein Spaß für die gesamte Familie

Frankfurt/Main/dpa. - Auf Fantasielandschaften herumklettern, durch riesige Röhren rutschen, in einem «See» voller Bälle baden: Hallen-Spielplätze bieten Familien Unterhaltung und einen regensicheren Platz zum Toben. «Sie sprießen wie Pilze aus dem Boden», sagt der Inhaber von «Family-Indoor-Fun» in Kassel, Manfred Diederich. Vor allem, wenn es samstags oder sonntags regnet, haben die Spielwelten auf der grünen Wiese Konjunktur.
Die meisten Eltern erhoffen sich für einen Eintritt von 2,50 bis 7,00 Euro pro Person ein paar kurzweilige Stunden, während ihre Kleinen herumtollen, klettern, hüpfen, bauen, Karussell fahren oder spielen können. Besonders begehrt sind die etwa zwei bis vier Handballfelder großen Hallen für Geburtstagsfeiern.
Verregnete Wochenenden mit der eigenen Familie brachten Geschäftsführer Diederich auf die Idee, in einem Gewerbegebiet einen «überdachten Abenteuerspielplatz» zu eröffnen. Das ganz große Geld ließ sich mit der neuen Idee allerdings nicht gleich verdienen. Auch Thomas Weber, Geschäftsführer der Indoor-Spielewelt «Springolino» in Herborn, die als größte Anlage in Deutschland gilt, sagt: «Das braucht einige Jahre, bis man sagen kann: Das trägt sich.»
Eike Wenzel vom Zukunftsinstitut in Kelkheim im Taunus hält die Hallen-Spielplätze für zukunftsfähig: «Es gibt wenig Möglichkeiten für Familien, zu konsumieren und sich unterhalten zu lassen.» Paare mit mehreren Kindern seien am Wochenende oft isoliert, und viele Kinder wüchsen ohne Geschwister auf. Da seien Spiellandschaften ein «erweitertes Kommunikationsfeld.» Ohnehin gebe es in der Freizeitbranche einen Trend zu Hallen, etwa bei Fußball, Biathlon oder Ski.
In anderen europäischen Ländern sind Indoor-Spielwelten längst verbreitet. «Die Idee kommt aus den USA», sagt Jens Eickmeier, Geschäftsführer vom «Indoo Spielwerk» in der Nähe Hamburgs. Als erster deutscher Hallen-Spielplatz gilt «Euroeddy», der 1998 in Bielefeld seine Tore öffnete. Inzwischen gebe es noch drei andere «Euroeddys», in Mülheim, Leipzig und Magdeburg, sagt Thomas Lenz, Leiter der Niederlassung in Leipzig.
Der sechsfache Familienvater Esmaeel Koohestanian, Betreiber eines Indoor-Spielplatzes im Odenwald, setzt vor allem auf Bewegung: «Viele Kinder sind ständig eingesperrt, sitzen vor dem Gameboy, Computer oder Fernseher und werden nervös.» In seiner Halle arbeiten bis zu neun Betreuerinnen gleichzeitig, im Jahr 2003 wurden rund 25 000 Besucher gezählt.
Eickmeier hat sich mit seinem «Indoo Spielwerk» thematisch festgelegt: Alle Spielanlagen und -geräte haben mit Seefahrt zu tun. An einem guten Wochenendtag zählt er mehr als 1200 Besucher, 14 Betreuer sind dann im Einsatz. Fast ebenso viele kommen auch zum «Kinderplanet» in Riedberg bei Frankfurt, der im November 2003 in einer alten Reithalle eröffnet wurde.
Das «Touwabou» im mittelhessischen Hungen entstand im November 2003 in der ehemaligen Tennishalle eines Sportcenters, wie Geschäftsführer Christian Tropp erzählt. 10 bis 500 Kinder und Eltern vergnügen sich dort seither jeden Tag.
Die «Spiel-Hallen» sind nach Ansicht von Erziehungsberater Jürgen Plas aus Fulda für Familien durchaus attraktiv. «Das ist aber auch ein bisschen wie Zappen im Fernsehen: Nach zwei Stunden kommt die Langeweile doch wieder.» Und die Hallen seien auch ein Zeichen für die Verunsicherung von Eltern: «Sie wollen ihren Kindern was ganz Tolles bieten und trauen sich nicht mehr, das aus den eigenen Ressourcen zu schöpfen.»
Informationen: Eine Übersicht über die Hallen-Spielplätze findet sich im Internet unter www.hallenspielplaetze.de. Die Internetadresse der Anlage in Kassel lautet www.fif-online.de; Hamburg: www.indoo.de; Herborn: www.springolino.de; Leipzig: www.euroeddy-leipzig.de; Odenwald: www.indoor-spielplatz.com; Hungen: www.touwabou.de. www.kinderplanet-riedberg.de.