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Frauen und Männer Frauen und Männer: Paare müssen ihre Beziehung pflegen

Von Thorsten Wiese 05.07.2006, 17:15
Gemeinsam sollten Paare wertvolle Zeit verbringen - ruhig auch an romantischen Orten. (Foto: dpa)
Gemeinsam sollten Paare wertvolle Zeit verbringen - ruhig auch an romantischen Orten. (Foto: dpa) Jens Schierenbeck

Ladenburg/Wernigerode/dpa. - Das ist normal, birgt aber Gefahrenfür die Beziehung. Deshalb müssen Paare ihre Liebe pflegen - und sich Mühe geben, die Liebe immer wieder neu zu entfachen.

«Das Verrücktsein und die Leidenschaft lassen irgendwann nach»,sagt Ursula Nuber, Psychologin und Autorin aus Ladenburg(Baden-Württemberg). Unweigerlich komme es zu einer Ernüchterung, weil die Partner einander immer besser kennen und immer weniger Neues und Spannendes am anderen zu entdecken ist. «Irgendwann fällt halt ins Auge, dass auch ein Traumprinz mal seine Socken herum liegen lässt und dass die Traumprinzessin viel zu viel mit ihren Freundinnen schwatzt.»

Die meisten Paare glauben, dass die Liebe ausreicht, so wie sieist, erläutert Professor Guy Bodenmann von der Universität Fribourg in der Schweiz. Gerade dann kann sie aber langsam in Monotonie, Langeweile und Entfremdung ausarten.

«Wir sind immer der Ansicht, eine Beziehung muss von alleinfunktionieren. Von allein wird sie aber allenfalls schlecht», ergänzt Jörg Wesner, Psychologe und Paarberater aus Hamburg. Paare erkennen diese Entwicklung daran, dass sie glauben, vom anderen alles zu wissen - und dann lassen die Neugierde, kleine Geschenke und andere Überraschungen, Komplimente und Zärtlichkeiten im Alltag nach, sagt Bodenmann. Und unabhängig vom Alter reduziere sich der Sex zum Beispiel um die Hälfte, fügt Nuber hinzu.

Routine ist unvermeidbar und natürlich. «Es geht ja schließlichdarum, den anderen Menschen in den Alltag hinein zu holen. Man willja gar nicht ständig im Ausnahmezustand leben», sagt Professor GeorgFelser, Psychologe an der Hochschule Harz in Wernigerode. Dennochsollte Routine ein Alarmzeichen für Partner sein, weil vieles nichtmehr in Frage gestellt, sondern für selbstverständlich genommen wird.«Die Neugier, das Erforschen des anderen hört irgendwann auf - undoft bügelt der eine dann über die Bedürfnisse des anderen hinweg. Diebislang untragischen Marotten des anderen werden plötzlich zumStörfaktor.»

Dann müssen Paare an der Beziehung arbeiten, sagt Felser. Ritualeetwa können dabei helfen. Vor allem brauche es aber außergewöhnlicheDinge, über die Paare dann wieder reden. Sie halten die Beziehunglebendig. Ein solches Ereignis könne ein ungewöhnlicher Urlaub sein.Laut Ursula Nuber sollte das Paar versuchen, «qualitätsvolle Zeit»miteinander zu verbringen. In dieser gehe es eben nicht darum, denAlltag zu organisieren, sondern abseits der üblichen Tätigkeiten alsPaar die Beziehung zu zelebrieren. «Das muss etwas sein, das nur dasPaar betrifft - etwas, um das man sich nicht als Familie, sondern alsLiebespaar kümmert.»

Jörg Wesner rät, sich zu verabreden wie ein junges Liebespaar.«Das kann ein Essen sein, bei dem der eine Gast und der andereGastgeber ist.» Außerdem sei es sinnvoll, gemeinsam Neuesauszuprobieren. So könne das Paar Dinge gemeinsam entdecken. Dasbedeute zwar unter Umständen auch, dass das Paar feststellt, was ihmnicht gefällt. Aber das müsse die Beziehung aushalten. «Schrauben SieIhre Ansprüche herunter», rät Wesner.

Eine gute Möglichkeit sei, «in der eigenen Geschichte zurück zugehen», sagt Wesner. Die Rückkehr an den Ort des ersten gemeinsamenUrlaubs etwa könne vergegenwärtigen, was die Partner einmalvoneinander wollten. Darüber hinaus müssten Paare verstehen, dass dasGlück nicht allein in der Beziehung liegt. «Man muss nicht allesgemeinsam erleben», sagt Georg Felser. «Wenn sich jeder seineEigenständigkeit bewahrt, ist er zufriedener.» Denn nur so erhaltesich jeder auch einen inneren Freiraum, fügt Ursula Nuber hinzu. «Mankann jemanden ja nicht vermissen, wenn er nie von einem weggeht.»

Literatur: Ursula Nuber: Was Paare wissen müssen: 10 Grundregelnfür das Leben zu zweit, Krüger Verlag, ISBN 3-8105-0118-2, 13,90 Euro.