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Versteckte Kosten Versteckte Kosten: Günstige Ratenkredite von der Bank bekommen

05.05.2014, 09:49
Ratenkredite können richtig teuer werden: Denn die Zinsen sind nicht die einzigen Kosten, welche die Bank in Rechnung stellen kann.
Ratenkredite können richtig teuer werden: Denn die Zinsen sind nicht die einzigen Kosten, welche die Bank in Rechnung stellen kann. dpa

Banken werben zurzeit mit besonders günstigen Kredit-Zinsen. Doch die Zinsen sind nicht die einzigen Kosten, die Ihnen die Bank in Rechnung stellen kann - hinter den scheinbar guten Angeboten verbergen sich oft versteckte Zusatzkosten für Kreditnehmer. Daher gehören zu einer Kostenrechnung für den Ratenkredit auch die Nebenkosten, welche manche Kreditinstitute erheben. Worauf Sie bei einem Darlehen besonders achten müssen:

Kostenfalle: Bearbeitungsgebühr

Einige Banken verlangen für Ratenkredite Einrichtungs- oder Bearbeitungsgebühren von ihren Kunden. Hier sind die Konditionen je nach Kreditinstitut sehr unterschiedlich.

Tipp: Lassen Sie sich von Ihrer Bank alle anfallenden Nebenkosten für einen Ratenkredit genau vorrechnen. Oder wählen Sie gleich einen Anbieter, der keine Bearbeitungsgebühr berechnet.

Kostenfalle: Restschuldversicherung

Die Restschuldversicherung ist ein beliebtes Kombiprodukt bei Ratenkrediten, da die Kunden bei Vertragsabschluss die gesamte Schuldenlast und damit die Risiken klar vor Augen haben. Die Versicherung soll den Kreditnehmer schützen. Wird dieser krank oder erwerbsunfähig, übernimmt sie die Weiterzahlung der Kreditraten.

Was attraktiv klingt, ist häufig mit schlechten Konditionen verknüpft und wird dem Kunden teilweise sogar heimlich untergejubelt. Die Banken packen die Restschuldversicherung still und leise während des Kundengesprächs in das Kreditpaket, ohne auf deren Freiwilligkeit hinzuweisen.

Und das kann teuer werden: Wenn Sie 10.000 Euro zu 6,7 Prozent über fünf Jahre leihen, kostet die Restschuldpolice zusätzlich 30 Euro im Monat. In 60 Monaten zahlen Sie also knapp 1800 Euro nur für die Prämien. „Die Restschuldpolice kann die Kreditkosten verdoppeln“, kritisiert Thomas Bieler von der Bank ING-Diba, „der Effektivzins schnellt in diesem Fall auf 13,17 Prozent.“

Verbraucher sollten sich bei Ratenkrediten nicht von besonders günstigen Zinsen blenden lassen. Denn diese gelten meist nur bei einer kaum zu erreichenden Top-Bonität, sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung in Frankfurt am Main. Wessen Bonität schlechter eingestuft wird, erhalte bei bonitätsabhängigen Angeboten automatisch schlechtere Konditionen. Der Verbraucher registriere das aber oft erst im Nachhinein, wenn er den Kredit abzahlt. Bei bonitätsunabhängigen Angeboten würden die Banken diesem Kunden erst gar keinen Kredit gewähren.

„Viele Kunden fragen nicht, wie teuer der Zinssatz ist, sondern sie fragen nur, ob und wann sie den Kredit bekommen“, erläutert Herbst das Grundproblem. Das wüssten auch die Banken und würden deshalb mit den Top-Bonitäts-Konditionen werben. Sie seien zwar verpflichtet, auch den Zinssatz zu nennen, den zwei Drittel der Kunden bekommen, aber das stehe dann nur im Kleingedruckten. Der günstigste Zinssatz für einen Kredit über 10.000 Euro mit 36 Monaten Laufzeit liegt bei bester Bonität nach einer aktuellen FMH-Berechnung derzeit bei 2,90 Prozent. Geht man von der Zwei-Drittel-Zinsnennung aus, sind es im günstigsten Fall schon 4,65 Prozent, im teuersten 8,17 Prozent. Handelt es sich um einen bonitätsunabhängigen Kredit, liegt der Zinssatz derzeit zwischen 4,44 und 7,95 Prozent.

„Wenn ich merke, dass ich nur ein Darlehen kriege, bei dem die Zinsen an der obersten Spitze der Zinssätze liegen, ist etwas faul an meinem Finanzgebaren“, betont Herbst. Dann sollten Verbraucher sich fragen, ob es überhaupt noch sinnvoll ist, einen Ratenkredit in Anspruch zu nehmen. Im Zweifelsfall muss der neue Flachbildfernseher eben noch eine Weile im Laden warten.

Tipp: Statt mit einer Restschuldversicherung können Sie Ihren Kredit mit einer Risikolebensversicherung oder einem angemessenen Berufsunfähigkeitsschutz günstig und umfassend absichern.

Über weitere Kostenfallen informieren wir Sie auf der folgenden Seite.

Kostenfalle: Vorfälligkeitsgebühren

Vorsicht ist auch bei Vorfälligkeitsgebühren geboten. Will man den Ratenkredit vor der vereinbarten Frist ganz oder teilweise tilgen, kann die Bank dies in Rechnung stellen. 0,5 Prozent der Kreditsumme kostet die vorzeitige Ablösung vor Ablauf des ersten Jahres. Danach beträgt die Ausfallentschädigung der Bank ein Prozent der Kreditsumme. Tilgt man 5000 Euro Restdarlehen, kostet dies folglich 50 Euro.

Tipp: Wählen Sie eine Bank, die keine Vorfälligkeitsgebühren berechnet. Und informieren Sie sich, wie viel Sondertilgung Ihre Bank kostenlos zulässt.

Kostenfalle: Kopplungsgeschäfte

Kredit gefällig? Den bekommen Kunden nur, wenn sie auch ein Gehaltskonto eröffnen. Immer wieder machen Geldinstitute Kunden Angebote, bei denen verschiedene Produkte miteinander verbunden sind. „Grundsätzlich ist das nicht verboten“, erklärt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. „Allerdings sind solche Geschäfte oft Mogelpackungen.“ Denn bei einem einzelnen Abschluss fahren Kunden meist besser.

„Wird der Abschluss eines Vertrages davon abhängig gemacht, dass gleichzeitig ein weiterer Vertrag abgeschlossen wird, spricht man von einem Koppelungsgeschäft“, erklärt der Finanzexperte. Oft ist das nach Ansicht des Verbraucherschützers ein schlechtes Zeichen: „Der wahre Preis eines Produkts wird damit häufig verschleiert“. Bei solchen Angeboten sollten Kunden daher genau hinsehen.

„Ist das Gehaltskonto, das Voraussetzung für den Hauskredit ist, kostenlos, kann das ein gutes Angebot sein“, sagt der Verbraucherschützer. Allerdings müssten Kunden unter Umständen bereit sein, ihre gesamten Geldgeschäfte auf das neue Konto zu verlagern. „Wenn das Konto etwas kostet, müssen Sie genau rechnen, ob der Zins für den Kredit den Aufwand lohnt.“

Kreditinteressierte sollten sich nicht durch attraktive „Ab-Zinsen“ täuschen lassen, die gerne zu Werbezwecken in Anzeigen, Pop-up-Fenstern oder auch Postbriefsendungen verwendet werden. Meist handelt es sich dabei um sogenannte „Schaufensterzinsen“ - also Effektivzinsen, die nur unter bestmöglichen Bedingungen vergeben werden. Oft gelten diese nur bei Top-Bonität und in Kombination mit bestimmten Kredithöhen und Laufzeiten. „Daher ist es besonders wichtig, immer persönliche Angebote von den Banken einzuholen“, erklärt Alexander Artopé, Geschäftsführer der smava GmbH.

Vertrauen ist gut, Vergleich ist besser: Damit ein Kreditsuchender besten Kredit findet, sollte er mehrere Angebote von verschiedenen Banken miteinander vergleichen. Ein kostenloser Online-Kreditvergleich bietet ermöglicht einen schnellen Überblick über Anbieter und deren tatsächliche Konditionen. Wichtig ist, dass es sich um einen individuellen Vergleich handelt - das heißt um ein Angebot, das die Finanzlage des Interessenten berücksichtigt. Nur so können die Verbraucher die Zinsen ermitteln, die für sie gelten. Ein solcher Online-Vergleich und etwaige Angebote sollten stets kostenlos sein!

Je nachdem, zu welchem Zweck der Kredit aufgenommen werden soll, ist es ratsam, die passende Kreditform auszuwählen. Beispielsweise gibt es spezielle Online-Autokredite für die Anschaffung von Neu- und Gebrauchtwagen, die meist zu günstigeren Konditionen als ein Online-Kredit mit allgemeinem Verwendungszweck vergeben werden.

Welche zusätzlichen Kosten fallen beim Abschluss des Kreditvertrags an? Gibt es vielleicht versteckte Gebühren? Ist eine vorzeitige Kündigung möglich? Für den Ausfall von Zinsen durch vorzeitige Rückzahlungen verlangen einige Kreditanbieter jedoch hohe Gebühren. Wer sich über die Höhe der Vorfälligkeitsentschädigung im Vorfeld informiert, ist daher gut beraten. Maßgebend ist die im Juni 2010 in Kraft getretene Verbraucherkredit-Richtlinie: Die Vorfälligkeitsentschädigung darf nicht mehr als ein Prozent der noch offenen Restschuld betragen. Es empfiehlt sich, die AGBs und die Vertragsbedingungen gründlich zu lesen, um spätere Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Sollten diese Angaben fehlen, ist das ein klares Warnsignal für den Verbraucher.

„Seriöse Anbieter zeichnen sich durch eine gute Erreichbarkeit aus und bieten meist mehrere Wege zur Kontaktaufnahme an, zum Beispiel über eine kostenlose Service-Telefonnummer und per E-Mail. Wenn diese Kontaktmöglichkeiten fehlen, sollten bei den Verbrauchern sofort die Alarmglocken läuten“, erklärt Kreditexperte Alexander Artopé. Bei der Wahl des Anbieters helfen auch Kundenbewertungen im Netz oder Testberichte von unabhängigen Instituten wie Stiftung Warentest. Daher gilt: Referenzen prüfen und erst dann den Kreditvertrag unterschreiben. „Von Anbietern, die mit 'Schufa-freien Krediten' im Internet werben, sollten Verbraucher besser die Finger lassen. Meistens handelt es sich dabei um unseriöse Firmen, die Kredite zu überhöhten Zinsen anbieten.“

Einmal unterschrieben, kommt man nicht mehr aus dem Kreditvertrag?An diesem Mythos ist nichts dran. Der Widerruf ist sogar gesetzlich geregelt. Ist die Unterschrift gesetzt, haben Verbraucher die Möglichkeit innerhalb von 14 Tagen zurückzutreten. Aber auch danach ist eine vorzeitige Kündigung möglich. Seit 2010 dürfen Ratenkredite jederzeit storniert werden, Banken dürfen in solchen Fällen jedoch eine Entschädigung verlangen. Die Stornogebühr ist auf ein Prozent der noch offenen Kreditsumme begrenzt, wird vor Ablauf des ersten Kreditjahres gekündigt, fallen 0,5 Prozent an. Eine Ausfallentschädigung von einem Prozent verursacht bei einem Restdarlehen von 3000 Euro genau 30 Euro Gebühr

Es ist nicht günstiger, das Girokonto zu überziehen, als einen Ratenkredit aufzunehmen. Weil das Konto-Minus das eingehende Gehalt belastet, ist man relativ schnell wieder in den roten Zahlen ist. Bleibt das Konto längere Zeit überzogen, verursachen hohe Dispozinsen hohe Kosten. Girokonto-Inhaber, die mir 1000 Euro in der Kreide stehen, müssen bei einem Dispozins von zwölf Prozent etwa 40 Euro bezahlen. Mit einem kostgünstigen Ratenkredit lassen sich diese Kosten auf weniger als die Hälfte drücken. Deshalb gilt: Obgleich der Dispokredit bequem ist, sollte die Kontoüberziehung kein Dauerzustand sein.

Ein weiteres Problem: Die Kündigung eines der gekoppelten Produkte, zum Beispiel des Gehaltskontos, ist nicht immer möglich. Häufig müssen Kunden dann auch auf das andere Produkt verzichten, in diesem Beispiel den Kredit. Nauhausers Tipp: „Suchen Sie sich im Zweifel ein anderes Geldinstitut.“ (gs/Biallo)

Wie finde ich den richtigen Kredit, welche Sicherheiten brauche ich - und kann ich einen alten Kredit durch einen neuen ersetzen?Unsere Bildergalerie beantwortet zehn Fragen zum Thema Ratenkredit:

Verbraucher, die den falschen Kredit wählen, tappen schnell in die Kostenfalle.
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Fehlt das nötige Kleingeld, ist ein Kredit von der Bank eine geeignete Lösung – vorausgesetzt es ist der richtige.
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