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Ausverkauft "Fidget Spinner": Spielzeug fast überall ausverkauft - soll bei ADHS helfen

19.05.2017, 10:20
So sieht ein „Fidget Spinner“ aus.
So sieht ein „Fidget Spinner“ aus. imago stock&people

Köln - Auf Schulhöfen und Spielplätzen gibt es nur noch ein Thema: Den „Fidget Spinner“ – um das Spielzeug aus den USA hat sich ein regelrechter Hype entfacht, der jetzt auch in Deutschland angekommen ist.

Der „Spinner“ funktioniert wie ein Kreisel. Zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten, dreht es sich sehr schnell um die eigene Achse. Das Spielzeug sieht erst einmal unscheinbar aus – es erinnert an eine Kreuzung aus Propeller, Ninja-Wurfstern und Ersatzteil aus der Eisenwarenabteilung im Baumarkt.

Doch die kleinen Wirbel sind so beliebt, dass sie in manchen Städten kaum noch erhältlich sind. Der Ladenpreis liegt für die normale Ausführung bei fünf Euro, die Edel-Ausführung kostet etwa zehn Euro.

Was früher Jojo, Pokemon oder das Fingerboard waren, ist heute der Spinner. Solche Trends gibt es in den Klassenzimmern alle Jahre wieder. Wie genau sie entstehen, ist nicht direkt nachvollziehbar. Ein Grund könnte sein, dass es die Teile in verschiedenen Ausführungen und Farben gibt, also auch zum Sammeln geeignet ist.

Soll beruhigend wirken

Das Spielzeug soll angeblich eine beruhigende Wirkung haben. „Fidget“ bedeutet so viel wie fummeln oder nervös herumzappeln. Den therapeutischen Nutzen für Kinder mit einer Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) oder Autismus, den Hersteller bewerben, ist wissenschaftlich bisher aber nicht nachgewiesen.

Zehn oder 20 Sekunden zwirbelt ein „Spinner“ für gewöhnlich – vorausgesetzt, er kann so lange auf der Fingerkuppe balanciert werden. Beim Drehen erzeugen „Spinners“ teils Muster oder Bilder, neue Modelle blitzen auf oder leuchten im Dunkeln.

Videos im Internet zeigen auch Exemplare, die minutenlang frei drehen.

In manchen Schulen schon verboten 

Während Kids die Spinners sammeln, tauschen, in der Schule damit handeln und sich an Tricks üben, sind viele Lehrer von den sausenden Drehscheiben genervt. Schulen in den USA haben sie bereits aus den Klassenzimmern verbannt – weil sie für Unruhe sorgen.

Spielwaren, die unruhigen Händen etwas zum Kneten, Drücken oder Drehen geben sollen, gibt es schon länger – auch für Erwachsene. Ein „Fidget Cube“ ist etwa ein „Fummel-Würfel“, der die Finger des Nutzers mit kleinen Rädchen, Knöpfen und Hebelchen beschäftigen soll.

Idee stammt aus den 80er Jahren

Der Spinners-Hype mag erst ein paar Wochen alt sein, doch die Idee dazu hatte Catherine Hettinger bereits in den 80er Jahren. 1997 meldete sie ein entsprechendes Patent für das Spielzeug an, das junge Kinder ablenken und beruhigen soll. Weil ihr Patent auslief, verdient sie an den vielen Spinners-Fans heute allerdings kein Geld.

Die Spielzeuge sind bei den Kindern inzwischen sogar fast beliebter als ihre Smartphones. So erzählte ein Lehrer im New Yorker Stadtteil Queens der „New York Daily News“, dass er fast einen Jungen angefahren habe. „Er ist mir vors Auto gelaufen, total fokussiert auf seinen Fidget Spinner.“ (red/dpa)