F1-Hybriden: Leistungsfähige Züchtungen für Hobbygärtner
Berlin/Bonn/dpa. - Nach und nach landen die Samenkataloge in den Briefkästen und in Garten-Centern füllen sich die Fächer mit Saatguttüten. Dank ständiger Neuzüchtungen wird die Auswahl jedes Jahr größer.
«Superwüchsige F1-Hybriden sind auf dem Vormarsch», beobachtet Thomas Wagner vom Bundesverband Deutscher Gartenfreunde (BDG) in Berlin. Doch nach Einschätzung von Alexander Haubensak, Präsident des Verbandes Deutscher Garten-Center in Bonn, weiß nur etwa jeder zehnte Kunde, was «F1-Hybride» sind.
Die Abkürzung «F1» steht für «Filialgeneration», beschreibt also die erste Tochtergeneration. «Hybriden» sind das Ergebnis von Kreuzungen zweier Elternlinien. Sie sind genetisch ganz neue, eigenständige Individuen, vereinen jedoch die guten Eigenschaften beider Eltern in sich. Der Genetiker spricht vom Heterosiseffekt.
Die Züchtung solcher besonders leistungsstarker Exemplare ist mit hohem Aufwand verbunden. Die Elternlinien müssen gezielt ausgewählt und über Generationen ausgelesen werden, damit sie reinerbig sind. Erst wenn das Erbmaterial von Mutter und Vater bestimmte Eigenschaften aufweist, ist ein Erfolg garantiert. Die durch die Kreuzung der beiden Eltern entstehenden F1-Hybriden zeigen dann alle einheitlich die gewünschten Merkmale.
«Entsprechend sind sowohl Samen als auch Jungpflanzen von F1-Hybriden deutlich teurer als die von Wildpflanzen», sagt Barbara Schön, Referentin für Gemüsebau an der Sächsischen Landesanstalt für Gartenbau in Dresden. An Pflanzung und Pflege stellen F1-Hybriden dieselben Ansprüche wie Wildpflanzen.
Im Privatgarten sind die Super-Züchtungen überall dort von Bedeutung, wo ein bestimmtes Erscheinungsbild, zum Beispiel eine Wuchsform, gefragt ist oder wo bestimmte Pflanzen besonders häufig krank oder von Schädlingen befallen werden. Wenn die Tomatenkultur alljährlich vor der Ernte durch Braun- und Krautfäule zusammenbricht, sind beispielsweise die Sorten 'Fantasio F1' oder 'Harzfeuer F1' interessant. Leiden Gurken immer unter Mehltau, so können etwa 'Mertus F1 RZ' ins Gewächshaus einziehen.
«Bei den Zierpflanzen sind F1-Hybriden zum Beispiel bei Sommerastern beliebt, die leicht der Asternwelke zum Opfer fallen», sagt Wagner. Ansonsten stehen hier Blüte und Wuchs im Vordergrund: Die halbhängende Petunie 'Double Cascade F1' beeindruckt durch ihre gigantisch gefüllten Blüten in zarten Farben. Auch das einjährige Hängelöwenmaul 'Lampion F1' eignet sich gut für Ampeln.
F1-Hybriden sind zwar nicht steril, doch es lohnt nicht, sie zu vermehren. «Dann spalten sich die ursprünglichen Eigenschaften der Eltern wieder auf, die guten Eigenschaften gehen verloren und der Ertrag lässt in den Folgejahren nach», erklärt Schön.
Für den Hobbygärtner heißt das: Wenn er im Folgejahr dieselbe Sorte pflanzen will, muss er Samen oder Jungpflanzen neu erwerben. Er hat also nicht nur einmal höhere Investitionskosten, dafür spart er an anderer Stelle. «Die Pflanzen bleiben zum Beispiel gesünder oder haben höhere Erträge, so dass von vornherein weniger Pflanzen angebaut werden müssen», rechnet Haubensack vor. Auch Pflanzenschutzmittel oder Gemüsenetze erübrigen sich in der Regel.
«Allerdings ist auch eine F1-Hybride keine Zauberwaffe und kein Erfolgsgarant», warnt Wagner. Wenn der Standort nicht stimmt, das Klima oder der Witterungsverlauf in einem Jahr nicht mitspielt oder die Pflege fehlt, können auch sie von Schädlingen befallen werden.