Wer kennt das nicht? Erziehung: Schlechtes Gewissen - wieso Mütter ständig darunter leíden
Köln - Wenn Mütter nach der Entbindung das Krankenhaus verlassen, haben sie nicht nur ihr Baby im Gepäck – sondern sogleich auch ein schlechtes Gewissen. Das wird Müttern quasi per Geburt mitgeliefert.
Und obwohl es oft irrationale Gefühle auslöst, so können viele es doch oft nicht so einfach abschütteln. Wir haben einmal nachgefragt, für was Mütter ein schlechtes Gewissen entwickeln. Hier sind sieben Antworten und dazu ein jeweils passendes Mantra zur Beruhigung.
KIND IN KITA GESCHICKT, OBWOHL ICH ZU HAUSE WAR
„Darf ich mir das echt gönnen? Ein paar Stunden Pause? Ich weiß, dass ich das darf – und trotzdem habe ich ein schlechtes Gewissen. Müsste ich nicht jede freie Minute mit meinem Kind verbringen? Andererseits: Einfach mal in Ruhe einen Kaffee trinken oder den Haushalt klarkriegen ohne dass jemand dazwischenfunkt… ich sollte es einfach genießen.“
Mantra: Glückliche Eltern haben glückliche Kinder. Ja, es mag sich zu Anfang komisch anfühlen, aber das Kind merkt ja nicht, ob Mama arbeitet oder relaxt, wenn es in der Kita ist. Auch, nein: GERADE Eltern müssen den Akku auch mal aufladen, um danach wieder geduldig und fit zu sein.
DAS KINDERZIMMER SIEHT NICHT AUS WIE AUS DEM MÖBELKATALOG
„Nicht dass das jemals das Ziel gewesen wäre, aber die Zimmer der anderen Kinder sehen eben so perfekt aus. Und da entsteht ein sozialer Druck, der sich auf die eigenen vier Wände überträgt. Wenn die Möbel nicht zusammenpassen und das Ordnungssystem noch nicht funktioniert, kommt bei mir schon die Frage auf: Krieg ich es halt einfach nicht hin?“
Mantra: Es kommt auf die inneren Werte an, nicht auf die äußeren. Hauptsache hier kann ein Kind glücklich spielen. Ob alles in Pastellfarben gehalten ist, interessiert das Kind gar nicht – sondern allenfalls die anderen Mütter. Drüberstehen!
BEIM STREIT ZU LAUT GEWORDEN
„Ich kam schon genervt von der Arbeit. Der Chef war doof, die Aufgaben zermürbend, fast hätte ich es nicht pünktlich zum Abholen der Kinder geschafft. Und dann werde ich schon auf der Autofahrt nur angemeckert. Ich habe mehrfach gesagt, dass sie aufhören sollen, bevor mir die Hutschnur platzte und ich zu laut wurde. Ich war so wütend. Ob sie nicht auch EINMAL Rücksicht auf mich nehmen könnten, pfefferte ich ihnen entgegen. Am Ende waren dann alle schlecht drauf.“
Mantra: Wir sind doch auch nur Menschen. Natürlich wächst uns alles mal über den Kopf. Das ist nur verständlich. Und so sehen die Kinder auch, dass ihre Eltern keine Maschinen sind, sondern Menschen mit Gefühlen. Solange das nicht täglich vorkommt und der Vorfall nachher besprochen wird, ist doch alles gut.
SCHON WIEDER KIND KRANK GEMELDET
„Dem Chef zu sagen, dass mein Kind schon wieder krank ist, kostet mich echt Überwindung. Ich bin ja sehr dafür, Müttern eine Chance im Job zu gehen, deswegen möchte ich auch allen zeigen, wie gut das funktioniert.
Aber wenn sich das Kind dauernd im Kindergarten Viren fängt, kann ich im Job eben doch nicht so, wie ich gern würde.“
Mantra: Tief einatmen und auf bessere Zeiten hoffen. Kinder bleiben nicht immer klein und ihr Immunsystem entwickelt sich noch. Und ist es da nicht schön, dass der Gesetzgeber uns erlaubt, uns zur Pflege unserer Kinder freinehmen zu können? Dieses schlechte Gewissen kennen wohl alle Eltern, aber es bringt nichts, denn das Fehlen im Job ist schließlich nicht selbst verschuldet.
EINMAL DIE WOCHE POMMES
„Hm. Die Gurke, die ich gekauft habe, ist nicht bio. Und gestern Abend gab es für die Kinder Dosensuppe, weil sie mein Frischgekochtes mal wieder nicht mochten. Alles iih, bäääh. Wie kriegen andere Eltern eigentlich Gesundes in ihre Kinder rein? Bei uns gibt es bestimmt einmal die Woche Pommes, weil ich dann endlich mal kein Iiih, bääh zu hören kriege. Und ich mag sie einfach auch selbst so gern. Trotzdem habe ich ein schlechtes Gewissen.“
Mantra: Die Mischung macht´s. Eltern müssen sich von dem Gedanken verabschieden, alles immer perfekt machen zu können. Und wenn die Dosensuppe hilft, dass Eltern über ein erneutes „Iih, bääh“ nicht ausrasten – bittesehr. Und am nächsten Tag gibt’s dann halt eine geschnittene Gurke in die Brotdose. Ja, selbst wenn die nicht bio ist. Immer noch besser als ein Schokoriegel.
ZU VIEL BEI DEN HAUSAUFGABEN GEHOLFEN
„Das Kind ist müde. Ich bin müde. Und die Hausaufgaben wollen einfach nicht enden. Puh – und gleich ist ja auch noch Leichtathletik-Training. Komm her, ich helf dir ein bisschen bei Mathe… so geht das bei uns oft. Wenn bei mir die Geduld nachlässt und ich merke, dass auch mein Kind nicht mehr kann, dann helfe ich nach. Auch wenn mir bewusst ist, dass es so natürlich nichts lernt.“
Mantra: Lernen für´s Leben. Natürlich lernt das Kind auch so etwas – nämlich, dass es auf die Hilfe seiner Eltern setzen kann, wenn es nicht mehr kann. Natürlich sollte das nicht die Regel werden, dass Mama über den Matheaufgaben brütet, aber hey: das partner-in-crime-Gefühl tut doch auch ganz gut.
BEI DER SCHULHOF-PUTZ-AKTION GESCHWÄNZT
„Jeden Tag diese Zettel, wo wir überall helfen sollen. Wir sollen unseren Stadtkern schöner machen und Müll einsammeln, für den Basar Kuchen backen, wir sollen bei der Projektwoche helfen und uns das Wochenende zur Verschönerung des Schulhofes freihalten. Wenn ich all diese Termine neben Job und vier Kindern wahrnehmen würde, würde ich vermutlich zusammenbrechen.“
Mantra: Wir können nicht auf allen Hochzeiten tanzen. Wer mehrere Kinder hat, erst recht nicht. Natürlich ist unser Engagement für die Kinder wichtig, aber es muss auch Grenzen haben. Vielleicht kann man sagen: Eine solche Aktion pro Kind pro Schuljahr? Dann sollte das Gewissen rein sein.