Diagnose Diabetes Diagnose Diabetes : Wie geht man am besten mit der Zuckerkrankheit um?

Ob Diabetiker Typ eins oder zwei - wer zuckerkrank ist, muss auf seinen Körper hören und die Erkrankung behandeln. Beim MZ-Leserforum haben Diabetologen Fragen der Leser beantwortet. Eine Auswahl:
Wirkung und Notwendigkeit von Medikamenten
Hanna L., Mansfeld: Ich habe seit 1980 Zucker und spritze Insulin, einmal wöchentlich zudem Trulicity. Auch nehme ich Metformin ein. Da ich aber von Metformin immer Magenbeschwerden und Durchfall bekomme, habe ich es reduziert und möchte es weglassen. Wie sehen Sie das?
Die Einnahme von Metformin kann mit Nebenwirkungen behaftet sein, häufig treten Durchfall, aber auch Magenprobleme auf. Insofern ist nachvollziehbar, dass Sie die Einnahme reduziert haben. Besprechen Sie das mit Ihrem Arzt, auch, ob Sie das Medikament eventuell ganz absetzen können oder ein anderes besser wäre.
Es gibt durchaus Medikamente, die bei gleicher Wirkung deutlich verträglicher für Magen und Darm sind. Da Sie neben dem Insulin auch Trulicity bekommen, ist das eine gute Behandlungsvariante. Wichtig ist, dass Sie nicht an Gewicht zunehmen.
Roland B., Kabelsketal: Ich bin Typ-2-Diabetiker und nehme zweimal am Tag, früh und abends, Metformin. Sollte ich es vor oder nach der Mahlzeit einnehmen?
Metformin ist die Therapie der ersten Wahl bei Diabetes Typ 2. Es soll die Zuckerbildung in der Leber bremsen. Sie können das Medikament während oder nach dem Essen einnehmen, abends ist spät sogar empfehlenswert.
Christine B., Holleben: Ich habe seit Jahren Diabetes Typ 2, spritze Insulin, nehme Medikamente, auch Januvia als Tablette. Ich esse gern und verspüre oft Hunger. Nun habe ich von Medikamenten für Diabetiker gehört, die den Appetit drosseln. Ist da etwas dran?
Es gibt Medikamente für Diabetiker, deren Einnahme zugleich den Appetit zügelt. Das sind die GLP-1 Analoga. Zum einen ist das das Medikament Victoza. Es muss täglich gespritzt werden. Zum anderen handelt es sich um die Mittel Bydureon und Trulicity, die wöchentlich nur einmal gespritzt werden.
Mit diesen Medikamenten lässt sich der Stoffwechsel gut einstellen und sie reduzieren das Hungergefühl. Sollte eines dieser Medikamente für Sie infrage kommen, empfiehlt es sich, die Januvia-Tablette wegzulassen, da hier ähnliche Wirkmechanismen vorliegen. Besprechen Sie bitte Ihr Anliegen mit dem Sie behandelnden Arzt.
Bedeutung und Ursachen verschiedener Messwerte
Juliane F., Zeitz: Ab welchen Werten spricht man von Diabetes?
Ausschlaggebend ist, wann die Messung erfolgt. Bei der Nüchtern-Blutzuckermessung wird von Diabetes ab einem Wert von 7 mmol/l gesprochen. Erfolgt die Messung tagsüber, liegt Diabetes ab einem Wert von 11,1 mmol/l vor. Liegt der Wert zwischen 7,8 und 11,1, gemessen tagsüber nach der Mahlzeit, handelt es sich um eine Glukose-Toleranzstörung, eine Vorstufe des Diabetes. Zur Absicherung der Diagnose Diabetes mellitus dient ein sogenannter Glukose-Belastungstest.
Marianne K., Mansfelder Land: Warum wird zwischen Blutzuckerwert und Langzeitwert unterschieden? Warum ist der Langzeitwert überhaupt notwendig?
Der Blutzuckerwert ist immer ein Momentwert, der in Millimol/Liter (mmol/l) gemessen wird. Der Langzeitwert, HbA1c-Wert genannt, ist ein Prozentwert, der Aufschluss über die Blutzuckereinstellung der vergangenen Wochen gibt. In der Regel wird er alle drei Monate gemessen. Je höher der Wert ist, umso schlechter war der Diabetes in den vergangenen Wochen eingestellt.
Bärbel E., Braunsbedra: Bei mir wurde jetzt Diabetes festgestellt. Mein HbA1c-Wert beträgt 7,6 Prozent. Mir wurde eine Tablettentherapie verordnet. Ich mache mir große Sorgen. Können Sie mir sagen, was der HbA1c-Wert bedeutet? Was muss ich beachten?
Der HbA1c-Wert ist ein wichtiger Parameter in der Diabetes-Therapie und ein Langzeitwert, der angibt, wie viel Prozent des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin mit Zuckerresten behaftet sind. Er wird vierteljährlich gemessen und gibt dem Arzt Aufschluss über die Stoffwechsellage eines Patienten. Bei einem gesunden Menschen sollte er unter 5,7 Prozent liegen. Bei einem Diabetespatienten liegt der Zielwert je nach Alter zwischen 6,5 und 7,5 Prozent. Bei Ihrem Wert liegt die Diagnose Diabetes vor.
Wenn Ihr Arzt Ihnen eine Tablettentherapie verordnet hat, sollten Sie sich danach richten. Es muss kontrolliert werden, inwieweit sie anschlägt. Generell sollten Sie Ihre Ernährung umstellen, wenig Süßes essen, auf süße Säfte verzichten und stattdessen lieber Wasser oder ungesüßten Tee trinken.
Helga L., Halle: Ich bin 66 Jahre alt. Mein Langzeitwert liegt bei 6,5. Der Arzt hat mir Forxiga verschrieben. Muss ich die Tabletten ein Leben lang nehmen?
Ihr Langzeitwert ist gut, dennoch leiden Sie unter Diabetes und die Werte können in verschiedenen Situationen auch ansteigen. Wenn Sie die Tabletten gut vertragen, ist es daher empfehlenswert, diese weiter einzunehmen. Sie bewirken, dass überschüssiger Zucker mit dem Urin ausgeschieden wird. Wichtig ist also, ausreichend zu trinken. Darüber hinaus hat Forxiga auch eine schützende Wirkung für andere Organe, etwa die Niere oder das Herz.
Sylke R., Quedlinburg: Ich kontrolliere regelmäßig meine Werte. Früh sind sie erhöht. Warum ist das so?
Die erhöhten Werte morgens sind nichts Außergewöhnliches, auch im Rahmen einer Therapie mit blutzuckersenkenden Tabletten. Der Grund ist, dass in den frühen Morgenstunden, meist zwischen vier und acht Uhr, Zucker aus der Leber freigesetzt wird und die Gegenspieler des Insulins sehr aktiv sind, zur Umstellung auf den Tagrhythmus. In der Folge kann früh ein höherer Zuckerwert vorliegen. Wichtig ist, dass sich die Werte im Laufe des Tages wieder einpegeln.
Gerlinde F., Harzkreis: Ich habe seit 1992 Diabetes. Eine Weile schon spritze ich viermal täglich. Meine Ärztin und ich bekommen aber die Werte nicht mehr in den Griff. Sie sind hoch, dann plötzlich ganz tief. Was kann ich tun?
Um die Entwicklung Ihrer Werte im Tagesverlauf beobachten und Gründe für Schwankungen ausmachen zu können, ist eine 24-Stunden-Messung empfehlenswert. Möglich ist das mit dem Blutzuckermessgerät FreeStyle Libre. Mit Hilfe eines Sensors wird Ihr Blutzuckerwert selbstständig und regelmäßig gemessen, und die Werte werden gespeichert.
Besprechen Sie das mit Ihrer Ärztin. Auch wichtig ist aber bei Patienten wie Ihnen, die seit Jahren spritzen: Setzen Sie die Spritze immer wieder an einer anderen Stelle des Bauches an. Bei unverändert gleicher Spritzstelle kann das Gewebe darunter schon vernarbt und das Insulin nicht mehr richtig aufgenommen werden.
Verena S., Harzkreis: Bei mir liegt Diabetes Typ 2 vor. Ich nehme Tabletten. Mein Langzeitwert ist gut. Die Nüchternwerte sind normal. Aber nach dem Essen steigen die Werte bis auf 11 mmol/l an. Woher rührt der Anstieg?
Dass der Blutzuckerwert bei Diabetikern nach dem Essen steigt, ist völlig normal. Nach dem Essen geht der Zucker sofort ins Blut, während eingenommene Tabletten erst später wirken.
Was bedeutet Diabetiker Typ 3?
Lore H., Eisleben: Mir wurde 2008 ein Zystenkarzinom in der Bauchspeicheldrüse entfernt. Ich wurde als Diabetikerin Typ 3 eingeordnet und spritze Insulin. Was bedeutet Diabetes Typ 3?
Aufgrund Ihrer Bauchspeicheldrüsen-Operation sind Sie eine Typ-3-Diabetikerin und Insulin-abhängig. Typ-3-Diabetiker werden behandelt wie Diabetiker Typ 1. Da Ihre Bauchspeicheldrüse kein oder sehr wenig Insulin produziert, wird das Insulin zugeführt, das bei Ihnen fehlt.
Insulingabe bei Sport und Spritzen nach Bedarf
Nils P., Dessau-Roßlau: Was muss ich bei der Insulindosis beachten? Ich spritze Insulin und treibe seit einiger Zeit viel Sport.
Diabetiker, die Insulin spritzen und sehr viel Sport treiben, sollten entweder im Vorfeld der Betätigung weniger Insulin spritzen oder mit sogenannten Sport-BE (Broteinheiten) ausgleichen. Das kann zum Beispiel bedeuten, eine halbe Banane zu essen oder einen Saft zu trinken. Die Menge ist individuell verschieden. Sie hängt vom Blutzuckerwert sowie von der Dauer und Intensität des Sports ab.
Roland M., Naumburg: Ich bin seit acht Jahren Diabetiker und spritze früh, mittags und abends Insulin entsprechend meines Blutzuckerwertes. Ich spritze also nicht nach einem Schema. Ist das in Ordnung?
Ja, es kann nach Wert gespritzt werden. Wichtig ist, dass dabei sehr überlegt vorgegangen wird. Sie sollten wissen, wie hoch Ihr aktueller Zuckerwert ist, was Sie essen und wie viel Sie sich bewegen.
Generell gilt: Essen erhöht den Zucker, Bewegung senkt den Zucker. Wenn Sie etwa nach der Mahlzeit noch drei Stunden im Garten arbeiten, also in Bewegung sind, müssen Sie das bei der Dosierung Ihrer Spritze einkalkulieren, damit nicht die Gefahr einer Unterzuckerung besteht.
Was hilft bei schmerzenden Füßen?
Frank J., Mansfeld-Südharz: Ich bin seit 22 Jahren Diabetiker und spritze viermal täglich. Seit drei Jahren leide ich unter Neuropathie, war auch schon dreimal zur Infusionstherapie. Was hilft noch?
Bei der Neuropathie handelt es sich um eine Nervenschädigung. Bei Diabetikern sind insbesondere die Füße und Beine betroffen. Patienten leiden unter schmerzhaften Missempfindungen oder Taubheitsgefühlen. Sie müssen wissen, dass Medikamente lediglich den Schmerz unterdrücken können, heilbar ist die Neuropathie nicht.
Nach Ihrer Schilderung nehmen Sie bereits Tabletten dagegen ein, möglicherweise kann die Dosis erhöht werden. Darüber hinaus ist es sehr wichtig, dass der Blutzucker immer gut eingestellt ist.
Kornelia Noack und Dorothea Reinert notierten Fragen und Antworten. (mz)