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Deutsche Sprache Deutsche Sprache: Kommata können Sie nie genug setzen

Von Miriam Braun 27.08.2007, 09:27
Leider nicht selbstverständlich: Mit der Zeichensetzung haben viele Leute Probleme - dazu hat zum Teil auch die Rechtschreibreform beigetragen. (Foto: dpa)
Leider nicht selbstverständlich: Mit der Zeichensetzung haben viele Leute Probleme - dazu hat zum Teil auch die Rechtschreibreform beigetragen. (Foto: dpa) Elke Wentker

Stuttgart/Berlin/dpa. - Trotzdem sind vieleSchreiber verwirrt. Und das kann im Berufsleben üble Folgen haben.Nicht nur die vor Kommafehlern strotzende Bewerbungsmappe provoziertin der Regel Ärger. Auch wer in Geschäftsbriefen oder Notizen an denVorgesetzten ständig an der falschen Stelle Kommas setzt und sie ander richtigen weglässt, tut sich keinen Gefallen.

Die wichtigsten Regeln sollte deshalb jeder kennen - und imZweifelsfall üben. «Bei der Reform, der "Reform der Reform" und der"Reform der Reform der Reform", hat man zu sehr an den kindlichenSchreiber gedacht», sagt Josef Kraus, Präsident des DeutschenLehrerverbandes in Bonn. «Leider zu Lasten der Lesbarkeit.» Bei sehrlangen Satzkonstruktionen, mit wenigen Kommas, müsse man teilweisezweimal ansetzen, um den Satz zu verstehen. «Dabei ist es daswichtigste Ziel für den Leser zu schreiben und nicht für den Lehrer»,fügt Markner hinzu.

Zu den wichtigsten Kommas gehören die zwischen Aufzählungen. «Hiergibt es meistens keine Probleme», erklärt Kraus. Nur bei Appositionenin der Aufzählung müsse man vorsichtig sein: Max, Moritz, derKlassensprecher und Lotte sind vier Personen. Max, Moritz, derKlassensprecher, und Lotte hingegen sind drei Personen. Im zweitenSatz ist Moritz der Klassensprecher, im ersten Satz ist derKlassensprecher eine eigene Person. «Da muss man aufpassen», mahntKraus.

Kommas vor Nebensätzen mit Konjunktion sind leicht zu verstehen:Ich bin traurig, weil sich mein Wunsch nicht erfüllt. Aber auchzwischen zwei Hauptsätze gehört ein Komma: Max liest Zeitung, Moritzsingt. Werden diese allerdings durch ein «und» oder ein «oder»verbunden, darf das Komma gesetzt oder weggelassen werden. «BeiSätzen wie "Er kam mit seiner Freundin und seine Frau war zu Hause"kann das Fehlen einer eindeutigen Regel verwirren, und man muss denSatz noch mal lesen», meint Reinhard Markner.

Eine weitere Kann-Regel greift bei dem erweiterten Infinitiv. Auchhier dürfen unter bestimmten Umständen Kommas gesetzt werden: Ist dererweiterte Infinitiv nicht näher bestimmt und nicht mit einemEinleitwort wie als, anstatt, außer, ohne, um verbunden, kann auf dasKomma verzichtet werden: «Den Gedanken auszuwandern hatte er schonlange ins Auge gefasst.» Gerade Sätze mit erweitertem Infinitivwürden schnell sehr lang, warnt Josef Kraus. «Ich würde daher immerdas Komma setzen.»

Weitere Regeln, wie die Kommasetzung bei der Datumsangabe, sindebenfalls zu beherzigen: «Wir treffen uns am Dienstag, dem 11.Oktober 2007, um 19.00 Uhr». Wobei auch das zweite Komma hierweggelassen werden kann. «Zu einer redundanten und unschönenZeichenhäufung kommt es bei einem Komma nach Zitaten von Sätzen, dieauf ein Frage- oder Ausrufezeichen enden», erklärt Markner. «Dasschreibt man dann "Kommst du gleich?", rief sie.»

Der Schlüssel zum Verständnis der Kommaregeln ist dasgrammatikalische Verständnis. «Wenn man analysiert, was man daeigentlich schreibt, und das auch versteht, dann setzt man irgendwannKommas intuitiv richtig», meint Markner. Vielen Schülern fehlt dasSprachverständnis, weil sie zu wenig lesen. «Früher wurden die Comicsverteufelt mit ihren "Ächz"- und "Stöhn"-Konversationen. Heute lesenSchüler überhaupt nichts mehr gerne», beklagt Martin Gomolzig vomVerband Bildung und Erziehung Baden-Württemberg in Stuttgart.

Und deshalb lernen sie die Kommaregeln auch nicht mehr durchregelmäßiges Lesen. Also ist die Auseinandersetzung mit den Regelnumso wichtiger geworden: «Wer zweifelt, soll lieber immer wieder indie Regeln rein schauen und sie natürlich auch ständig anwenden»,sagt Gomolzig. Auch Josef Kraus meint, dass nur Übung den Meistermacht: «Es gibt verschiedene Übungshefte, und auch im Duden werdendie Kommaregeln auf etwa acht Seiten mit vielen Beispielenabgehandelt.» Wer die zwei- bis dreimal durchgearbeitet hat, dermache sicher zwei Drittel weniger Kommafehler.

SERVICE-KASTEN: Sätze laut sprechen erleichtern die Kommasetzung

Viele Kommas ergeben sich ganz von selbst. «Wie man spricht und woman Sprechpausen macht, werden Kommas gesetzt», erklärt ReinhardMarkner von der Forschungsgruppe Deutsche Sprache in Berlin. Schon inder Entstehungsgeschichte war die Kommasetzung allerdings nichtstrikt geregelt. Kommas wurden prinzipiell gesetzt, wenn es Pausen imSprachfluss gab. Geschriebene Texte sollte sich der Autor daher ambesten selbst laut vorlesen: «Das laute Vorlesen führt zu einerDistanz. Aus dieser Distanz fallen missverständliche Formulierungenund Kommafehler wieder auf.»