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Das tut weh: Wenn der beste Freund zum Feind wird

Von Aliki Nassoufis 19.08.2009, 07:11

Köln/Berlin/dpa. - Bis vor kurzem war alles noch in Ordnung: Der beste Freund gehörte fest zum Leben dazu, jeden Tag sah man sich in der Schule. Plötzlich ist das alles vorbei: Nach einem Streit guckt einen der Freund nicht mehr an, die Fronten sind verhärtet.

Ohne dass man manchmal genau weiß wie einem geschieht, wird so aus dem besten Freund oder der besten Freundin der ärgste Feind. «So eine Situation ist furchtbar», sagt die Diplom-Psychologin Elisabeth Raffauf aus Köln. «Es tut ganz schön weh, wenn man einen Menschen verliert, der einem vor kurzem noch so nah stand.» Die Erziehungsberaterin Maria El-Safti-Jütte vom Berliner Kinder- und Jugendtelefon kennt die Probleme ebenfalls: «In so einem Fall sind meist beide Seiten ziemlich verletzt und machen sich vielleicht auch Sorgen wie 'Werde ich wieder so eine gute Freundin haben?'.»

Doch gerade weil es so wehtut, ist Abstand erst einmal die beste Medizin, sagt Raffauf. «Wer immer wieder dieselben Dinge unternimmt, die vorher gemeinsam gemacht wurden, wird immer wieder mit dem Verlust konfrontiert.» Das reiße die Wunden auf, ohne einen wirklich weiter zu bringen.

Schwierig wird es, wenn beide auf dieselbe Schule oder vielleicht sogar in dieselbe Klasse gehen. «Vielleicht ist es möglich, mit dem ehemals besten Freund eine Art Abkommen zu schließen, nach dem Motto: 'Ich lasse dich in Ruhe, du lässt mich in Ruhe'», erklärt Elisabeth Raffauf.

Bei einem gemeinsamen Freundeskreis ist allerdings auch das nicht einfach. «Da muss man abwägen, ob es möglich ist, die Freunde weiterhin zu sehen oder ob man sich für einige Zeit lieber zurückzieht», sagt Markus Hammer, Psychologischer Berater aus Greifswald. Allerdings sollte man den Freunden klar sagen: «Mit euch möchte ich gerne weiter befreundet sein.» Wichtig sei, die Clique nicht spalten zu wollen - so ein Versuch geht meist nach hinten los.

Fragen die gemeinsamen Freunde nach dem Streit, werden Lästereien und allzu persönlich gefärbte Meinungen am besten vermieden. «Besser sind möglichst neutrale Beobachtungen», sagt Hammer. Man sollte sagen, um was es bei dem Streit ging und wer dabei welche Ansicht hatte. Einzige Ausnahme sind wirklich enge Freunde, erklärt Raffauf: «Wenn ich jemandem vertraue, kann ich auch ehrlich sein und sagen, was ich wirklich denke.» Doch dabei ist Vorsicht geboten: «Vielleicht will mich der andere ja nur aushorchen. Dann sollte ich mich bedeckt halten und nur allgemein sagen 'Da ist etwas ganz blöd gelaufen'.»

Mit etwas Glück bleibt es nicht bei der bitterbösen Feindschaft. «Zuerst muss sicher erst einmal etwas Gras über die Sache wachsen», sagt Raffauf. «Doch ein Gespräch könnte irgendwann helfen, die verhärteten Fronten zumindest leicht aufzubrechen.»

Wer sich nicht traut, den anderen direkt anzusprechen, kann laut El-Safti-Jütte auch einen Brief oder eine E-Mail schreiben. «Dann hat man Zeit, seine Position in Ruhe zu formulieren.» Am besten sei, wenn offen und ehrlich über das Vorgefallene gesprochen wird: Was hat mich so verletzt? Was habe ich vielleicht auch falsch gemacht? Und wie kann es weitergehen? «Auf diese Weise können Verletzungen und Missverständnisse aus dem Weg geräumt werden, so dass zumindest wieder ein halbwegs normaler Umgang miteinander möglich wird.»

Selbst nach einem heftigen Streit können Freundschaften eine zweite Chance bekommen. «Wer sie nach einiger Zeit gerne aufleben lassen würde, muss sich trauen und vorsichtig Kontakt aufnehmen», so die Erziehungsberaterin Maria El-Safti-Jütte. Je nachdem, was vorgefallen ist, könne man auch sagen: «Ich kann verstehen, dass du sauer bist, aber ich würde gerne wieder mit dir befreundet sein.» Wichtig sei, sich an die schönen Dinge zu erinnern - das Vertrauen, den Spaß miteinander - und nicht nur an den Streit. Dann habe die Freundschaft wieder eine Chance.