Berufsbild Berufsbild: Maurer brauchen nicht nur Muckies
KARLSRUHE/BERLIN/DPA. - Einen Stein auf den anderen stapeln, kann jeder. Aber Maurer müssen längst mehr als das tun - sie sind zu Fachleuten für den Hochbau geworden. "40 Prozent der Arbeit spielt sich im Kopf ab", sagt Berufsschullehrer Roland Decker aus Karlsruhe. "Das ist keine Fließbandarbeit, das ist alles Einzelfertigung. Man hat immer andere Bauwerke, bei denen man improvisieren muss." Trotzdem ist es ein Job für Leute, die Wind und Wetter trotzen und kräftig anpacken können.
Rund 9 830 Lehrlinge gab es am 1. Januar 2010. Damit ist die dreijährige Maurerlehre der wichtigste Einstieg in die Baubranche. Allerdings hat der Beruf schon bessere Zeiten erlebt. In den vergangenen vier Jahren ist die Zahl der Ausbildungsplätze um 18 Prozent gesunken. Inzwischen haben Berufseinsteiger wieder gute Chancen. "Wir können im Moment gar nicht alle Ausbildungsplätze besetzen", sagt Ilona Klein vom Zentralverband Deutsches Baugewerbe in Berlin.
Die Anforderungen an Azubis sind aber stark gestiegen: "Die Zeiten sind vorbei, in denen Leute auch mit schlechtem Hauptschulabschluss einen Ausbildungsplatz auf dem Bau bekommen haben", sagt Klein. "Ein Maurer muss längst nicht mehr nur Steine schleppen und die Schubkarre über die Baustelle schieben." Er brauche technisches Verständnis und müsse die physikalischen Eigenschaften der Werkstoffe verstehen.
Nur sieben Prozent der Maurer-Azubis im Handwerk waren 2008 ohne Schulabschluss. 72 Prozent hatten einen Hauptschulabschluss, 18 Prozent kamen von der Realschule - und zwei Prozent hatten sogar Abitur. "Die meisten von denen wollen schon mal die Praxis kennen lernen, bevor sie für ein Ingenieur-Studium an die Hochschule gehen", sagt Decker, der an der Heinrich-Hübsch Berufsschule in Karlsruhe für die Maurer-Ausbildung zuständig ist.
Trotzdem ist Ausbildungsberater Martin Gilles von der Handwerkskammer Koblenz überzeugt, dass auch junge Leute ohne perfekte Noten eine Chance als Maurer haben. "Man muss ins Team passen, zuverlässig und pünktlich sein. Wenn jemand wirklich arbeiten will, dann wird ihm auch eine Fünf in Deutsch verziehen", sagt Gilles, der selbst Maurermeister ist. Wer einen Arbeitgeber nicht mit Schulnoten überzeugen kann, müsse eben bei Praktika seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. "Wenn ein Betrieb sieht: Da hat einer Durchhaltevermögen und kann mitdenken, hat man gute Chancen."
Stein auf Stein zu mauern, ist immer noch eine Kernaufgabe. Ziegelsteine oder Natursteine werden mit unterschiedlichen Mörtel-Mischungen zu Außenwänden, Innenwänden oder Geschossdecken verbaut. Und am Ende muss die Wand nicht nur sicher stehen, sondern auch gut aussehen und das Haus im Winter gegen Kälte dämmen. Kleinere Betonarbeiten gehören ebenfalls zum Job. Immer wichtiger werden Altbausanierungen: Ohne zu viel von der bestehenden Bausubstanz zu beschädigen, müssen Maurer Wände sanieren oder besser dämmen. Materialien und Maschinen werden zunehmend ausgefeilt und sind kompliziert zu bedienen.