Baumverschnitt Baumverschnitt: Mit Schere und Augenmaß: Bäume und Hecken «erziehen»
Bonn/dpa. - Er verjüngt mit dem richtigen Schnitt, formt, lenkt Saftströme, fördert Blütenreichtum und Fruchtsegen. Nicht alles muss geschnitten werden. Gerade die edlen Gehölze wie Japanischer Ahorn, Zaubernuss, Magnolie oder Rhododendron wachsen auch ohne Schnitt perfekt. Die Schere tritt bei ihnen lediglich in Aktion, um kranke und abgestorbene Triebe zu entfernen. Aber Schnitt ist auch nichts Unnatürliches. Schon immer mussten Pflanzen mit dem Stutzen durch gefräßige Mäuler, durch Frost, rauen Wind oder Hochwasser fertig werden.
Das Ausschlagvermögen vieler Gehölze wie Haselnuss, Ginster und Weide ist unglaublich. Besenheide, Lavendel oder Rosmarin sind sogar so an das Abgefressen-Werden gewöhnt, dass sie im sicheren Garten ohne Rückschnitt krankheitsanfällig werden.
Fachleute unterscheiden zwischen Erziehungsschnitt in der Jugend, Pflegeschnitt, Formschnitt und Verjüngungsschnitt. Schnitt und richtiger Aufbau in der Jugend entscheiden darüber, dass aus einem Sämling des Eschenahorns (Acer negundo) ein stattlicher Baum und aus dem des Feldahorns (Acer campestre) eine Heckenpflanze wird. Der erste wird sorgfältig aufgebunden, damit der Spitzentrieb gerade wächst. Ist die Pflanze ausreichend hoch, werden alle Triebe entfernt bis auf den Spitzentrieb und die drei oder vier obersten Seitenzweiglein. Behutsame Korrektur lässt aus ihnen eine schöne, gleichmäßige Krone entstehen.
Auch bei der künftigen Heckenpflanze soll der Spitzentrieb gerade wachsen. Aber in der richtigen Höhe angekommen, stoppt Schnitt das Längenwachstum, bremst die Seitentriebe und zwingt sie, sich zu verzweigen. So entstehen die vielen, kurzen Zweige bis hinunter zur Erde, die die dichte Oberfläche der Hecke formen. Bei der Hecke geht der Erziehungsschnitt in der Jugend nahtlos in den jährlichen Formschnitt über, der die Form dauerhaft erhält.
Beim Pflegeschnitt wird sehr viel differenzierter eingegriffen als beim Formschnitt. Er verfolgt das Prinzip, das Wachstum kräftiger Triebe zu bremsen und in Blütenentwicklung umzuwandeln. Der Rosenschnitt ist typisch für diese Schnittvariante. Er entfernt schwaches Holz und kürzt kräftige Triebe ein. Die verbleibenden Knospen, die Augen, werden besser ernährt. Die aus ihnen entstehenden Triebe sind stärker und entwickeln alle vorhandenen Blütenanlagen.
Während der Pflegeschnitt alljährlich erfolgt, gilt für den Verjüngungsschnitt ein Rhythmus von mehreren Jahren. Vor allem die robusten Ziersträucher wie Forsythie, Flieder, Deutzie und Kerrie hält er jung. Nachlassende Blühfreude signalisiert den richtigen Zeitpunkt, um die dicken, alten, vergreisten Triebe zu kappen.
Geraten frei wachsende Gehölze aus der Form, hilft behutsames «Drücken». Dabei werden Hauptzweige auf einen Seitenzweig zurückgeschnitten. Das fällt kaum auf, bremst den Saftstrom und lenkt ihn auch noch in den dünneren Zweig um.