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Wenn das Auto piept und fiept: Sinn und Unsinn von Warntönen

Von Heiko Haupt 20.11.2007, 08:15

Landsberg/Marburg/dpa. - Hier ein Piepen, dort ein Gong: Die Autohersteller machen Fahrer immer häufiger mit Signaltönen auf Probleme aufmerksam - etwa, wenn das Licht noch brennt, eine Tür nicht geschlossen ist oder der Gurt nicht angelegt wurde.

Fachleute halten das für sinnvoll, weisen jedoch darauf hin, dass die tönenden Hinweise nicht immer eindeutig sind - und manchmal mehr verwirren als zur Problemlösung beitragen. Akustische Warnungen können recht unterschiedlich ausfallen. Als ein hilfreiches Beispiel gilt der Hinweis auf den nicht angelegten Sicherheitsgurt: «Dieser Gurtwarner ist sinnvoll», meint Hubert Paulus vom ADAC-Technikzentrum im bayerischen Landsberg. «Man fährt los und wird durch einen unangenehmen Ton darauf hingewiesen, dass der Sicherheitsgurt nicht angelegt ist.»

Andere Warnungen sind im Grunde ebenfalls sinnvoll, wenn der Fahrer denn wirklich wüsste, was der Wagen ihm zu sagen versucht. Zum Beispiel, wenn der Fahrer nach einer längeren Autobahnfahrt am Ziel ankommt, die Zündung ausschaltet - und plötzlich mit einem Gong-Geräusch konfrontiert ist. Der Fahrer kommt womöglich erst nach längerem Überlegen darauf, dass er auch am Tage das Licht eingeschaltet hatte und drauf hingewiesen wird, dieses auszuschalten.

Auch der eigentlich sinnvolle Gurtwarner führt nicht immer zum vom Hersteller gewünschten Ergebnis. «Das Dauerpiepsen des Gurtwarners kann auch zur Folge haben, dass der Fahrer genervt ist und den Gurt hinter der Sitzlehne vorbeiführt, um ihn in das Gurtschloss zu stecken», sagt Bastian Roet vom Automobilclub von Deutschland (AvD) in Frankfurt/Main.

Prinzipiell steht jedoch außer Frage, dass Warntöne die Aufmerksamkeit der Insassen auf sich ziehen. «Menschen reagieren auf alle Töne, das Gehirn entscheidet dann, was wichtig ist», sagt Martina Stein-Lesniak, Sprecherin der Fördergemeinschaft Gutes Hören (FGH) in Marburg. «Und schrille Pieptöne kann man eben nicht überhören, weil sie sich stark von Alltagsgeräuschen unterscheiden.»

Gerade die schnelle Erkennbarkeit des Defekts ist oft noch das Problem der akustischen Warnungen. «Es gibt das Phänomen, dass die Insassen nicht zuordnen können, auf welche Funktion sich die Warnung bezieht, weil vor zu vielen unterschiedlichen Dingen gewarnt wird», so Bastian Roet. «Wenn es immer nur Warntöne gibt und die auch noch ähnlich sind, dann hilft das im Endeffekt wenig», so Hubert Paulus.

Ein weiteres Problem kann daraus entstehen, dass die Hersteller auf ihre individuellen Klangkonstruktionen setzen. «Eine Vereinheitlichung wäre in diesem Zusammenhang sicher sinnvoll», sagt Martina Stein-Lesniak. Dann wüsste der Fahrer zum Beispiel, dass ein «Pling» auf die noch eingeschalteten Scheinwerfer deutet, während der «Gong» der Hinweis auf die nicht geschlossene Tür ist.