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Tuning Tuning: Kein H-Kennzeichen für «verbastelte» Youngtimer

30.09.2003, 09:58
Tuning wie damals - ist ein Youngtimer wie dieser Opel Manta mit Umbauten versehen, wie sie früher üblich waren, kann er als erhaltenswet eingestuft und mit dem H-Kennzeichen versehen werden. (Foto: dpa)
Tuning wie damals - ist ein Youngtimer wie dieser Opel Manta mit Umbauten versehen, wie sie früher üblich waren, kann er als erhaltenswet eingestuft und mit dem H-Kennzeichen versehen werden. (Foto: dpa) Heiko Haupt

Hamburg/dpa. - Getunte Youngtimer gehören wohl zu den Aufsehen erregenderen Fahrzeugen. VW Käfer mit herunter gesetztem Dach, tiefer gelegte Opel Manta mit breiten Kotflügeln oder Ford Granada mit hoch gelegter Hinterachse bekommen Autofahrer schließlich nicht alle Nase lang zu Gesicht. In der Oldtimer-Szene sind solche Extremumbauten jedoch verpönt. Und den «Hinguck-Faktor» müssen Besitzer von «Fun-Cars» und «Hot-Rods» unter Umständen teuer bezahlen: «Verbastelten» Youngtimern, wie Kritiker diese Autos nennen, kann das steuerbegünstigte H-Kennzeichen verwehrt werden - ganz abgesehen vom geringeren Wiederverkaufswert.

Um getunte Youngtimer - also umgebaute klassische Alltagsautos der frühen siebziger Jahre - mit Oldtimerkennzeichen zulassen zu können, kommt es laut Maik Hirschfeld, Vizepräsident des Bundesverbands Deutscher Motorveteranen-Clubs Deutschland (DEUVET) in Frankfurt, auf den Zeitpunkt des Umbaus an. «Bei Umbauten, die älter als 20 Jahre sind, gelten die Fahrzeuge noch als historisch», sagt der Oldtimer-Experte. Schwieriger sei der Fall, wenn ein Youngtimer heute umgerüstet wird. Dann sei zu prüfen, ob das Zubehör historisch ist.

Kaum Chancen auf den Erhalt des H-Kennzeichens hätten in der Regel Bastler, die in historische Fahrzeuge aktuelle Technik einbauen - etwa Spoiler und Schweller aus dem neuesten Tuning-Katalog oder einen Motor heutiger Bauart. Gleiches gilt laut Hirschfeld für Extremumbauten, die sich nur schwer zurückrüsten lassen und den zeitgenössischen Charakter des Autos komplett verändern. Dazu zählten abgesägte Dächer oder Kotflügelverbreiterungen aus Stahl.

Die Sachverständigen begutachten laut dem TÜV Süddeutschland in München bei der Oldtimer-Abnahme vor allem, ob sich die Autos in «erhaltungswürdigem» Zustand befinden, und ob die «Originalität» gegeben ist. Hintergrund ist dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg zufolge, dass das Historien-Kennzeichen für Fahrzeuge mit einem Mindestalter von 30 Jahren - erkennbar an einem «H» als Schlussbuchstaben - zur «Pflege des technischen Kulturgutes» dient.

Extremumbauten sind in diesem Sinne nicht als «Kulturgut» anzusehen, und kommen folglich nicht in den Genuss der mit dem H-Kennzeichen verbundenen günstigeren Kfz-Steuer: Unabhängig von Hubraum und Schadstoffausstoß werden die Autos pauschal mit 191,73 Euro jährlich besteuert.

Unter Oldtimer-Liebhabern, die sich dem originalgetreuen Erhalt alter Autos verschrieben haben, sind extreme Basteleien ohnehin ungern gesehen. Das Dach eines VW Käfer herunter zu setzen, sei wohl die «brutalste Art» des Umbaus, findet Hanss Christian Lange von der Brezelfenstervereinigung in Hamburg, einem der ältesten VW-Käfer-Clubs in Deutschland.

Kein Problem hat Lange indes mit Young- und Oldtimern, die nach dem Vorbild historischer Rennsport-Versionen umgerüstet werden. «Es gibt beispielsweise Brezelfenster-Käfer, die mit einem 356er-Porsche-Motor ausgestattet sind, breite Reifen haben und 'rumfahren, wie bei früheren Rennen.» Umgerüstete Rennsport-Versionen können laut DEUVET-Experte Maik Hirschfeld das H-Kennzeichen erhalten, wenn Originalteile verwendet werden und das Vorbild tatsächlich bei Rennen gefahren wurde - wie etwa bei einer umgerüsteten Rennsport-Version des BMW 2002, von dem es damals auch eine Werksversion für Tourenwagen-Rennen gab.

Lassen sich die Sachverständigen nicht überzeugen, kann ein umgebauter Youngtimer Hirschfeld zufolge immer noch als normales Fahrzeug zugelassen werden. Doch neben der Gefahr, dass ein Extremumbau nicht genehmigt wird, drohe tollkühnen Bastlern auch ein Wertverlust. Die Mehrzahl der Young- und Oldtimerbesitzer sei sich dessen bewusst; der Trend gehe zum Erhalt des Originalzustands. Extrem umgebaute Fahrzeuge hält der Oldtimer-Experte daher für eine vorübergehende Modeerscheinung: «Solche Fahrzeuge werden irgendwann vom Markt verschwinden und als Ersatzteilträger ausgeschlachtet.»