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Technik Technik: Wenn der Diesel rußt und ruckelt

Von Felix Rehwald 09.05.2006, 09:41
Wenn der Diesel nicht mehr rund läuft, kann das an defekten Injektoren der Direkteinspritzung liegen. (Foto: dpa)
Wenn der Diesel nicht mehr rund läuft, kann das an defekten Injektoren der Direkteinspritzung liegen. (Foto: dpa) Bosch

Stuttgart/München/dpa. - Sprangen sie dann unter heftigem Rütteln an,hüllten sie die Umgebung oft in stinkende Rußwolken. Ein Turbodieselmit Common-Rail- oder Pumpe-Düse-Einspritzung startet dagegen aufAnhieb - dank fortgeschrittener Technik auch ohne Rußwolken. Dassetzt jedoch voraus, dass am Einspritzsystem alles in Ordnung ist.

Dieselmotoren sind im Vergleich zu Benzinern die komplexerenTriebwerke, sagt Helmut Klein vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg(Bayern). Das sei früher umgekehrt gewesen. Ohne ausgeklügelteSensorik und eine Elektronik zur Steuerung der aufwendigenHochdruck-Einspritzanlage sei ein moderner Selbstzünder undenkbar.

Nach Angaben von Jürgen Schneider vom Dieseltechnik-ZuliefererBosch in Stuttgart besteht ein solches Triebwerk aus bis zu 30Komponenten, «die nur durch richtiges Zusammenwirken funktionieren.»Dazu zählen neben einer Hochdruckpumpe die so genannten Injektoren.Sie sind eine Art Düse mit beweglicher Düsennadel, womit derKraftstoff dosiert und fein zerstäubt in die Zylinder gespritzt wird.

Laut Schneider kommt es bei den Injektoren auf «geringsteToleranzen» an - sonst bleibt das Hydrauliksystem nicht dicht. DurchVerschmutzungen und Verschleiß - was durch verunreinigten Kraftstoffbeschleunigt werden kann - ergebe sich mehr Spiel im System. Dadurchwird mehr Kraftstoff benötigt, und weniger Leistung steht bereit.

Auf einen solchen Düsenfehler kann ein verändertes Abgasverhaltenhindeuten. «Wenn es außergewöhnlich rußt, dann stimmt irgendwasnicht», erklärt Bert Korporal vom TÜV Nord in Hannover. Gut sichtbarseien die Rußwolken etwa im Scheinwerferlicht nachfolgender Wagen. Ein weiteres Symptom für einen Düsenfehler ist laut ADAC-FachmannHelmut Klein ein unruhiger Leerlauf, der sich durch Ruckeln undSchütteln des Motors bemerkbar macht. Ein Leistungsverlust beiVolllastfahrt sowie Startschwierigkeiten können weitere Indizien sein.

Was im Einzelfall die Ursache ist, muss eine Fachwerkstattfeststellen. Nachgegangen werden sollte den Problemen auf jeden Fall- und zwar nicht nur, weil sie für Dieselfahrer lästig sind. EinDüsenfehler kann nach Einschätzung von ADAC-Experte Helmut Klein auchKolbenschäden bewirken. Außerdem ist laut TÜV-Fachmann Korporal miteinem Düsenfehler die Verbrennung «schadstoffbelasteter». Weil beider Abgasuntersuchung im Zuge der nächsten Hauptuntersuchung auch die«Rauchgastrübung» ermittelt wird, könne dem Fahrzeug die Prüfplaketteverwehrt werden, wenn die zulässigen Grenzwerte überschritten sind.

Laut Jürgen Schneider schlägt eine Injektor-Reparatur je nach Artdes Problems mit 80 bis 100 Euro zu Buche. Ein neuer Injektor kosteabhängig von Fahrzeughersteller und Modell um die 200 Euro.

Zahlen darüber, wie oft Reparaturen an Diesel-Einspritzsystemenerforderlich werden, hat Bosch nicht. Allerdings stellt sich dasUnternehmen offenbar auf steigenden Reparaturbedarf ein: «Mit derwachsenden Zahl an Dieselfahrzeugen kommen zunehmend auch ältereFahrzeuge mit Hochdruck-Diesel-Einspritzsystemen zu Prüf- undInstandsetzungsarbeiten in die Werkstatt», heißt es. Der Anteil derDieselmodelle an den Fahrzeugneuzulassungen in Deutschland lag demKraftfahrtbundesamt in Flensburg zufolge im Jahr 2005 bei 45 Prozent.