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Nach dem Hochwasser Nach dem Hochwasser: Extra: Autos erst prüfen, dann starten

27.08.2002, 13:30
Im Hochwasser versunkene Autos müssen nicht
Im Hochwasser versunkene Autos müssen nicht dpa

Halle/MZ. - .

Muss ein "Unterwasser-Auto" gleich aufden Schrott?

Korporal: Nein. Aber durch das Stehenim Wasser leiden nahezu alle Bauteile desFahrzeugs.

Wie sollte man vorgehen, um zu sehen,ob das Auto noch nutzbar ist?

Korporal: Wir halten es für sinnvoll,Fahrzeuge, die bis zum Armaturenbrett im Wassergestanden haben, von einer Fachwerkstatt durchsehenzu lassen. Oft besteht dort auch die Möglichkeit,die Autos in Lackierkabinen bei Temperaturenvon etwa 80 Grad Celsius sehr effektiv zutrocknet.

Was ist zu tun, bevor man das Wasser-Autozur Werkstatt gibt?

Korporal: Zwangsläufig wird es ineinem Fahrzeug mit "Wasserschaden" zunächsterst einmal eine Weile etwas muffig aus Innen-

verkleidung, Sitzen und Teppich riechen, dasbekommt man nicht gleich raus. Vor der Übergabean die Werkstatt kann der Fahrzeughalter schoneinmal den Innenraum reinigen und "vortrocknen".Es ist empfehlenswert, dazu die

Sitze auszubauen und zum Trocknen in die Sonneoder einen warmen, gut belüfteten Raum zustellen.

Im Innenraum kann man dann mit Handtüchernoder Küchenkrepppapier die Feuchtigkeit vomTeppich aufnehmen.

Wird sich der Rost nach dem Wasseraufenthaltlangsam durchs ganze Auto fressen?

Korporal: Nein. Längeres Stehen imSüßwasser wird von der Karosserie im allgemeinengut verkraftet, wenn das Fahrzeug anschließendrichtig austrocknen kann. Eine Garage istnur dann geeignet, wenn ständig durch einausreichend großes Gebläse für Luftaustauschgesorgt wird.

Sollte man das Blech nicht dennoch zusätzlichvor Rost schützen?

Korporal: Das ist sicher nützlich.Empfehlenswert ist es, die Hohlräume zu konservierenbeziehungsweise den vorhandenen Korrosionsschutzauffrischen zu lassen.

Sind die Bremsen nach dem Wasser nochintakt?

Korporal: Durch das Stehen im Wasserbildet sich auf den Bremsscheiben oder -trommelneine Korrosionschicht. Diese verschwindetim normalen Betrieb nach mehrmaliger vorsichtigerBetätigung der Betriebsbremse. Die Feststellbremsesollte ebenfalls mehrfach betätigt werden.

Kann es Probleme mit der Bremsflüssigkeitgeben?

Korporal: Ja. Die Bremsflüssigkeitist hygroskopisch (sie nimmt Wasser auf).Dadurch sinkt der Siedepunkt. Bei mehrerenkurz aufeinander folgenden Bremsungen kanndadurch die Bremsflüssigkeit so stark erhitztwerden, dass der Siedepunkt überschrittenwird. Dies hätte einen Ausfall der Betriebsbremsezur Folge. Also unbedingt Bremsflüssigkeitprüfen.

Die Elektrik ist besonders anfällig, woraufsollte man achten?

Korporal: Zu elektronischen Bauteilenwie Motorsteuerung, ABS, ESP, ASR ist keinepauschale Aussage zur Zuverlässigkeit nacheinem längeren "Wasserbad" möglich. Sicherist, die Batterie muss von einem Fachbetriebgeprüft werden, besonders der Säuredichtestand.

Darf man Autos mit Wasserschäden, wenndie Fahrzeuge scheinbar intakt sind, gleichanlassen?

Korporal: Hier ist besondere Vorsichtgeboten, und auch hier ist man in der Werkstattbesser aufgehoben. Denn es könnte durchaussein, dass durch offene Ventile Wasser indie ZyIinder eingedrungen ist, das dann beimAnlassen "verdichtet" wird, sich aber natürlichnicht verdichten lässt. Es kommt zum so genanntenWasserschlag und damit zu einem kapitalenMotorschaden.