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"Idiotentest" "Idiotentest": So bereiten Sie sich am besten auf die MPU vor

Von Kerstin Metze 16.01.2017, 11:11
Jährlich müssen zahlreiche Autofahrer zum „Idiotentest“, vor allem weil sie zu viel Alkohol getrunken haben.
Jährlich müssen zahlreiche Autofahrer zum „Idiotentest“, vor allem weil sie zu viel Alkohol getrunken haben. dpa

Wer unter Alkohol- oder Drogeneinfluss mit dem Auto fährt, wer rast oder drängelt, muss die Konsequenzen tragen. Wenn das Verkehrsvergehen besonders gravierend ist, kommt eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU), im Volksmund Idiotentest, hinzu. Betroffene wissen dann oft nicht genau, wie sie sich richtig vorbereiten und ihre Probleme anpacken sollen. Axel Uhle, Verkehrspsychologe und Mitglied der Geschäftsführung bei der Tüv Süd Pluspunkt GmbH, weiß, welche Fragen im Vorfeld am häufigsten auftauchen:

Warum ist eine Vorbereitung auf die MPU sinnvoll und wann soll ich damit beginnen?

Betroffene sollten sich so schnell wie möglich nach dem Führerscheinentzug an einen erfahrenen, kompetenten und seriösen Berater wenden, empfiehlt Tüv-Experte Uhle. Professionelle Unterstützung sei nötig, um kritische Verhaltensweisen zu verändern. „Es ist nicht das Ziel, dass sich der Betroffene auf die MPU wortwörtlich ’vorbereitet’, sondern dass er an seiner Einstellung und an sich selbst arbeitet.“

Wie viel kostet eine seriöse Vorbereitung?

Dem Tüv zufolge kosten individuelle Beratungsgespräche etwa 100 Euro, Gruppenmaßnahmen um die 600 bis 800 Euro und verkehrstherapeutische Einzelgespräche rund 1 000 Euro. „Diese Kosten lohnen sich aber auf jeden Fall“, sagt Uhle, denn das Bestehen nach einer qualifizierten Vorbereitung sei günstiger als viele Fehlversuche.

Gibt es auch kostenfreie Informationsangebote?

Als hilfreich empfinden viele Betroffene kostenlose Informationsabende, bei denen es Informationen über Ablauf und Inhalt der MPU und über die Möglichkeiten einer seriösen Vorbereitung gibt. Solche Informationsabende werden beispielsweise von Sachver-ständigenorganisationen wie Dekra, Tüv Nord und Tüv Süd Pluspunkt auch in Halle angeboten.

Kann man sich auch übers Internet oder mit einem Buch vorbereiten?

Im Internet ist immer Vorsicht geboten, da sich viele schwarze Schafe auf dem Markt tummeln. Auch bei Büchern sollten Betroffene kritisch sein. Ein Buch alleine reicht meist nicht aus, besser ist es, einen seriösen Berater hinzuzuziehen.

Wie läuft eine Vorbereitung ab?

Zusammen mit einem kompetenten Berater erstellt der Betroffene einen individuellen Fahrplan, wie er den Weg zurück zum Führerschein meistern kann. Ob das in Beratungsgesprächen, Gruppenmaßnahmen oder verkehrstherapeutischen Einzelgesprächen geschehen sollte, ist individuell unterschiedlich. „Manche Menschen profitieren davon, sich in der Gruppe mit anderen auszutauschen, andere widmen sich ihren Problemen lieber in einem vertrauensvollen Einzelgespräch“, sagt Axel Uhle.

Woran erkenne ich einen seriösen Vorbereiter?

Er ist Diplom-Psychologe oder verfügt über einen Master in Psychologie. Er muss eine verkehrspsychologische Ausbildung bei einer amtlich anerkannten Begutachtungsstelle oder einem Träger von Kursen gemäß § 70 Fahrerlaubnisverordnung absolviert haben. Er sollte sich in der Diagnostik zu Alkohol- und Drogenkonsum sowie im Straßenverkehrsrecht auskennen, medizinische Befunde und chemisch-toxikologische Untersuchungen lesen können und mit den Begutachtungsleitlinien sowie Beurteilungskriterien der MPU vertraut sein. „Wichtig ist auch, dass er im Verlauf der Beratung schriftliche Aufzeichnungen macht und zum Schluss ein schriftliches Beratungsergebnis oder eine Teilnahmebescheinigung aushändigt“, sagt der Tüv-Experte. Vorsicht ist Uhle zufolge geboten, wenn vermeintliche Helfer Schauspielunterricht anbieten oder mit einer „Geld-zurück-Garantie“ oder „100-Prozent-Chance“ werben. Selbst ernannte MPU-Experten, die mit „Psycho-Tricks“ für positive Gutachten werben, sollte man meiden.

Muss jeder, der nach einer Alkoholauffälligkeit zur MPU muss, Abstinenz einhalten? Und wie ist das nach einer Drogenauffälligkeit?

„Nicht nach jeder Alkoholauffälligkeit muss Abstinenz eingehalten werden“, sagt Uhle. Oft genüge es, das eigene Trinkverhalten auf den Prüfstand zu stellen und weniger beziehungsweise kontrolliert zu trinken. „Personen, die alkoholabhängig sind, müssen aber eine Therapie machen und ein Jahr lang Abstinenznachweise liefern.“ Bei Drogen ist Uhle zufolge in jedem Fall eine dauerhafte Abstinenz zu empfehlen und nachzuweisen. Je nach Einzelfall, Schweregrad und Gefährdungsgrad müssen diese Nachweise zwischen sechs und zwölf Monaten gebracht werden.

Was will der Gutachter wissen? Kann ich „ehrlich“ sein und alles angeben?

Axel Uhle erklärt, dass der Gutachter sehen will, dass der Betroffene sein Fehlverhalten einsieht, sich mit den Ursachen auseinandergesetzt und aktiv die richtigen Konsequenzen gezogen hat. „Im Gespräch sollte man immer offen und ehrlich sein – die Gutachter sind bestens ausgebildet und erfahren, sie merken also sofort, wenn jemand versucht, ihnen etwas vorzuspielen“, merkt der Fachmann an.

Stimmt es, dass bei der ersten MPU die meisten durchfallen?

„Nein“, sagt Uhle, „das stimmt nicht.“ Untersuchungen der Bundesanstalt für Straßenwesen würden zeigen, dass mehr als 80 Prozent auf Anhieb die Medizinisch-Psychologische Untersuchung bestehen, wenn sie sich frühzeitig informieren und eine professionelle Beratung in Anspruch nehmen.