MZ-Test Der Hyundai Staria verwöhnt mit Raum ohne Ende
Auf 5,25 Meter Länge können in drei Reihen bis zu neun Personen Platz finden. Riesige Schiebetüren erleichtern das Einsteigen und Beladen. Die Preise starten bei 48.100 Euro.

Halle / Saale - Man ist der riesig! Betrachter, die erstmals vor dem Hyundai Staria stehen, staunen über die schiere Größe des Vans. Hier scheint alles XXL zu sein. Gewaltig baut sich der Wagen vorn auf, geprägt durch durch den senkrechten, fast halbmeter hohen Frontgrill. Über dem spannt sich eine schmale Lichtleiste über die ganze Fahrzeugbreite, darüber die sehr breite ansteigende Frontpartie mit einer üppigen Scheibe.
Zwei Meter reckt sich der Wagen hoch, zwei Meter ist er lang und mit 5,25 Meter Länge fährt er in Regionen, in denen die S-Klasse (ab 5,18 Meter) unterwegs ist. Der Begriff ist verschlissen, aber hier definiert er treffend, was man vor sich hat: ein Raumschiff. Das übertrifft mit seinem umbauten Raum und der Länge alles, was Vans andere Marken zu bieten haben. Ein Manko des Groß-Mobils soll - freilich mit Augenzwinkern - nicht verschwiegen werden. Der Staria bietet mit seinen großen Karosserieflächen und Fenstern Schnee einen überdimensionalen Landeplatz. Vom Dach ist die weiße Pracht kaum komplett runter zu bekommen und beim Enteisen der Frontscheibe wünscht man sich längere Arme...
Aber genau das definiert auch den größten Staria-Vorzug: Platz ohne Ende, was man beim Einsteigen in den gefahrenen Siebensitzer sofort merkt. Ausufernde freie Fläche in den Fußräumen vorn und hinten und selbst vor der dritten Reihe ist es nicht eng. Zwischen den Einzelsitzen in der ersten und zweiten Reihe gibt es gut einen halben Meter Leerraum, da passt locker ein Koffer dazwischen, wenn es sein muss. Zwei gewaltige Schiebetüren erleichtern Einsteigen und Laden. Verzichtet man auf das - elektrisierte - Lehnenumlegen, fasst der Kofferraum hinter der dritten Reihe je nach Sitzposition 117 bis 431 Liter Ladevolumen.
Sehr praktisch ist, dass die Sitzmöbel in allen Reihen als Einzelsitze erhältlich sind. Das sichert sehr individuelles Einstellen von Lehnenneigung und Sitzposition, man kann sogar liegen. Mit einem Zug an einem Band an der Lehne öffnet sich der Weg in die dritte Reihe. Dort kann man überraschend bequem sitzen, das hat so gar nichts von Notsitz. Die hinteren Reihen lassen sich flachlegen und spendieren so viel Laderaum extra. Oder Schlafraum für zwei. Denn dort kann man sich gut strecken. Aber eine wirklich bequeme Schlaffläche wird es - trotz der Größe - nicht, denn man müsste auf den ziemlich harten Rückseiten der umgeklappten Lehnen nächtigen. Wer das oft vor hat, wird sicher eine Matratze an Bord haben. Es sind viele große Ablagen vorhanden. Sehr schade ist, dass der Ausbau der Sitze nur mit Werkzeug gelingt, es ist vom Hersteller nicht vorgesehen.
Der Staria Trend startet bei 48.100 Euro. Wählt man ihn als Siebensitzer in der teuersten - im Test gefahrenen - Ausstattung Signature kommt man auf 57.550 Euro. Aber da ist die Ausstattungspreisliste abgearbeitet, nur ein Panoramaschiebedach kann noch dazu gekauft werden. Der Staria bietet in der Top-Version u.a. Nappa-Ledersitze (beheiz- und belüftbar), Ambientebeleuchtung in 64 wählbaren Farben, Dachhimmel in Wildlederoptik, ein Bose-Soundsystem mit 12 Lautsprechern, Voll-LED-Scheinwerfer und natürlich das ganze Arsenal ein Helfern für Fahrsicherheit und - komfort. In jeder Sitzreihe befinden sich USB-Anschlüsse. Eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik sorgt auch im Fond dafür, dass alle Insassen individuell wählen können, was ihnen angenehm ist. Und ein ungewöhnliches Extra gibt es: Ein sensorbasierter Insassenalarm erinnert beim Aussteigen an zurückgelassene Personen oder Tiere...
Rangieren lässt sich der Staria meist überraschend gut, denn die Fensterflächen ringsum haben eindrucksvolle Größe und die Sitzposition ist wie im Van oft üblich leicht erhöht. Im Stadtgewimmel und bei engen Parklücken ist man dennoch froh, wenn man von der Rückfahrkamera unterstützt wird. Eine 360-Grad-Kamera war im Testwagen Serie, man kann sich so mit einem Blick auf den Bildschirm am Armaturenbrett nach allen Seiten absichern. Beim Staria sind Anzeigen hinterm Lenkrad getrennt vom Infodisplay rechts. Kein extrabreites Panel - wie im Hyundai Kona oder im Opel Astra - verbindet beide optisch. Als Mangel wird die klare Trennung indes nicht empfunden. Die Bedienbarkeit des Displays ist schlüssig, alles erschließt sich nach einigen Übungen. Hyundai hat - sehr gut ! - eine vernünftige Mischung aus Tasten und Touchbedienung gefunden. Über Tasten am Lenkrad lassen sich einige Assistenzsysteme direkt steuern, ohne Umwege durch Menüs auf dem Display.
Der Staria beieindruckt durch sein Raumangebot, beim Antrieb indes gibt es keine Überraschungen. Ein grundsolider 2.2-Liter-Dieselmotor sorgt für Vortrieb. 177 PS reichen für entspanntes Gleiten. Lädt man doch mal voll mit Mensch und Material, werden Grenzen beim Beschleunigen erreicht, aber das ist ja eher die Ausnahme. Gut dennoch, dass kräftige 430 Nm Drehmoment geboten werden. Die Anhängelast indes ist nicht berauschend: 1,5 Tonnen, da gibt es anderswo mehr.
Im Testmittel wurden bei gemächlicher Fahrt rund 7,5 Liter auf 100 Kilometer gemessen. Im Kurzstreckenbetrieb oder im Stadtverkehr stieg der Verbrauch dann doch auf beachtliche zehn Liter an. Bummelt man über Landstraßen, kommt man auch mal auf um die sechs Liter. Bei einem Tankinhalt von 75 Litern können sich manchmal rund 1.000 km Reichweite ergeben. Eine Acht-Gang-Automatikgetriebe verteilt die Kraft in der gefahrenen Version Signature auf alle vier Räder (Serie ist Frontantrieb). In beiden Fällen ist die Straßenlage gut. Übertreibt man es in schnellen Kurven, ist leichtes Wanken feststellbar, es verunsichert aber nicht. Die großen Seitenflächen bieten Wind gute Angriffsmöglichkeit, darauf lässt sich aber einstellen. Bei rechtwinkligen Kurven wird man anfangs - wenn der Wagen mal über die Bordsteinkante holpert - daran erinnert, dass man in einem Raumriesen von 5,25 Meter Länge unterwegs ist. Da lernt man schnell, immer einen großen Kurvenradius zu wählen. Mit seinem Platz- und Preisangebot dürfte der Hyundai Staria momentan unter den Vans keine Konkurrenz haben.
Technische Daten Hyundai Staria (Signature):
Antriebe: Dieselmotor mit 2,2 Litern Hubraum
Drehmoment: 430 Nm
Testverbrauch: 7,5 l / 100 km
Spitzentemp: 180 km/h
Länge: 5,25 m, Höhe 2,0 m
Kofferaum: 117 bis 431 (Siebensitzer mit drei Reihen)
Preis: ab 48.100 Euro (Trend), 57.550 Euro (Signature)
