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Ausstellung "Abgetankt" Ausstellung "Abgetankt": Tankstellen aus den 50ern in Szene gesetzt

Von Merle Sievers 03.03.2015, 14:08
Fotograf Joachim Gies hat alte Tankstellen ausfindig gemacht und fotografiert, wie diese alte Zapfstation in Halver, die heute ein Frisörsalon ist.
Fotograf Joachim Gies hat alte Tankstellen ausfindig gemacht und fotografiert, wie diese alte Zapfstation in Halver, die heute ein Frisörsalon ist. JOACHIM GIES Lizenz

Egal ob mitten in der Stadt, an einem verlassenen Fahrweg auf dem Land oder an der Autobahn: Tankstellen gehören zu Deutschlands Straßen wie Stau und Asphalt. Aber was passiert mit den Bauten, wenn sie nicht mehr als Tankstelle genutzt werden? Etwa weil die Umgebung sich verändert hat und die Kundschaft ausbleibt oder weil - im Gegenteil - der Platz zu eng wird?

Joachim Gies (29)

kommt gebürtig aus Hamm/Westfalen und studierte von 2009 bis 2014 Fotografie an der Fachhochschule in Dortmund. Er arbeitet als freier Fotograf für Presse, Architektur und Unternehmen in Köln.

www.joachim-gies.de

Für seine Abschlussarbeit fotografierte er zahlreiche stillgelegte und umfunktionierte Tankstellen in Nordrhein-Westfalen. Die Fotografien wurden in einem Bildband mit dem „Abgetankt“ veröffentlicht.

www.abgetankt.de

Fotograf Joachim Gies ist dieser Frage in seiner Abschlussarbeit nachgegangen und hat stillgelegte Tankstellen in ganz Nordrhein-Westfalen ausfindig gemacht. „Die Recherche war ziemlich aufwendig“, erzählt Gies. „Zwei Monate lang habe ich jeden Tag Ämter und Behörden abtelefoniert und nachgefragt. Am Ende hatte ich rund 300 Adressen über das Ruhrgebiet, das Sauerland und das Bergische Land verteilt.“

Von den 300 Tankstellen haben es schlussendlich 61 in den Bildband geschafft. Bei seinen Besuchen an den Tankstellen ging der Fotograf auch immer der Frage nach, ob und wenn ja wie die alten Zapfstationen aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren heute noch genutzt werden. Dabei entdeckte er Tankstellen-Gebäude, die heute als Frisörsalon, als Dönerladen, als Reisebüro oder sogar als Autobahnkapelle dienen. Besonders skurril: In einem ehemaligen Kassenhäuschen hat die Besitzerin, eine ältere Dame, einen Wintergarten eingerichtet, in dem nun ihr Graupapagei namens Werner lebt.

Immer mehr Tankstellen werden abgerissen

Für Gies ist seine Abschlussarbeit nicht die bloße Erfüllung einer Hochschul-Aufgabe sondern eine Herzensangelegenheit. „Mir ist es wichtig, dass diese tollen Bauten mitsamt ihrer individuellen Gestaltung dokumentiert werden. Immer mehr Tankstellen werden abgerissen, da gehen Geschichten verloren“, sagt der Fotograf im Gespräch mit dieser Zeitung.

Zunächst ist aus den insgesamt 61 Fotografien ein Bildband entstanden, der im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde. Die Architektenkammer NRW zeigt die Bilder nun erstmals in einer öffentlichen Ausstellung.

Im Sommer will Gies sein Projekt fortsetzen und weitere stillgelegte Tankstellen, diesmal in der ganzen Bundesrepublik, fotografieren. „Die Zeit läuft langsam aber sicher ab“, so Gieß. „Ich muss die Tankstellen finden, bevor sie verschwinden.“

Die Ausstellung „Abgetankt!“ kann vom 4. März bis zum 24. April im Haus der Architekten (Zollhof 1) im Medienhafen in Düsseldorf besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.

Das Kassenhäuschen dieser Tankstelle in Marienheide wird von Graupapagei Werner bewohnt. Seine Besitzerin hat ihm einen wohnlichen Wintergarten eingerichtet.
Das Kassenhäuschen dieser Tankstelle in Marienheide wird von Graupapagei Werner bewohnt. Seine Besitzerin hat ihm einen wohnlichen Wintergarten eingerichtet.
JOACHIM GIES Lizenz