140 PS im Durchschnitt 140 PS im Durchschnitt: Unsere Autos sind so stark wie nie

Kontinuierlich steigt die PS-Zahl der Neuwagen in Deutschland. Betrug im Jahr 1995 beim Durchschnitts-Neuwagen die Motorleistung noch 95 PS, so hat sich diese im Zeitverlauf auf 140 PS erhöht. Dies ist gegenüber dem Jahr 1995 ein Zuwachs von 45 PS (47 Prozent). Zwar sinkt der Treibstoffverbrauch von Neuwagen aufgrund der Auflagen der EU-Kommission. Die PS-Zahlen steigen jedoch weiter.
Das geht aus einem Bericht von Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen, hervor.
Mit den steigenden PS-Zahlen steigt auch die Höchstgeschwindigkeit der in Deutschland verkauften Neuwagen. So haben im Jahr 2013 knapp 29 Prozent aller in Deutschland zugelassenen Neuwagen (845.630 Fahrzeuge) eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 200 km/h erreicht.
Knapp ein Prozent aller Pkw-Neuwagen, die 2013 in Deutschland neu zugelassenen wurden, erreichten Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 250 km/h. Man kann davon ausgehen, dass die Spitzengeschwindigkeiten mit den PS-Zahlen steigen und
auch im Jahr 2014 die Anzahl der Neuwagen mit mehr als 200 km/h Spitzengeschwindigkeit weiter gestiegen ist. Ein Teil der zusätzlichen Motorstärke geht also in die Spitzengeschwindigkeit der Fahrzeuge.
SUV-Anteil steigt stetig
Im Jahre 2006 waren 6,5 Prozent aller Neuwagen SUV-Fahrzeuge. Der Durchschnitts-Neuwagen hatte damals 126 PS. Bis Ende des Jahres 2014 stieg der SUV-Anteil auf rund 18 Prozent aller Neuwagen. Das einzige Jahr in dem PS-Zahl und SUV-Anteil zurückgingen war das Jahr der Abwrackprämie 2009. Die Motorstärke der Neuwagen sackte in diesem Jahr auf 118 PS ab und simultan sank auch der SUV-Anteil unter den Neuwagen auf 7,3 Prozent.
„SUV sind eben stärker motorisiert und mit steigenden SUV-Anteil steigen auch die PS-Zahlen, der in Deutschland verkauften Neuwagen“, so der Autoexperte.
Der steigende SUV-Trend werde dazu führen, dass auch in den nächsten Jahren in Deutschland mit steigendes PS-Zahlen gerechnet werden könne, schätzt Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer. Zwar kämen immer mehr kleine SUV á la Opel Mokka in den Markt, aber noch habe der SUV gut 26 PS mehr als das Durchschnitt-Fahrzeug.
Günstige Treibstoffe begünstigen mehr Power
Neben dem SUV-Trend würden auch günstige Treibstoffe zum Kauf von höhermotorisierten Pkw verleiten. Im Jahr 2014 ist der Benzin- und Dieselpreis deutlich gefallen und die PS-Zahl der Neuwagen deutlich gestiegen. Zwar verbrauchen PS-stärkere Motoren nach Normangaben weniger Treibstoff, allerdings eben nur dann, wenn man nach der unrealistischen Norm fährt.
Ein Porsche-Fahrer, der mit seinem Porsche nach Norm-Testzyklus fährt, dürfte die Ausnahme sein, denn Geschwindigkeiten über 120 km/h sind im Normzyklus eben nicht mehr enthalten, so Dudenhöffer.
Hohe PS-Zahl bringt hohe Gewinne
Betrachtet man die Gewinne der Autobauer, gilt die Gleichung: Hohe PS-Zahl bringt hohe Gewinne. Porsche macht mit 342 PS pro Fahrzeug den größten Profit pro Fahrzeug unter den Autobauern. Die drei Premiumhersteller Audi, BMW und Mercedes liegen deutlich über den PS-Zahlen des Gesamtmarktes. Dies gilt auch für die Profitabilität der Unternehmen. Die Autokäufer sind offensichtlich bereit, gerne Geld für PS und größere und leistungsstärkere Autos auszugeben.
Den größten Sprung bei den PS-Zahlen gegenüber 1995 hat unter den deutschen Autobauern übrigens VW gemacht. Der Durchschnitts-VW hat in diesem Jahr eine Motorleistung von 128 PS. Das ist ein Plus von 62 Prozent gegenüber dem Jahr 1995.
Der deutsche Autobauer, der die meiste Zurückhaltung beim PS-Rennen der Autobranche unter den deutschen Autobauern seit 1995 übt, ist Porsche. Dort nahm die PS-Zahl um 17,9 Prozent zu. Dies hat natürlich damit zu tun, dass Porsche mit dem Boxster und Macan deutliche Schritte zu „kleineren“ Autos gegangen ist.
Norm-Verbrauch sinkt trotz mehr PS
Trotz höherer Motorleistung ist der Norm-Verbrauch der in Deutschland zugelassenen Neuwagen in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. Dies ist ein klares Ergebnis der CO2-Regulierung der EU. Wurde im Jahr 2003 pro Pkw-Neuwagen noch 175,8 Gramm/CO2 verbraucht ist dieser Wert auf mittlerweile 133,0 Gramm/CO2 gesunken.
Während im Durchschnitt bei Pkw-Neuwagen im Jahre 2014 ein CO2-Verbrauch von 133 Gramm/km vorliegt, emittiert der SUV 151,2 Gramm/km und damit 18,2 Gramm/km mehr als der Durchschnitt-Pkw. Trotz moderner Motoren- und Fahrzeugtechnik drücken damit die steigenden SUV-Anteile im deutschen Automarkt den CO2-Ausstoß hoch.
Rechnet man die CO2-Emission in Treibstoffverbrauch um, benötigt der Durchschnitt-Ottomotor im Jahre 2014 in Deutschland 5,6 Liter/100km. Im Jahre 2003 waren dies noch 7,8 Liter/100km. Bei Durchschnitts-Diesel beträgt der Verbrauch 5,0 Liter Diesel/100 km. Im Jahre 2003 betrug dieser Wert noch 6,4 Liter Diesel/100 km.
Allerdings seien diese Werte „theoretisch“, denn der Normverbrauch untertreibt den tatsächlichen Verbrauch zwischen 20 Prozent bis 40 Prozent. Und mit modernen Motoren würden die Untertreibungen zunehmen, vermutet der Autoexperte.
Das PS-Rennen geht munter weiter
Das Fazit von Dudenhöffer: Die Autobauer hätten es zwar geschafft, höhere Motorstärke nicht unbedingt mit höheren Treibstoffverbrauch zu kombinieren. Dies gelte allerdings nur für den sogenannten „Normverbrauch“, wie er nach den derzeit gültigen Kriterien der EU-Kommission gemessen werde.
„Das Rennen nach immer höheren Motorleistungen unserer Neuwagen scheint noch lange nicht zu Ende.“ Wichtiger Grund dafür seien immer neue Versionen von SUVs mit immer „sportlicheren“ Fahrleistungen. Im Jahr 1995 hätte wohl niemand gedacht, dass einmal 140 PS das Mittelmaß bei der Motorleistung bei Neuwagen sein könnte. Damals hatte ein Mercedes im Schnitt 138 PS, die Audis 128 PS und BMW 147 PS.
Da bis zum Jahre 2022 in der EU die Treibstoffverbräuche und CO2-Werte auf die heutigen Werte festgeschrieben sind, könne man erwarten, das auch in den nächsten Jahren die PS-Zahlen unserer Neuwagen weiter steigen. „Benzin und Diesel ist preisgünstig für Autofahrer. Da werden ein paar PS mehr gerne gekauft.“ (mit Material des CAR-Center Automotive Research)
Sehen Sie hier die zehn beliebtesten SUVs der Deutschen.

