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Ausstellung «schuhtick» zeigt heiße Sohlen

Von Sabine Komm 18.09.2009, 13:57

Bremen/dpa. - Schuhe sind Statussymbole. Tiefrote Kardinalschuhe ebenso wie Promi-Pumps und Fetischstiefel. Das Übersee-Museum Bremen präsentiert alle Variationen.

Von Samstag (19.9.) an ist hier die aus Herne übernommene Wanderausstellung «schuhtick: Von kalten Füßen und heißen Sohlen» zu sehen. In abgedunkelten Räumen geht es um Schuhmode quer durch die Jahrhunderte. Bis zum 28. März 2010 können Besucher mehr als 400 Objekte studieren sowie in High Heels und Plateauschuhen den Laufsteg erobern und sich dabei filmen lassen.

«Einmal Modell sein wie Heidi Klum: Im Übersee-Museum machen wir das möglich, allerdings bloß im Schuhbereich», kündigte Kurator Hartmut Roder an. Bewusst habe sich das Ausstellungsteam gegen eine reine Vitrinenschau entschieden. Anders als in vielen Schuhmuseen dürfen die Besucher Fisch-, Ziegen- und Rindsleder anfassen, Schubläden voller Pfennigabsätze aufziehen und Bata Illics Hit «Ich hab' noch Sand in den Schuhen aus Hawaii» hören. Roter Teppichboden und schwarze Ausstellungsarchitektur unterstreichen Eleganz und Provokation der jeweiligen Moderichtung.

Zu den interessantesten Stationen der nach Angaben des Museums rund eine halbe Million Euro teuren Schau gehören begehbare, zimmergroße Schuhkartons. Sie ermöglichen auch den Blick auf Fetische. Es geht um Erotik und Macht. «schuhtick» zeigt, dass Sonnenkönig Ludwig XIV. Schuhe mit roten Absätzen trug, eingefärbt mit dem Sekret der Purpurschnecke, damals ein sündhaft teures Statussymbol. «Schuhe sind auch heute noch Symbol für Luxus, obwohl sie fast alle in China hergestellt sind, also von Fabrikarbeiterinnen, die gerade mal 40 Cent in der Stunde verdienen», sagt Roder.

Die meisten Ausstellungsstücke stehen aber auch bei «schuhtick» hinter Glas: Outdoor-Schuhe für den Hund ebenso wie ein Spionageschuh mit eingebauter Kamera aus DDR-Zeiten und die Spangenschuhe von Kaiserin Sissi aus dem Jahr 1856. «Damals gab es noch Einläufer, denn die Herrschaften wünschten weiche Schuhe», sagt Kuratorin Andrea Müller. Bis heute sei in Österreich der Begriff «Einläufer» ein Schimpfwort, weil diese Menschen nicht mehr Fähigkeiten haben mussten als die richtige Schuhgröße.

«Schuhtick» versteht sich als Hommage an die Fuß-Mode, von mittelalterlichen Trippen bis zu Notschuhen aus dem Zweiten Weltkrieg, von den Wimbledon-Siegerschuhen von Boris Becker bis zu den Öko-Latschen mit Strasssteinen, designt von Model Heidi Klum. Viele Exponate der durch einen archäologischen Schuhfund in Paderborn angeregten Ausstellung sind so wertvoll, dass sie in Klimakisten nach Bremen gebracht wurden. Andere sind nur als Replik vertreten, zum Beispiel der mit Stroh ausgepolsterter Schuh der Gletschermumie «Ötzi». Die Wanderausstellung ist vom 15. Mai bis 5. November auch in den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim zu sehen.

Infos zur Ausstellung: www.schuhtick-ausstellung.de