11. September 2001 11. September 2001: E-Mails mit zynischen Wortspielen

Kairo/Doha/dpa. - «Es ging (bei der Planung des 11. September) vor allem darum, dieZellen untereinander und mit dem Generalkommando in Afghanistan zuverbinden, bis die Zellen bereit waren zur Durchführung», sagte RamziBinalshibh, der in Hamburg mit dem Flugzeugattentäter Mohammed Attazusammengewohnt hatte. Zu sehen war er in der Sendung «Streng geheim»des arabischen Fernsehsenders El Dschasira in der Nacht zum Freitagjedoch nicht. Nur ein Tonband war zu hören.
Der Reporter des Senders mit Sitz in Katar versicherte, er habeBinalshibh und den Präsidenten des Militärkomitees der El Kaida,Chalid Scheich Mohammed, im vergangenen Juni in der pakistanischenHafenstadt Karachi zwei Tage lang in einer leeren Wohnung interviewt.Binalshibh sagte ihm, die Flugzeugattentäter hätten den Zielen, diesie bei ihren Anschlägen treffen wollten, Codenamen gegeben. DasPentagon sei als «Kunstakademie" bezeichnet worden, das World TradeCenter als «Fakultät für Stadtplanung» und der US-Kongress - den diein Pennsylvania abgestürzte Maschine nach dem Willen der Attentäterhätte treffen sollen - als «Juristische Fakultät».
Mohammed Atta habe der El Kaida einige Tage vor dem Anschlag ineiner als Rätsel verschlüsselten Telefonbotschaft das Datum für dieFlugzeugattentate genannt, fügte er hinzu. «Er sagte, was sind zweiStöcke und ein Strich mit einem Kuchen? Da wusste ich, es wird der11.9.» (Die Stöcke stehen für die beiden Einser, der Strich mit demrunden Kuchen oben für die Neun). Binalshibh sagte, er selbst seikurze Zeit später über Pakistan nach Afghanistan gereist und habe denTerroristenanführer Osama bin Laden informiert. Bin Laden und seineGetreuen hätten die Anschläge in Afghanistan verfolgt. «Wir sahen (imFernsehen) live zu und haben gebetet: ziel, ziel, ziel.»
Doch die Codenamen für die Terrorziele und das «Rätsel» vonMohammed Atta waren nicht die einzigen zynischen Wortspiele derTerroristen. In Attas letzter E-mail, die er Binalshibh nach dessenAngaben von den USA aus nach Hamburg schickte, sprach er von «19Zeugnissen für höhere Studien» (19 Attentäter) und ließ «Grüße an denProfessor» (Bin Laden) ausrichten. Binalshibh behauptete außerdem,Bin Laden habe vor den Anschlägen auf die US-Botschaften perFernsehen einen verschlüsselten Hinweis auf die Operation gegeben.Bei einem TV-Interview vor den Anschlägen habe er vor einer Afrika-Karte gesessen und mit seinem Kopf die Staaten Tansania und Keniaverdeckt.
Binalshibh behauptete auf dem Tonband weiter, als El Kaidazweieinhalb Jahre vor dem 11. September mit der Planung für Anschlägein Amerika begonnen habe, hätten sich mehr Freiwillige für dieAttentate gemeldet, als man benötigt habe. Nach Angaben der Ermittlerhätte der Jemenit Binalshibh ursprünglich selbst zu den Attentäternvon New York und Washington gehören sollen. Seine Visa-Anträge fürdie USA seien jedoch stets abgelehnt worden.