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Wird Rechts das neue Links? Wird Rechts das neue Links?: Philosophie Magazin analysiert Theorien

Von Andreas Montag 12.07.2017, 08:00
Der rechte Verleger Götz Kubitschek in Schnellroda
Der rechte Verleger Götz Kubitschek in Schnellroda dpa

Halle (Saale) - Wenn es tatsächlich Götz Kubitschek war, der vor ein paar Monaten im Puschkino in Halle saß, während ihm draußen ein Trupp gewaltbereiter Leute, „Linke“ wohl, auflauerte, dann ist der Verfasser dieses Textes dem rechten Verleger aus dem Saalekreis schon begegnet.

Was mag ihn an dem Film „Die Blumen von gestern“ interessiert haben? Dass darin die Juden, der Holocaust und die Verantwortung der Deutschen ein Thema sind? Oder geht er einfach gern ins Kino? In jener Regennacht roch es in Halle jedenfalls nach den letzten Tagen der Weimarer Republik, als Nazis und Kommunisten aufeinanderprallten.

Auch darum geht es in einem Beitrag von Philipp Felsch in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift „Philosophie Magazin“, die am Donnerstag erscheint: Ob und inwieweit nämlich die Neue Rechte einen Anspruch darauf erhebt, das „revolutionäre Potenzial“ der Linken für sich zu reklamieren. Und was überhaupt dran ist an der Theorie von der „Konservativen Revolution“.

Besuch bei Kubitschek und dessen Frau auf dem ehemaligen Rittergut

Felsch hat Kubitschek und dessen Frau, Ellen Kositza, auf dem ehemaligen Rittergut besucht, das sie stilvoll bewohnen. „Die Kubitscheks sind die Kelly Family der Neuen Rechten“, findet der Autor. Für den Verleger und Ideengeber der AfD seien Völker kollektive Individuen, „deren Identität auf Übereinstimmung mit sich selbst beruht“. Das Gegenteil von „Überfremdung“ also.

Das rechtskonservative Milieu, das sich hinter dieser Theorie vereinen ließe, käme es aus der Deckung, hält Vordenker Kubitschek für „riesig“. Björn Höcke, nationalistischer Vorturner von der AfD, arbeitet daran, das Potenzial zu erschließen. Ihn hat Felsch in Heiligenstadt beim Bürgerdialog getroffen. „Höckes zentrale Botschaft ist die Feindschaft gegen das Establishment“, lautet der Befund.

Schließlich noch Günter Maschke, ein bei Frankfurt am Main lebender Rechtsideologe, der mal ein ganz Linker war. Sowas kommt vor. Maschke sieht Kubitschek mit Sympathie, aber als Kerze, „die von beiden Seiten brennt“. Maschke, 74, erwartet nicht mehr viel. 70 Jahre „Umerziehung“ seien zu viel für das deutsche Volk gewesen. Gott sei Dank, möchte man hier ausrufen.

(mz)