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"Ökozid" "Ökozid": Merkel sollte wie in Nürnberger Prozessen vor Gericht stehen

18.11.2020, 12:13
Imogen Kogge als Angela Merkel in einer Szene des ARD-Films „Die Getriebenen”. Foto: Volker Roloff/carte blanche International/rbb/ARD/dpa
Imogen Kogge als Angela Merkel in einer Szene des ARD-Films „Die Getriebenen”. Foto: Volker Roloff/carte blanche International/rbb/ARD/dpa carte blanche International/rbb/ARD

Berlin - Im Rahmen eines Themenabends „Klimakrise” zeigte die ARD am Mittwochabend, 18.11.2020 (dann vier Wochen in der Mediathek), den Film „Ökozid” von Andres Veiel („Black Box BRD”).

Der Inhalt: Der Film spielt im Jahr 2034. Die Folgen des Klimawandels zeigen sich in Dürre- und Hochwasserkatastrophen. Der Sitz des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag wurde nach Sturmfluten geräumt.

In einem Gebäude in Berlin wird die Klimakatastrophe zum Gegenstand eines juristischen Verfahrens. Zwei Anwältinnen vertreten 31 Länder des globalen Südens, die sich dem Untergang geweiht sehen. Ranghohe Vertreter aus Politik und Industrie werden als Zeugen geladen, darunter Frau Merkel (Martina Eitner-Acheampong).

Das Gericht muss entscheiden, ob die deutsche Politik für ihr Versagen beim Klimaschutz zur Verantwortung gezogen und damit ein Präzedenzfall auch beim Schadenersatz geschaffen wird.

Verhandlung gegen fiktive Angela Merkel wie gegen einen Nazi

Die „Ökozid”-Autoren hatten scheinbar ursprünglich eine ganz andere Gerichtsverhandlung vor Augen, als sie die Gerichtsverhandlung szenisch aufbereiteten: Die Nürnberger Prozesse. So sollte die Verhandlung gegen die fiktive Angela Merkel wie gegen einen Nazi in den Nürnberger Prozessen aufbereitet werden.

In einem Interview erzählt Alexandra Kemmerer, Referentin am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht: „Anfangs sollten zum Beispiel – nach dem Vorbild der Nürnberger Prozesse – Angela Merkel und Gerhard Schröder direkt als Angeklagte vor Gericht gestellt werden“.

Angela Merkel in prominenter Zeugenrolle statt auf Anklagebank

Diese Idee habe man dann aber verwerfen müssen. Kemmerer: „Vor dem Internationalen Gerichtshof, für den sich die Autoren dann als Forum entschieden, gibt es aber nur Staatenverfahren. Um die Idee nicht völlig zu kippen, hat Angela Merkel im Film jetzt eine prominente Zeugenrolle bekommen – eine passable Lösung, finde ich.”

Dieses Spannungsfeld zwischen Nazi-Verbrechen und Klimakrise wird allein schon durch den Titel des Films betont. Die Verbindung zum Wort „Genozid” drängt sich unweigerlich auf. (mz/dpa)