1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Robert Redford: Robert Redford: Der einsame Cowboy von Hollywood wird 80 Jahre alt

Robert Redford Robert Redford: Der einsame Cowboy von Hollywood wird 80 Jahre alt

Von Frank Olbert 17.08.2016, 16:00
Robert Redford wird 80 Jahre alt.
Robert Redford wird 80 Jahre alt. dpa

Köln - Kurz vor seinem Geburtstag lief gerade „Der elektrische Reiter“ im Fernsehen. In diesem Spätwestern von Sydney Pollack spielt Robert Redford das ehemalige Rodeo-Ass Sonny, der nun als lebende Leuchtreklame für einen Lebensmittelkonzern sein Geld verdienen muss: Mit Glühbirnen behangen, trabt er durch Las Vegas, die Enttäuschung über sein verpfuschtes Leben spült er mit Gin hinab.

Doch Robert Redford hätte diese Rolle nie angenommen, wenn nicht auch in diesem psychischen Wrack Hoffnung aufkeimen, wenn nicht auch dieser traurige Held einer Katharsis entgegen galoppieren würde: Sonny fasst Zuneigung zu einem edlen Hengst und reitet mit ihm ganz allein gegen alle Vernunft, gegen alle wirtschaftlichen Zwänge und Konzerninteressen hinaus in die Wüste. Ein Einzelgänger, ein beinharter Individualist – genau wie sein Darsteller eben.

Es steckt wahrhaftig viel von Robert Redford in dieser Rolle des einsamen Cowboys, der nach heftigen inneren Krisen seinen Prinzipien treu bleibt. Musste Redford selbst nicht erst den Alkoholismus überwinden, bevor sich seine schauspielerische Karriere zu einer der strahlendsten Laufbahnen in Hollywood aufschwang? Und schlagen nicht auch in seiner Brust zwei Herzen: Das des Rationalisten, der Nixons Watergate-Skandal ins Kino brachte, und das des Mystikers, der tiefe Liebe zur Natur empfindet?

Redford machte Brad Pitt zum Star

Wie oft hat Redford dieser Verbundenheit ein Denkmal gesetzt, nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Regisseur: 1992 etwa inszenierte er „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“, mit dem er Brad Pitt zum Star machte – in einem Film über das Fliegenfischen in der Wildnis von Montana, von der eine magische Spiritualität und Geborgenheit ausgeht. Oder als „Pferdeflüsterer“, wie einer seiner erfolgreichsten Filme heißt, in denen er als Darsteller glänzte. Wie in „Der elektrische Reiter“ leidet die Kreatur unter dem Einfluss des Menschen – und kann doch nur durch seine Hilfe wieder erlöst werden. Dass Redford in die Natur quasireligiöse Motive projiziert, zeigt sich am deutlichsten in einer seiner Altersrollen: In  Lasse Hallströms „Ein ungezähmtes Leben“ spielte er 2005 den verbitterten  Einar Gilkyson,  den der Tod des Sohnes in eine misanthropische Schockstarre versetzt. Erst die  Begegnung mit einem Grizzly  weckt in dem Greis all jene Instinkte, die ihn wieder mit dem Leben in Verbindung bringen.

Das ansprechende Äußere war dem Aufstieg des 1936 geborenen Sohns eines Milchmanns aus Santa Monica sicher nicht abträglich. Ende der 50er Jahre begann der hochgewachsene Redford, schon da bekannt für seinen blonden Haarschopf und die blitzenden Augen, seine Karriere auf den Bühnen und in den Fernsehstudios von New York. Der Kinoerfolg stellte sich schleppender ein; im Grunde feierte Redford erst 1969 mit „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ den endgültigen Durchbruch auf der Leinwand, dann aber umso internationaler und endgültiger: „Der Clou“, „The Great Gatsby“, „Brubaker“ – allesamt Klassiker der Kinogeschichte, allesamt besetzt mit Robert Redford, dem Abenteurer, Moralisten und gefragten Liebhaber.

Eine knisternde Leinwandliebe

Letzteren gab er gern und oft, mit Meryl Streep in „Jenseits von Afrika“, oder im Zusammenspiel mit Jane Fonda. In „Barfuß im Park“ bezog er mit ihr Ende der 60er Jahre ein (Alb-)Traumapartment im Greenwich Village – er ein etwas hüftsteifer Junganwalt, sie ständig unter Strom. Im „elektrischen Reiter“ führten sie ihre knisternde Leinwandliebe zehn Jahre später fort.

Da war Redford längst zum zeitweise bestbezahlten Schauspieler Hollywoods avanciert. Doch nie war er einer, der sich eitel im Ruhm sonnte – im Gegenteil: Mit dem von ihm gegründeten Sundance-Festival in den Rocky Mountains setzte er ein filmpolitisches Signal und bereitete dem unabhängigen Film eine Bühne. Jenseits von Hollywood sozusagen.

Als weiser  Holzschnitzer ist er von kommender Woche an in „Elliot, der Drache“ wieder im Kino zu sehen. Ein Unermüdlicher, ein Künstler aus Leidenschaft, auch im hohen Alter noch. Am 18. August wird Sundance Kid 80 Jahre alt.