Popmusik AnNa R. - Abschied von der Königin
Im Oktober wollte sie ihre erste Solo-Tour im halleschen Steintor starten. Jetzt ist Ex-Rosenstolz-Frontfrau AnNa R. plötzlich gestorben. Sie wurde nur 55 Jahre alt.

Halle/MZ. - Es sollte noch einmal ein ganz neues Kapitel werden. 35 Jahre nach dem Start ihrer Karriere als Sängerin trat Andrea Rosenbaum hinter den Bandnamen und Projektbezeichnungen hervor, denen sie mehr als drei Jahrzehnte ihre unverwechselbare Stimme geliehen hatte. AnNa R., so hatte sie sich ganz am Anfang ihrer Laufbahn selbst getauft, mit großem „N“, weil das „gut aussah“, brachte mit dem Album „König:in“ zum ersten Mal ein Werk unter eigenem Namen heraus.
Zurück zum Glück
Kein Rosenstolz mehr, kein Gleis 8 und kein Silly stand mehr zwischen der Sängerin und ihrer Kunst. AnNa R. sang jetzt über „Die Astronautin“ und jede Zeile erzählte von ihr selbst und den Schwierigkeiten, glücklich zu werden. AnNa R., am ersten Weihnachtsfeiertag 1969 im Ostberliner Friedrichshain geboren, sah sich auf dem besten Weg dorthin. „Ich lass' mich fallen, bin schwerelos und frei wie eine Astronautin im Weltall“, sang sie mit dieser Stimme, die keiner anderen gleicht.
Peter Plate, den es als jungen Mann aus Westdeutschland nach Berlin verschlagen hatte, bemerkte die Magie sofort. Kaum hatte er AnNa R. kennengelernt, nahmen beide Anfang der 90er Jahre in seiner Küche im zweiten Hinterhof den ersten Song auf. Mit dem Kassettenrekorder. Das Duo nennt sich Rosenstolz, es schreibt mit Hits wie „Die Schlampen sind müde“ und „Liebe ist alles“ und Alben wie „Kassengift“ und „Das große Leben“ über zwölf Jahre deutsche Popgeschichte. Ausverkaufte Hallen feiern die beiden Kollegen und Freunde, sie werden mit Preisen überhäuft und sogar mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.
Nach der Trennung im Jahr 2011 gründet AnNa R. die Band Gleis 8, deren Laufbahn von Erkrankungen zweier Mitglieder und dem Tod von Mitgründer Lorenz Allacher überschattet wurde. AnNa R. stieg dann als Sängerin bei der Silly ein. Drei Jahre lang stand die mit dem Regisseur Nilo Neuenhofen verheiratete Hobby-Boxerin am Mikrofon der Ostrock-Legende.
Erste Solo-Tour geplant
Dann wollte sie wieder eigene Lieder machen, Lieder, die schließlich zum Album „König:in“ wurden. Im Oktober wollte AnNa R. ihre erste Solo-Tournee quer durch Deutschland starten. Für die Live-Premiere hatte sie sich das Steintor-Variete in Halle ausgesucht. Jetzt ist AnNa R. völlig überraschen verstorben. Die Sängerin wurde nur 55 Jahre alt.