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"Made in China": Frédéric Chau auf Identitätssuche

15.07.2019, 07:59
Francois (Frederic Chau) und Sophie (Julie de Bona) erwarten ein Kind. Foto: Neue Visionen Filmverleih
Francois (Frederic Chau) und Sophie (Julie de Bona) erwarten ein Kind. Foto: Neue Visionen Filmverleih Neue Visionen Filmverleih

Berlin - Mit seiner Schwiegersohn-Rolle in den beiden „Monsieur Claude”-Komödien wurde Frédéric Chau zum Star, in Frankreich ist der Schauspieler mit chinesischem Hintergrund auch als Komiker eine Größe.

Jetzt meldet sich der 42-Jährige mit einem Herzensprojekt auf der Leinwand zurück: Chau verfasste nicht nur zusammen mit Regisseur Julien Abraham das autobiografisch inspirierte Drehbuch zu „Made in China”, er spielt in dem Film auch die Hauptrolle des scheinbar bestens in sein Pariser Leben integrierten Fotografen François.

Nach seiner Herkunft gefragt, antwortet François gern mit „Saint-Denis” und erklärt, er sei adoptiert. Erst als seine französische Freundin Sophie (Julie de Bona) ihm eröffnet, dass sie ein Kind erwartet, wagt sich François auf deren Drängen hin zurück in die chinesische Community in den Dschungel der Hochhäuser des 13. Arrondissements. Zehn Jahre lang hatte er den Bezirk nach einem Streit mit seinem Vater gemieden - nun heißt er plötzlich wieder „Phiong”. Der Name bedeute „Held”, erläutert er seinem Freund, dem Fahrlehrer Bruno - und tut damit den ersten Schritt zurück in eine Welt, die er glaubte, für immer verlassen zu haben.

Sein bester Kumpel soll ihn bei der Reise zu den asiatischen Ursprüngen moralisch unterstützen. Gespielt wird Bruno wunderbar charmant von „Monsieur Claude”-Co-Star Medi Sadoun, der in der Pariser Chinatown von einem Fettnäpfchen ins nächste tappt und sich prompt in François‘ hübsche Jugendfreundin verliebt. Mit feinem Humor erzählt der Film von François' Wiedereintauchen in die chinesische Kultur, wobei gleichzeitig geschickt herausgestellt wird, wie stark die asiatischen Einwanderer in ihre neue Heimat integriert sind.

Während François vom Großteil seiner Familie mit offenen Armen wiederaufgenommen wird, ist das Zusammentreffen mit dem Vater und seinem kleinen Bruder zunächst unterkühlt. Während François nur zögerlich weitere Versöhnungsversuche unternimmt, bleibt Sophie standhaft und argumentiert, das gemeinsame Baby müsse später den Großvater kennenlernen. Dabei wird dem Zuschauer nur langsam enthüllt, was den Streit zwischen Vater und Sohn einst auslöste.

„Made in China” ist eine Tragikomödie über die Suche nach einer verloren geglaubten Identität, die oft tiefer sitzt, als der Protagonist zunächst wahr haben möchte. Der Film spielt auch geschickt mit der doppelten kulturellen Identität der in Frankreich lebenden chinesischen Gemeinschaft und fügt dabei Klischees wie „Hund” auf dem Restaurantteller oder Tempel, „die wie Discos aussehen”, in die Dialoge ein.

Gleichzeitig bleiben einige Wendungen in der Vater-Sohn-Beziehung vage und oberflächlich. Gerade dieser eigentlich im Mittelpunkt des Films stehenden Kontroverse zwischen zwei völlig unterschiedlichen Generationen samt der damit verbundenen Erwartungshaltungen und Enttäuschungen fehlt es an Tiefe. Dennoch: Der Zuschauer schmunzelt und wird bei dieser Reise ins Pariser Chinatown der Gegenwart gut unterhalten. (dpa)