Kunst Kunst: Malen ist fast wie Zaubern

New York/dpa. - ChuckClose, der seit 1988 gelähmt im Rollstuhl sitzt, wird am Dienstag(5.Juli) 65 Jahre alt.
Von der Lähmung, die durch ein geplatztes Blutgefäß an derWirbelsäule ausgelöst wurde, ist auch die Bewegungsfähigkeit seinerArme beeinträchtigt. Das hat ihn jedoch nie vom Malen abgehalten:Noch in der Klinik befestigte er den Pinsel mit Klebeband an einerSchiene am Handgelenk. «Wer malen will, findet einen Weg, die Farbeauf die Leinwand zu bringen. Und wenn er sie draufspucken muss», soClose. Entsprechend experimentierfreudig war er schon immer mitseinen Malwerkzeugen: Er benutzte Spritzpistolen, kratzte dieFarbschichten mit einem Rasiermesser dünn oder «stempelte» mit seinemDaumen. Seine Werke hängen in vielen bedeutenden Sammlungen in denUSA und Europa. 1998 widmete ihm das Museum of Modern Art in New Yorkeine «Mid-Career Retrospektive», eine große Ausstellung auf demHöhepunkt seiner Künstlerlaufbahn.
Die Karriere von Charles «Chuck» Close, der 1940 in Monroe(Wisconsin) geboren wurde und unter anderem in Yale bei Alex Katzstudierte, begann Ende der 60er Jahre mit Gesichtern in Schwarz undWeiß. Er malte Freunde und Kollegen von Fotovorlagen ab, die er miteinem Netz aus Hilfslinien überzog und dann Quadrat für Quadrat aufdie Leinwand übertrug. Berühmt wurde das Bild seines Freundes«Richard»: Fast peinlich genau breiten sich Hautporen wie eineKraterlandschaft aus. Im Laufe der Jahre abstrahierte und variierteer seine Motive. 1974 malte er das Gesicht seines Freundes «Robert»aus 154 rechteckigen Rasterpunkten, später bildete er es mit exakt104.072 Quadraten ab.
In den 80er Jahren wurden Chuck Closes Bilder zunehmendimpressionistischer. Hatte er schon zuvor Grundfarben für seineriesigen Porträts entdeckt, mischte er jetzt die Farbpalettegründlich durch. Ende der 90er Jahre wandte er sich einer bereitsfrüher von ihm benutzten Technik zu, der Daguerreotypie, einerTechnik aus der Frühzeit der Fotografiegeschichte. Close lebt undarbeitet seit 1967 in Manhattan und auf Long Island. Mit seiner FrauLeslie Rose Close hat er zwei Töchter.