Jan-Marco Montag verlor gegen Stefan Raab Jan-Marco Montag verlor gegen Stefan Raab: Ein Kölner über seine Erlebnisse als "Schlag den Raab"-Kandidat

Köln - Es ist ja nicht so, dass er morgens aufwacht und gleich an diesen Abend im Januar zurückdenkt. Aber hin und wieder, das gesteht Jan-Marco Montag, schweifen seine Gedanken doch noch in die Vergangenheit und er erinnert sich an die Augenblicke in der großen Produktionshalle in Köln-Mülheim. „Was an mir nagt, ist die Tatsache, dass ich Stefan Raab nicht besiegen konnte. Ich wollte ihn unbedingt schlagen, aber es war leider nicht mein Tag“, sagt Montag.
Im Januar hatte er es als Kandidat zu „Schlag den Raab“ geschafft und sich in der Wettkampf-Fernsehshow ein langes Duell gegen Deutschlands populärsten Moderator geliefert – nach 14 von 15 Spielen musste er sich jedoch geschlagen geben, die Chance auf eine Million Euro war dahin. „Ich habe mich zu sehr verrückt gemacht, weil ich an meine Familie und meine Freunde vor dem Fernseher gedacht habe und die nicht enttäuschen wollte“, erklärt Montag, 31, im Gespräch mit ksta.de.
Maria Kleinebrahm gewann als erste Frau
Gerade jetzt ist die Show wieder in den Schlagzeilen, nachdem sich am vergangenen Wochenende in der 52. Auflage erstmals eine Frau gegen Raab durchsetzen konnte: Die Assistenzärztin Maria Kleinebrahm aus Hannover hat 1,5 Millionen Euro gewonnen. „Er war nach der Show natürlich völlig enttäuscht. Ich glaube, dass es ihm genauso ging wie mir – dass er nicht begreifen konnte, was da gerade passiert ist“, sagte Frank Buschmann, Kommentator bei „Schlag den Raab“, bei Focus Online über den Gemütszustand des Moderators.
Raabs immenser Ehrgeiz ist hinlänglich bekannt. „Hinter der Bühne haben wir hauptsächlich über die Spiele gesprochen und uns gut verstanden. Aber er ist halt ein Profi und unglaublich ehrgeizig“, sagt Montag, Hockey-Olympiasieger von 2008 und jahrelang Kapitän des Bundesligisten Rot-Weiß Köln. „Natürlich bin ich auch sehr ehrgeizig. Aber Raab macht das eben in seinem Wohnzimmer, er ist das gewohnt. Für einen Kandidaten ist vieles neu.“
Vor dem Fernseher, sagt Montag, habe er sich jahrelang selbst gefragt: „Wie kann man übertreten? Oder wie kann man es nicht schaffen, mit einem Pfeil den richtigen Ballon zu treffen?“ Aber jetzt, da er seine eigenen Erfahrungen gemacht hat beim Auftritt in der Live-Show, die regelmäßig um die drei Millionen Zuschauer sehen: „Wenn man da auf der Bühne steht, dann ist das einfach etwas anderes als vor dem Fernseher und plötzlich alles nicht mehr so leicht.“
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Der lange Weg in die Show – und Shitstorms
Nach anfänglichen Problemen fand Montag im Laufe der Sendung zwar besser ins Spiel – doch er leistete sich immer wieder Aussetzer, die auch ihn selbst vor ein Rätsel gestellt haben – auch bei Sportspielen. „Hätte ich einen besseren Tag erwischt, hätte ich eine Chance gegen ihn gehabt“, sagt Montag jetzt, dreieinhalb Monate später. „Aber man muss auch sagen: Der Raab ist einfach gut – sonst würde die Show ja auch nicht funktionieren.“
Montag wollte nach seiner Niederlage erst einmal nichts von „Schlag den Raab“ wissen – erst nach einigen Tagen hat er sich die Wiederholung angesehen. Was in den sozialen Netzwerken über ihn geschrieben wurde, hat er ausgeblendet. Eine gut durchdachte Entscheidung, schließlich ist es in einer bestimmten Benutzergruppe ein Trend geworden, sich über die „Schlag den Raab“-Kandidaten zu echauffieren – mittlere Shitstorms sind während der Sendung keine Seltenheit.
Der lange Weg zu „Schlag den Raab“
„Ich habe wirklich nur an meine Familie und an meine Freunde gedacht. Ich habe mir das Zeug bei Twitter nicht durchgelesen“, sagt Jan-Marco Montag jedoch. Aber: „Natürlich wurden auch Dinge an mich herangetragen. Vieles war aufmunternd. Klar gab es auch Leute, die geschrieben haben: »Jan-Marco ist ein Idiot« - aber so ist es eben und das ist dann auch relativ schnell wieder vergessen.“
Seine Niederlage erscheint noch niederschmetternder, wenn Montag vom langen Auswahlverfahren erzählt. Bei ihm hat es von der Bewerbung bis zum Auftritt in der Sendung beinahe ein Jahr gedauert. Der BWL-Student berichtet: „Ich habe mich mit einem kurzen Schreiben beworben – da kann man schon durchs Raster fallen. Dann wird man zu einem Casting eingeladen, muss verschiedene Tests machen. Dann muss man sich vor einer Gruppe präsentieren. Wenn man weiterkommt, muss man 15 Spiele gegen einen anderen Bewerber durchspielen. Das muss man auch gewinnen. Und dann wird man gegebenenfalls noch einmal eingeladen, da wird getestet, wie man vor der Kamera wirkt.“
„Eine geile Erfahrung“
Hat der Bewerber all diese Hürden erfolgreich genommen, ist er aber noch immer nicht durch. „Wenn sie dich dann wollen“, sagt Montag, „dann steht auch noch nicht fest, ob und wann du zur Sendung kommst. Wenn es passt, dann bekommt man eine Woche vorher einen Anruf und erfährt, ob man dabei ist.“ Und schließlich stehen fünf Kandidaten vor Beginn der Sendung auf der Treppe – und die Zuschauer stimmen mit ihren Anrufen darüber ab, wer tatsächlich gegen Raab antreten darf.
Montag, der mittlerweile Spielertrainer des Hockey-Regionalligisten Blau-Weiß Köln ist, war dabei – und ist ohne Geld nach Hause gegangen. Dennoch bewertet er das Erlebnis rückblickend positiv: „Für mich war es eine geile Erfahrung, das mal mitzumachen. Da ausgewählt zu werden, das muss man auch erst mal schaffen.“
Und die Gedanken an das viele Geld, das er hätte gewinnen können? „Ich sage immer: Alles im Leben hat seinen Sinn. Und dann muss ich es mir jetzt eben auf einem anderen Weg verdienen“, sagt Jan-Marco Montag, lacht und wirkt wie jemand, der auch ohne Millionen auf dem Konto mit sich im Reinen ist.

