"Die drei Musketiere" in Oper Halle "Die drei Musketiere" in Oper Halle: Einer für alle

Halle (Saale) - „Einer für alle und alle für einen“, so lautet der Kodex der Musketiere des französischen Königs Ludwig XIII. Auch d’Artagnan, das Landei aus der Cascogne, möchte Teil der Elitetruppe werden. Die bezieht einen guten Teil ihres Selbstbewusstseins aus der Feindschaft zur Garde des Kardinals Richelieu, der buchstäblich die graue Eminenz bei Hofe ist. An seiner Seite: Graf Rochefort, der Mann fürs Grobe, und Milady de Winter, die Dame für die subtilen Machenschaften.
Kurzweilige Musical-Form
Der Cascognier wird, kaum im Paris angekommen, hineingezogen in das Spiel um Macht und Intrigen, von dem Alexandre Dumas in seinem berühmten Roman „Die drei Musketiere“ erzählt, der von den Amerikanern George Stiles (Musik) und Peter Raby (Buch) in eine zwar kurzweilige Musical-Form gebracht wurde, die aber dramatisch leider in einen starken ersten und schwächeren zweiten Teil zerfällt. An der Oper Halle ist das Stück jetzt als deutsche Erstaufführung zu erleben.
Vokale Eleganz mit Jubel bedacht
Mit schönem Timbre und großer Leidenschaft singt Björn Christian Kuhn den Part des angehenden Elite-Soldaten d’Artagnan, der erst die Freundschaft der drei altgedienten Musketiere Athos (Gerd Vogel), Porthos (Joa Helgesson) und Aramis (Paul Stampehl) gewinnt und später auch die Liebe zu Constance (Joanna Nora Lissai), die als Näherin der Königin Anna (Olivia Saragosa) jene Fäden in Händen hält, die eine Staatskrise verhindern, die alle Genannten den Kopf kosten könnte. Denn Kardinal Richelieu (Reinhart Lehmann), der die Herrschaft anstrebt, geht über Leichen. Die Hände muss er sich nicht schmutzig machen, da er seinen Bluthund Rochefort (Andreas Goebel) und Milady de Winter hat. Anna Thorén in der Rolle der eiskalten Giftmischerin komplettiert mit Lissai und Kuhn ein Trio, das durch seine vokale Eleganz zu Recht mit viel Jubel bedacht wurde.
Die vier Unzertrennlichen
Angesichts der Bedeutung, die Richelieu als treibende Kraft hat, muss es überraschen, dass seine Eminenz von den Musical-Machern nur als stummer Part angelegt ist, also keine Rolle spielt. Der trottelige Ludwig XIII. (Stanislaw Brankatschk) hingegen darf wenigstens noch ein paar Sätze sagen, in der Hoffnung, seine Gattin bloßzustellen, die eine Affäre mit dem Herzog von Buckingham (André Hinderlich) unterhält. Das aber misslingt dank des Einsatzes von d’Artagnan und seiner Freunde, die sich selbst bald die vier Unzertrennlichen nennen.
Kulisse aus fünf turmartigen Kulissen-Elementen
Das alles vollzieht sich auf einer Bühne, die allein mit fünf turmartigen Kulissen-Elementen auskommt, die immer wieder im fliegenden Wechsel auf der Drehbühne verschoben werden. Das macht ähnlich viel Effekt, wie die historisch korrekt gefertigten Kostüme (allen voran die herrlichen Lederwämse der Musketiere), für die ebenfalls Ausstatter Roy Spahn verantwortlich zeichnete.
Mit notwendiger Leichtigkeit umgesetzt
Chor und Extrachor der Oper Halle (Einstudierung: Peter Schedding) war, mal als Volk von Paris, mal als Hofgesellschaft im Louvre, ebenso überzeugend wie die Staatskapelle unter Leitung von Frank Hollmann, welche die Partitur mit der für ein Musical notwendigen Leichtigkeit umsetzten. Alles in allem eine schöne Leistung aller Beteiligten der Oper Halle (Choreografie und Inszenierung: Winfried Schneider), die, wie die Musketiere auch, dem Erfolg versprechenden Grundsatz folgten: „Einer für alle und alle für einen.“ (mz)
Nächste Vorstellungen: 28.3. um 15 Uhr, 30.3. um 19.30 Uhr