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Brandenburg Brandenburg: Bekommt DDR-Kunst ein neues Archiv?

Von Leticia Witte 17.10.2011, 06:31
Bronzeskulpturen stehen im Kunstarchiv im brandenburgischen Beeskow (Oder-Spree). (FOTO: DPA)
Bronzeskulpturen stehen im Kunstarchiv im brandenburgischen Beeskow (Oder-Spree). (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Beeskow/dpa. - Es ist nun ein Jahr her, dass die großen Plänevorgestellt wurden - viel getan hat sich seitdem allerdings nicht. Imostbrandenburgischen Beeskow (Oder-Spree) will Architekt Max Dudlerdas neue Kunstarchiv für rund 23 000 Werke aus der DDR bauen. DerKnackpunkt: Bislang fehlt die Zusage für die nötigen EU-Fördergelder,um das rund zehn Millionen Euro teure Vorhaben zu verwirklichen.

Das bestehende, aber zu kleine Kunstarchiv in Beeskow südöstlichvon Berlin versteht sich als Dokumentationsstelle zur Bildenden Kunstin der DDR. Vertreten sind dort zum Beispiel Werke des Malers NeoRauch, der kürzlich gestorbenen Fotografin Sibylle Bergemann und desBildhauers Wieland Förster. «Es ist wichtig, dass wir für dieses Hauseine Zukunft haben», sagt Archiv-Mitarbeiterin Kristina Geisler.

Vor einem Jahr präsentierte das Büro Dudler, das in Berlin zumBeispiel die neue Bibliothek der Humboldt-Universität gebaut hat, aufder Burg Beeskow die Pläne - dort sollen die neuen Räume entstehen.Geplant ist demnach ein Neubau mit rund 3000 Quadratmeter Nutzfläche,der an den von Kriegszerstörung gezeichneten Ostflügel dermittelalterlichen, denkmalgeschützten Burg gebaut werden soll.

In dem geplanten Gebäude mit Spitzdach soll es für die Kunstwerkemehr Platz geben. Doch zwischenzeitlich wurde abgespeckt: «Wir werdenauf das Kellergeschoss verzichten», sagt Frank Steffen (SPD),Bürgermeister der Stadt, die Bauherrin ist. «Das würde zu teuerwerden.» Der Keller habe zum Beispiel technische Einrichtungenbeherbergen sollen. Die müssten nun anderweitig untergebracht werden.

Burg-Direktor Tilman Schladebach hatte vor einem Jahrfestgestellt: «Wir gewinnen Kapazität, wir gewinnen Substanz.» Erverwies darauf, dass bisher eine verantwortungsvolle Aufbewahrung derBilder, Skulpturen und anderen Kunstgegenstände kaum möglich gewesensei. Seine Mitarbeiterin Geisler ergänzt, dass auchLagermöglichkeiten und wissenschaftliche Arbeitsplätze fehlten. «Esist ein Platzproblem.»

Geisler hebt die Bedeutung des Projektes hervor: «Nicht oft wirdin Deutschland ein Depot gebaut. Das ist schon recht ungewöhnlich.»Die Kunst, die im Archiv lagert, sei aus westdeutscher Sicht «rechtexotisch». Genutzt wird der Bestand für die wissenschaftlicheErschließung, aber auch für Ausstellungen.

Eigentlich war mit der Entscheidung über die erhoffte Förderung imFrühjahr gerechnet worden. «Das Projekt ist damals aus Zeitgründennicht behandelt worden», sagt Bürgermeister Steffen. Vielleicht wirdes aber schon bald Klarheit geben - an diesem Dienstag (18.10.) tagtSteffen zufolge der zuständige Ausschuss.

An dem Projekt, das - wenn alles gut geht - zu 85 Prozent mitEU-Geldern finanziert werden soll, sind auch polnische Partnerbeteiligt. Es ist geplant, zu einem späteren Zeitpunkt auch dieBestände der Artothek der Sozialen Künstlerförderung Berlineinzubinden, so dass der Neubau am Ende 38 000 Objekten eine neueHeimat bieten könnte.

Doch was geschieht, wenn der Antrag abgeschmettert wird? Steffengibt sich zuversichtlich: «Wenn das nicht funktioniert, werden wirversuchen, ob es andere Fördermöglichkeiten gibt.» Ob der im Oktobervergangenen Jahres vorgestellte Zeitplan eingehalten werden kann, istungewiss - Ende 2013 soll der Neubau für die Kunstwerke eigentlichfertig sein.