Zinsen sehr niedrig Zinsen sehr niedrig: Für wen ist die Riester-Rente noch sinnvoll?

Halle (Saale/DMN. - Tagesgeld, Festgeld oder das Sparbuch - wer auf diesen als sicher geltenden Wegen spart, bekommt derzeit wenig Rendite. Denn die Zinsen sind niedrig. Das hat aber nicht nur Auswirkungen aufs kurzfristige Sparen. Auch Riester-Renten sind davon oft betroffen. Experten empfehlen diese langfristig angelegte Form der Altersvorsorge trotzdem.
„Wer jetzt vor der Entscheidung steht, für das Alter vorzusorgen, der sollte sich auf jeden Fall mit Riester beschäftigen“, sagt Theodor Pischke von der Stiftung Warentest aus Berlin. Die entscheidende Frage: Will der Kunde mit oder ohne staatliche Förderung sparen? Wenn er Fördergelder in Anspruch nehmen wolle, gebe es neben der betrieblichen Altersvorsorge keine Alternative zu Riester. „Das sollte man auch nicht auf die lange Bank schieben, in der Hoffnung, dass dann die Zinsen wieder steigen.“
„Riester hat viele Vorteile“, sagt auch Constanze Hintze, Finanzberaterin aus München. Die Ausgaben seien genauso planbar wie die Förderung: Sparer zahlen bis zu vier Prozent ihres Einkommens, maximal 2100 Euro pro Jahr, in den Vertrag ein und erhalten dafür 154 Euro Förderung pro Jahr. Wer Kinder hat, erhält für jedes von ihnen bis zu 300 Euro pro Jahr. Dazu komme, dass Sparer ihre Beiträge in ihrer Steuererklärung geltend machen können.
Manchen fehlt das Geld, andere haben die Lust am Riestern verloren: Jeder fünfte Riester-Sparer hat laut Alterssicherungsbericht 2012 der Bundesregierung bereits die Zahlung seiner Beiträge gestoppt. Das ist immer noch besser als zu kündigen, weil dann der Staat die bisher gezahlten Zuschüsse und Steuervergünstigungen zurückverlangt. Man bekommt in dem Fall lediglich den einfachen Sparzins - und laufende Kosten werden nicht erstattet.
Wer die monatliche Rate für seinen Riester-Sparplan vorübergehend nicht aufbringen kann, kann den Vertrag ruhen lassen. Darauf weist die Aktion Finanzwissen für alle der Fondsgesellschaften hin. Dafür müssen Kunden den Anbieter - ihre Bank, Versicherung oder Fondsgesellschaft - schriftlich darüber informieren, dass sie keine Beiträge mehr zahlen wollen.
Wichtig zu wissen: Wenn der Vertrag ein ganzes Beitragsjahr lang ruht, gewährt der Staat keine Förderung und keinen Steuervorteil. Die Zahlungen sollten also erst bei dauerhaften finanziellen Engpässen ausgesetzt werden.
Während der Elternzeit zum Beispiel ist das Aussetzen in der Regel nicht notwendig, da hier der Mindesteigenbeitrag von fünf Euro im Monat (60 Euro pro Jahr) ausreicht, um die Förderung zu erhalten. Das Elterngeld wird nicht bei der Bemessung des selbst zu leistenden Sparanteils eingerechnet.
Die am weitesten verbreitete Riester-Variante ist eine klassische Rentenversicherung mit garantiertem Zins. „Das ist etwas für bequeme Sparer, die sich sicher sind, dass sie über Jahre einzahlen können“, erklärt Pischke. Eine Mindestrente sei garantiert, allerdings könne der Kunde darüber hinaus mehr erhalten, wenn die Zinsen hoch seien. „Man sollte sich beim Abschluss des Vertrages aber immer an der Höhe der Garantierente orientieren.“
Daneben gibt es auch noch Bank- und Fondssparpläne. Banksparpläne eigneten sich für alle Sparer, weil sie besonders flexibel sind und keine Abschlusskosten haben. „Allerdings sind sie in der derzeitige Niedrigzinsphase nicht besonders üppig verzinst“, sagt Pischke. Bei Fondssparplänen können Anleger von Kursgewinnen an den Börsen profitieren. Zinsschwankungen spielten hier keine Rolle.
Riester sinnvoll für das langfristige Sparen
Statt sich über die Höhe der Zinsen den Kopf zu zerbrechen, gilt es aber andere Punkte zu beachten. „Das entscheidende Kriterium ist das Alter“, sagt Pischke. Wichtig zu wissen sei, ob der Verbraucher noch viele Jahre arbeiten und von seinem Gehalt Geld aufs Riester-Konto zahlen könne. „Jedem, der über 55 Jahre ist, rate ich von einer Riester-Versicherung ab“, ergänzt Hintze. In diesem Fall sei ein Banksparplan sinnvoller. Denn der sei kostengünstiger.
Riester-Fondspolicen seien ideal für Menschen, die Zeit hätten zu investieren, erklärt Hintze: „Zum Beispiel eine Frau, die Mitte 30 ist, zwei Kinder hat und auf jeden Fall über Jahre ein gutes Einkommen erzielen wird.“ Wenn diese Person genug Geld verdiene, um über den Sparplan in Aktienfonds zu investieren, könne die Rendite hoch ausfallen.
Anbieterwechsel lohnt sich nicht für jeden
Die klassische Riester-Versicherung sieht Thomas Hentschel von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen inzwischen skeptisch. Denn nicht immer stimmt die Rendite. Wer allerdings schon vor einigen Jahren einen Vertrag abgeschlossen habe, dem könne er nicht automatisch raten, zu einem anderen Anbieter zu wechseln. In der Vergangenheit seien die Zinsen für diese Verträge höher gewesen. Daher stelle sich die Frage nach einem Wechsel aufgrund der aktuellen Niedrigzinslage eigentlich nicht.
Ermitteln und vergleichen Sie Ihre Vorsorge-Kosten:
Verbraucher, die dennoch einen Wechsel zu einem anderen Anbieter überlegen, sollten immer den alten mit dem neuen Vertrag vergleichen. Wer eine klassische Rentenversicherung gegen einen Bank- oder Fondssparplan tauschen wolle, solle zudem die Risiken vergleichen.
Investmentsparplan als mögliche Alternative
Alternativen zu Riester-Verträgen könnten ungeförderte Banksparpläne sowie Wertpapierdepots auch mit Aktien sein - je nach Risikoorientierung. „Bei diesen Produkten ist aber die Hemmschwelle niedriger, das Ersparte vor der Rente einzulösen.“ Hintze nennt einen Investmentsparplan als mögliche Alternative. „Der ist definitiv günstiger als Riester, oft kommt mehr dabei heraus.“
Der Abschluss eines Wohn-Riester-Vertrages sei dagegen keine geeignete Möglichkeit, fürs Alter zu sparen, sind sich die Experten einig. „Das sollte ich nur in Anspruch nehmen, wenn ich auch wirklich bauen will“, sagt Pischke. Im Alter mietfrei wohnen zu können - auch das sei eine Form der Altersvorsorge. Ein Nachteil sei, dass die Förderung immer nur an die eigene Immobilie gekoppelt ist, ergänzt Hintze. Wenn also eine Ehe in die Brüche geht und die Immobilie bei einem Partner bleibt, profitiere der andere nicht mehr vom Vertrag. „Außerdem erhalten die Kunden nur Mini-Summen, die bei den hohen Immobilienpreisen nicht ins Gewicht fallen.“
Nicht jedes Riester-Angebot eignet sich für jeden Sparer. In der Bildergalerie stellen wir die verschiedenen Varianten vor:
