Nach Air-Berlin-Kauf Nach Air-Berlin-Kauf: Für die Lufthansa geht es steil bergauf - Alitalia im Blick

Berlin - Erst hatten sie Glück, dann kamen auch noch günstige Umstände dazu. Die Lufthansa befindet sich auf einem Höhenflug. Das Unternehmen hat in den ersten neun Monaten mit fast 2,6 Milliarden Euro aus der betrieblichen Tätigkeit so viel verdient, wie niemals zuvor. Alles deutet darauf hin, dass auch am Jahresende ein neuer Rekordgewinn in den Büchern verzeichnet wird.
Dabei sprechen die Experten doch permanent von der Konsolidierung der Branche. Genau davon profitierte Deutschlands Branchenprimus im starken Sommerquartal, wo wegen der Hauptreisezeit die wichtigsten Monate des Jahres für Airlines liegen. Der frühere Rivale Air Berlin schwächelte erheblich, musste mitten im Quartal die Zahlungsunfähigkeit erklären. Das hatte zur Folge, dass Kunden in erheblicher Größenordnung bei der Nummer eins buchten. Doch auch die arabischen Airlines, die einst harte Konkurrenten auf der Langstrecke waren, schwächeln, weil sie wegen der niedrigen Ölpreise nicht mehr so üppig wie einst von ihren Eignern, den Staaten am Persischen Golf, subventioniert werden. Hinzu kommt eine günstige Konjunktur, die die Reisefreude der Touristen anheizt und für mehr geschäftliche Trips der Manager sorgt.
Ticketpreise könnten steigen
Das alles spiegelt sich auch in der Bewertung der Finanzprofis. Die Ratingagentur Moody’s hat der Lufthansa nach vielen Jahren wieder den sogenannten Investment-Grade zu gesprochen. Damit wird die Airline wieder in den Club der Unternehmen mit guter bis sehr guten Bonität aufgenommen, auch weil die Schulden massiv gedrückt wurden. Der Aktienkurs hat sich seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt. Die Investoren wetten darauf, dass die Lufthansa zu den Gewinnern der Konsolidierung der Luftfahrtbranche zählen wird.
Das ist nicht wirklich originell. Gerade hat sich der blau-gelbe Konzern den größten Teil der darniederliegenden Air Berlin unter günstigen Konditionen gesichert – wobei die Genehmigungen der Kartellbehörden noch ausstehen. Und Konzernchef Casten Spohr hat ein Auge auf Alitalia geworfen, die ebenfalls ausgezehrt ist und nur noch mit staatlicher Hilfe am Leben gehalten wird. Hier schwebt dem Top-Manager ein ähnliches Akquisekonzept wie bei Air Berlin vor: Ein Teil der Flotte wird nebst Crews übernommen, die aber erhebliche Einkommenseinbußen hinnehmen müssen. Die Lufthansa würde mit dem Doppelschlag erstens auf zahlreichen Kurz-, Mittel- und Langstrecken und an einigen Flughafen in Deutschland ihre dominierende Position ausbauen und zweitens im Interkontinentalgeschäft in Italien ebenfalls zum Platzhirsch werden.
Das vielfach durchdeklinierte Szenario der Konsolidierung in Europa mit drei großen Netzwerk-Airline-Gruppen (Lufthansa, Air France- KLM und der Britisch-Airways-Mutter IAG) sowie zwei dominierenden Billigfliegern (Ryanair und Easyjet) rückt deutlich näher. Die Aktionäre setzen darauf, dass dies konstant hohe Renditen bringen wird. Deshalb legt die Lufthansa-Aktie so stark zu. Das 2017er Rekordergebnis könnte 2018 noch mal deutlich übertroffen werden. Grund zum Jubeln? Für LH-Aktionäre schon. Fluggäste hingegen müssen mit deutlich steigenden Ticketpreisen rechnen. So lief es auch bei der Konsolidierung der Luftfahrtbranche in den USA.