Klimaanlage und Wohlfühllicht Klimaanlage und Wohlfühllicht: Video - Wie der neue ICE 4 aussieht und was er kann

Berlin - Mehr Platz und Licht, mehr Sicherheit und Komfort: Der neue ICE 4, der am Mittwoch auf dem Berliner Hauptbahnhof erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt wird, sticht seine Vorgänger in einigen Disziplinen klar aus. In anderen aber ist er unterlegen. Die Berliner Zeitung beantwortet die wichtigsten Fragen zum neuen Flaggschiff der Bahn.
Wie viel Platz hat der ICE4?
Zunächst wird es den neuen Zug in einer Langversion von 346 Metern mit zwölf Einzelwagen und insgesamt 830 Sitzplätzen geben – und damit 130 mehr als im ICE 1. Dabei handelt es sich um neuartige ergonomische Sitze, die laut Bahn bei zurückgefahrener Rückenlehne mehr Beinfreiheit bieten. 625 Plätze befinden sich in der zweiten und 205 Plätze in der ersten Klasse. Dagegen erscheint das Bordrestaurant mit nur 22 Plätzen eher mickrig.
Die Bahn bezeichnete den neuen Zug gleichwohl als „Nutzflächen-Champion“, da sich anders als bei den Vorgängern keine Steuerungs-Schaltschränke in den Reisewagen befinden. Zudem wurden Gänge und Türen verbreitert. Besonders viel Platz gibt es in einem Großraumwaggon, der über einen Hub-Lift für Rollstuhlfahrer und Stellplätze mit höhenverstellbaren Tischen sowie einer Notruf- und Servicetaste verfügt. Auch das Wenden des Rollstuhls im Gang soll dort möglich sein. Für Familien mit kleinen Kindern wurden die Abteile grundlegend überarbeitet und vergrößert. Erstmals gibt es auch für Fahrräder Platz, allerdings nur für acht pro Zug. Eine Reservierung ist obligatorisch.
Was bietet der Zug an zusätzlichem Komfort?
Eine funktionierende Klimaanlage beispielsweise. Nachdem die Temperatursteuerung in der Vergangenheit sowohl winters wie im Hochsommer immer wieder versagte, hat Hersteller Siemens nunmehr zwei voneinander unabhängige Kältekreisläufe eingebaut, die laut Bahn Temperaturen zwischen minus 25 und plus 45 Grad verkraftet und auf angenehme Raumtemperaturen auszugleichen vermag. Außerdem sollen neue Scheiben den Lichteinfall verbessern und Lampen die Farbe des Lichts der Tageszeit anpassen, von warmen Rottönen zu tiefem Blau. Neue Displays sollen mehr Informationen zum Streckenverlauf, Haltepunkten, Anschlusszügen und vor allem auch Verspätungen anzeigen. Für sehbehinderte Menschen gibt es ein neues Wegeleitsystem, Sitzplatzreservierungen werden an den Kopfstützen angezeigt und sind somit zweifelsfrei zuzuordnen. In der 1. Klasse verfügt jeder Sitzplatz über eine Steckdose und Leselampe, kostenloses W-Lan soll es auch in der 2. Klasse störungsfrei und von Anfang an geben.
Was kann der Neue – und was nicht?
Der ICE4 verbraucht durch reduziertes Gewicht und verringerte Luftwiderstandswerte nach Angaben der Bahn 22,5 Prozent weniger Energie pro Passagier als seine Vorgänger. Dabei erfolgt der Antrieb nicht mehr allein über Triebwagen an den Enden des Zuges, sondern über sechs „Powercars“ (in einem zwölfteiligen Zug). Mit diesem von Siemens und Bombardier entwickelten Konzept könne der ICE4 sehr flexibel geteilt und an unterschiedliche Anforderungen angepasst werden, so die Bahn. Geschwindigkeitsrekorde bricht der Zug indessen nicht: Bei 250 Stundenkilometern ist Schluss.
Wann kommen die Züge?
Anfang Oktober startet ein 14-monatiger Testbetrieb auf der Strecke Hamburg München, davon zwölf Monate unter Realbedingungen mit Passagieren an Bord. Mit dieser ungewöhnlich langen Testphase will die Bahn „Kinderkrankheiten“ erkennen und abstellen, bevor die ersten ICE4-Züge ab Dezember 2017 in den regulären Winterfahrplan aufgenommen werden. In den Folgejahren bis 2023 sollen insgesamt 130 neue Züge schrittweise die ICE-Flotten 1 und 2 ersetzen.