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Anzeige gegen Mutterkonzern Fricopan: Betriebsrat will Sozialplan für Mitarbeiter des Backwarenherstellers

Von Anja Förtsch 21.07.2016, 17:29
Der Schweizer Mutterkonzern Aryzta will das Werk für Tiefkühl-Backwaren im altmärkischen Klötze schließen.
Der Schweizer Mutterkonzern Aryzta will das Werk für Tiefkühl-Backwaren im altmärkischen Klötze schließen. dpa

Klötze/Magdeburg - Mehrere Tage hatte der Backwarenhersteller Fricopan Zeit, sich zu äußern. Nun ist Andreas Höppners Geduld am Ende. Der Abgeordnete der Linken im Landtag kündigte am Donnerstag an, gegen das Unternehmen zu klagen.

„Die Strafanzeige wird morgen oder am Montag rausgehen“, erklärte Höppner gegenüber der MZ. Der Streit um die Schließung des Fricopan-Werkes in Klötze (Altmarkkreis Salzwedel), dessen Konzernmutter Aryzta ist, könnte damit vor Gericht landen.

Zuvor hatte Höppner, früherer Betriebsratsvorsitzender bei Fricopan, die Chefs des Unternehmens zu einer Stellungnahme aufgefordert. Höppners Vorwurf in einem vertraulichen Brief lautete Fördermittelmissbrauch.

Bis zum Donnerstag sollte sich der Konzern äußern, andernfalls werde er Strafanzeige stellen, hatte der Politiker angekündigt. Die Frist ließ das Unternehmen laut Höppner nun verstreichen.

Der Parlamentarier wirft dem Konzern vor, bereits im Jahr 2015 mehrere Mitarbeiter entlassen zu haben - zu diesem Zeitpunkt bestand allerdings noch die Fördermittelbindung.

Denn über Jahre hinweg hatte Fricopan Subventionen in Millionenhöhe vom Land bekommen. Doch laut Höppner reifte zu dieser Zeit bereits der konzerninterne Plan, das Werk in Klötze zu schließen.

Laut Höppner haben 40 Mitarbeiter bereits zwischen Juli 2015 und März 2016 ihre Kündigung erhalten. Höppner wirft der Chefetage vor, schon 2014 detaillierte Pläne gefasst zu haben, den Betrieb in der Altmark stillzulegen.

Zu diesem Zweck sei bereits ein großer Teil der Produktion aus dem Fricopan-Werk in das neu errichtete Aryzta-Werk in Eisleben (Mansfeld-Südharz) verlegt worden. Konkret gehe es um 136 der rund 400 in Klötze produzierten Waren, kritisiert Höppner.

Dies sei ein Beleg dafür, dass die Verlagerung nach Eisleben, beginnend ab dem Jahr 2014, planmäßig erfolgt sei. Weder der Schweizer Mutterkonzern Aryzta noch Fricopan äußerten sich bisher zu den Vorwürfen.

Unterdessen sind Betriebsrat und Unternehmen am Donnerstagvormittag erneut an den Verhandlungstisch getreten. Es ging um einen Sozialplan für die rund 500 Mitarbeiter, denen im Falle der Schließung die Arbeitslosigkeit droht.

Das Ende der Produktion ist derzeit für August angekündigt. Wie ein Sozialplan aussehen soll, war bis Redaktionsschluss unklar: Die Verhandlungen liefen bis in den späten Abend.

Die Streit zwischen Fricopan und Höppner ist bereits ein Fall für die Justiz: Das Unternehmen will vor Gericht durchsetzen, dass der Abgeordnete den Fall öffentlich nicht als Fördermittelbetrug und -missbrauch darstellen darf.

Die Anwälte fordern die Festschreibung eines Ordnungsgeldes von 250 000 Euro oder ersatzweise eine sechsmonatige Ordnungshaft für Höppner. (mz)