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Seifenmarke Seifenmarke: «Nautik» mit dem Katzenkopf ist wieder gefragt

28.08.2003, 09:36
In der Kappus Seifen GmbH Riesa & Co. präsentiert am Sabine Gast die «Nautik»-Seife, ein Klassiker aus DDR-Zeiten. Die ehemalige Konsum-Seifenfabrik im sächsischen Riesa wurde nach dem Mauerfall 1990 von der Firma M. Kappus neu gegründet. Heute geht mehr als die Hälfte der Produktion in den Export, meist nach Frankreich. (Foto: dpa)
In der Kappus Seifen GmbH Riesa & Co. präsentiert am Sabine Gast die «Nautik»-Seife, ein Klassiker aus DDR-Zeiten. Die ehemalige Konsum-Seifenfabrik im sächsischen Riesa wurde nach dem Mauerfall 1990 von der Firma M. Kappus neu gegründet. Heute geht mehr als die Hälfte der Produktion in den Export, meist nach Frankreich. (Foto: dpa) ZB

Riesa/dpa. - «Heute produzieren wir die Klassiker "Nautik», "Grüner Apfel" und"Baby-Seife", sagt Zepppan. An den Rezepturen hat sich kaum etwasgeändert. Vor der Wende stand in Riesa die größte Seifenfabrik derDDR. «85 Prozent der in der DDR gehandelten Seife wurde hierhergestellt», sagt der 56-Jährige. Die Produkte gingen auch in allesozialistischen Länder.

Die Seifenproduktion in Riesa hat Tradition. 1910 wurde das Werkvon der Großeinkaufsgesellschaft Deutscher Konsumgenossenschaften(GEG) mit Sitz in Hamburg gegründet. Im Gegensatz zu anderen Konsum-Betrieben agierte das Riesaer Werk bis zur Wende in Form einer GmbH.Das hat die Übernahme ohne Treuhand möglich gemacht. Mit demwestdeutschen Familienbetrieb M. Kappus aus Offenbach stieg einebenfalls traditionsreicher Seifenhersteller ein. Untergebracht ineinem historischen alten Fabrikgebäude ist in Riesa seitdem in neueFertigungslinien investiert worden.

«Modernisiert wurde auch die Verpackung der Seifen. Die «Baby-Seife» ziert mittlerweile das Foto des ersten männlichen Enkels derKappus-Familie. Auch das schon zu DDR-Zeiten bekannteUniversalreinigungsmittel «Novum» bekam eine andere Papierhülle.

An der Seifenherstellung hat sich in den vergangenen Jahrzehntenwenig geändert, sagt der promovierte Chemiker Zeppan. EineFettmischung, die zu aus 80 Prozent Talg und 20 Prozent aus Kokos-oder Palmöl besteht, wird für die Grundseife mit Natronlaugeversetzt. Dann kommen Parfüme und kosmetische Stoffe hinzu. «In Formgepresst und verpackt ist die Seife fertig», sagt er.

Doch auch die Riesaer müssen sich bei aller Rückbesinnung auf Ost-Produkte den neuen Zeiten stellen. «Der Trend zu Duschbädern undFlüssigseifen lässt für Absatzsteigerungen bei Seife kaum Spielraum»sagt der Geschäftsführer. Bequemer seien die flüssigen Produkte, gibter zu. Doch eine feste Seife sei umweltfreundlicher, da sie zu 98Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen bestehe. Außerdem gebe es durchdie Plastikflaschen einen höheren Anteil an Verpackungsmüll. Dochauch in Riesa werden mittlerweile Flüssigseifen hergestellt.

Heute geht mehr als Hälfte der Produktion in den Export, meistnach Frankreich. Ausschließlich für diesen Markt werden Seifen mitHonig und Milch, mit Mandelöl, Aloe vera oder Olivenöl gefertigt.Dazu haben deutsche Großhandelsketten die Produkte gelistet oderAufträge zur Fertigung von Hausmarken vergeben.

Von den Formaten her ist alles möglich: von der herzförmigen Seifebis zum schäumenden Boxhandschuh, sagt Zeppan. Die Riesaer besitzenmittlerweile auch das Patent für eine schwimmende Seife. «In derWanne muss dann nicht nach dem Stück gesucht werden», sagt Zeppan.

Aus Riesa kommen heute 10 000 Tonnen Seife im Jahr - oder 100Millionen 100-Gramm-Stücke. Der Umsatz lag 2002 bei 13,5 MillionenEuro - für diese Jahr werden 15 Millionen Euro angestrebt. Die Firmahat rund 90 fest angestellte Mitarbeiter.

Über das Interesse an den Ost-Produkten ist Zeppan froh. Docheines wird es aus Riesa nie wieder geben: die Luxusseife «Patina».Zwar schwärmt Zeppan von dem goldenen Geschenkkarton mit zwei inSeidenpapier verpackten Stücken. «Doch mit dem Namen wäre die Seifeunverkäuflich», sagt er. «Die Frage wäre, beseitigt oder verhilft siezu Patina oder Schmutz.»