Harter Lockdown Sachsen: Harter Corona-Lockdown beschlossen

Dresden - Jetzt versucht es Sachsens Ministerpräsident im Kampf gegen das Virus mit Härte, das ist spätestens am Dienstagmittag klar: Weil die Corona-Zahlen geradezu explodiert sind, will Michael Kretschmer (CDU) sämtliche Schulen, Kitas und Horte im Bundesland schließen.
Und das bereits ab Montag. Nicht nur das: Auch alle Geschäfte, die nicht der lebensnotwendigen Versorgung dienen, sollen dicht machen. Aus dem bisherigen „Lockdown Light“ macht Kretschmer in Sachsen nun den harten Lockdown.
Und das mitten in der Weihnachtszeit. Gelten soll das Notfallprogramm bis zum 10. Januar, verkündet Kretschmer am Dienstag. Seine Landesregierung müsse Sachsen „zur Ruhe bringen“.
Lockdown in Sachsen: Shopping-Touristen in Sachsen-Anhalt befürchtet
Allerdings: Die Ankündigung aus Dresden sorgt im Nachbarland Sachsen-Anhalt für einige Unruhe. Denn die Befürchtung der Regierung in Magdeburg lautet am Dienstag, dass sächsische Shopping-Touristen nun vermehrt auf den Süden Sachsen-Anhalts ausweichen könnten und schlimmstenfalls Infektionen über Ländergrenzen tragen.
Zwar hält Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) das harte Durchgreifen in Sachsen für geboten. Dennoch sagt sie am Dienstag: „Ich mache mir große Sorgen.“ Unklar ist für die Regierung um Reiner Haseloff (CDU) noch, wie sie im Falle des großen Shopping-Trecks verfahren soll. Grimm-Benne schließt nicht aus, dass dann etwa im Burgenlandkreis „ähnliche Regelungen“ wie in Sachsen eingeführt werden.
Also ein lokaler harter Lockdown, der Shopping-Touristen aus dem Nachbarland abhält. Ohnehin hat der Burgenlandkreis die höchste Infektionsrate in Sachen-Anhalt.
Haseloff will Sachsen-Anhalt einen harten Lockdown ersparen
Im Vergleich zu Sachsen sieht Haseloff Sachsen-Anhalt noch relativ stabil. Allerdings habe der bisherige „Lockdown Light“ mit untersagten Veranstaltungen und Kontaktbeschränkungen nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt - die Infektionsrate im Land sei zwar gedämpft, aber nicht heruntergefahren. Haseloff hält Sachsen nun als warnendes Beispiel hoch: Wenn es Sachsen-Anhalt nicht schaffe, die Infektionsrate deutlich zu reduzieren, „müssen wir am Jahresanfang Maßnahmen ergreifen, die ich unserem Land ersparen möchte“.
Bereits jetzt ist klar, dass es für Silvesterfeiern in Sachsen-Anhalt keine gesonderten Lockerungen der Corona-Regeln geben wird. Das Kabinett sei sich einig, „dass wir das uns angesichts der angespannten Zahlen nicht erlauben können“, erklärt Grimm-Benne.
Mit welchen Kontaktregeln Sachsen-Anhalt in die Weihnachtstage geht, ist indes weiter offen. Gesundheitsministerin Grimm-Benne will entweder das jetzige Fünf-Personen-Limit für private Zusammenkünfte bis in den Januar aufrechterhalten oder für den Zeitraum von Heiligabend bis zum 27. Dezember eine Ausnahme von zehn Personen zulassen. Ausschlaggebend seien die Infektionszahlen der kommenden sieben Tage, kündigt sie an. Unter den Ministern bestehe jedenfalls Einigkeit, dass grundsätzliche Lockerungen derzeit das völlig falsche Signal für das Land seien.
Sorgen macht Grimm-Benne vor allem die rasante Ansteckungskurve in der Altersklasse 70 bis 79. „Aus diesen Bereichen haben sich unsere Todeszahlen verdoppelt“, sagt die Ministerin. Tatsächlich hatte Sachsen-Anhalt zu Beginn des November-Lockdowns noch 83 gestorbene Covid-19-Patienten verzeichnet, aktuell sind es 229. Besonders problematisch seien weiterhin die Ausbrüche in den Altenheimen. Haseloff rügt, dass sich einige Mitarbeiter in Pflegeheimen nicht konsequent auf das Virus testeten.
Haseloff will neue Abstimmung
Wie andere Ministerpräsidenten ist Haseloff auch für eine erneute Absprache aller Länderchefs und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zur weiteren deutschlandweiten Anti-Corona-Strategie. „Wenn Sachsen jetzt einen Shutdown macht und die kommen alle zu uns mit ihren Infektionsraten - was haben wir dann gekonnt?“, warnt Haseloff am Dienstag. „So was muss abgestimmt werden.“ (mz)