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Nahrungsmittelhersteller Nahrungsmittelhersteller: Alte Kunden wurden erfolgreich zurückerobert

01.04.2003, 09:14
Eine Schachtel "Cornflakes" der Wurzener Nahrungsmittel GmbH steht in einer Produktionshalle des Unternehmens in Wurzen. Die sächsische Firma hofft zehn Jahre nach der Privatisierung auf den Durchbruch in den alten Bundesländern.(Foto: dpa)
Eine Schachtel "Cornflakes" der Wurzener Nahrungsmittel GmbH steht in einer Produktionshalle des Unternehmens in Wurzen. Die sächsische Firma hofft zehn Jahre nach der Privatisierung auf den Durchbruch in den alten Bundesländern.(Foto: dpa) ZB

Wurzen/dpa. - Zehn Jahre nach der Privatisierung sind Reis, Erdnussflips und Cornflakes der Wurzener Nahrungsmittel GmbH in den neuen Bundesländern wieder in aller Munde. «Wir haben unseren alten Markt erfolgreich zurückerobert und Wurzener als starke Marke positioniert», sagt Geschäftsführerin Gerlind Braunsdorf. Jetzt will sich das sächsische Unternehmen auch in den alten Bundesländern durchbeißen. «Wir kämpfen um die Chance, uns beim westdeutschen Verbraucher vorzustellen.» Noch werden mehr als 80 Prozent des Umsatzes in Ostdeutschland erwirtschaftet.

«Wir waren zu keiner Zeit der Meinung, dass wir nur in die ostdeutschen Regale gehören, weil wir hier zu Hause sind. Wir wollen als gesamtdeutsche Marke wahrgenommen werden, die sich durch Qualität beweist», stellt Braunsdorf die Philosophie des Unternehmens vor. Mit der starken Basis im Osten zielt die Marketingstrategie nun darauf ab, die Handelsketten davon zu überzeugen, dass «Wurzener» in alle deutschen Regale gehört.

Seit der Privatisierung 1993 hat «Wurzener» konsequent auf eine Markenstrategie gesetzt. Das Verpackungsdesign wurde gleich zwei Mal in nur fünf Jahren überarbeitet. Die inzwischen in markantes Grün gewandeten Produkte haben mit dem blassen Erscheinungsbild aus DDR- Zeiten nichts mehr gemein. Und aus der einstigen stilisierten roten Krone ist ein ovales Logo geworden. «Wir sind unverwechselbarer», sagt Braunsdorf. Der tiefe Einschnitt ins Markenbild habe den Weg für sprunghaftes Wachstum freigemacht.

Dabei stand 1992 die 500-jährige Tradition der Nahrungsmittelproduktion in Wurzen kurz vor dem Aus. Die mächtigen Mahlwerke an der Mulde drehten sich nach der Wiedervereinigung immer langsamer und drohten beinahe, für immer still zu stehen. Denn mit der Wende kam die Teilung des einstigen Nahrungsmittelkombinates mit 1200 Beschäftigten. Für die Keksfabrik fand sich schnell ein Käufer. Für die Knabbergebäcke aus Wurzen aber hatte die Treuhand schon die Liquidation vorbereitet.

Als mit der Rendsburger Getreide AG (Schleswig-Holstein) ein Investor gefunden wurde, waren die Produkte schon fast gänzlich aus dem Handel ausgelistet. «Unser Markt war gleich Null und eigentlich brauchte uns der Handel auch gar nicht. Die Ketten wollten wegen geringer Marktkenntnis nicht mit uns zusammen arbeiten», sagt Braunsdorf. Zudem mussten die hohen Kosten gesenkt werden.

Mit Erfolg: Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat «Wurzener» mit seinen 108 Mitarbeitern einen Umsatz von 25 Millionen Euro und damit eine Verdopplung innerhalb von zehn Jahren erreicht. Allein 500 000 Beutel Erdnussflips verlassen täglich die Produktionshallen an der Mulde. Schon seit Jahren schreibt das Unternehmen schwarze Zahlen. Die Investitionen in Höhe von 20 Millionen Euro zahlen sich langsam aus, auch für die Landwirte der Region. Rund 50 000 Tonnen Getreide verarbeiten die «Wurzener» jedes Jahr.

Zehn Jahre nach der Privatisierung hat sich «Wurzener» vom Preiseinstieg in den Premium-Preisbereich gearbeitet. Mit Innovationen wie den so genannten Sport&Fun-Produkten fordert «Wurzener» die Konkurrenz auch in den alten Bundesländern heraus. Mit ersten Erfolgen: Im Rheinland gehörten bei den Straßenumzügen im Karneval auch Wurfartikel aus Wurzen zu den Kamellen. Demnächst sollen auch Reis-Beilagen der in Ostdeutschland weit bekannten Marke «KuKo» und Cerealien aus Westsachsen in den Regalen der Supermärkte stehen.