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150 Jahre Kunstakademie Karlsruhe 150 Jahre Kunstakademie Karlsruhe: Von Schirmer bis Baselitz

Von Susanne Kupke 01.09.2004, 10:46
Tom Roth, Student für Bildhauerei an der Karlsruher Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, arbeitet in einem Atelier der Akademie an einer Holzskulptur (Foto vom 17.08.2004). Die Karlsruher Kunstakademie, eine der traditionsreichsten Deutschlands, feiert in diesem Herbst ihr 150-jähriges Bestehen. Heute gehört die Akademie mit rund 300 Studenten zu den kleineren des Landes. Die angehenden Künstler können dort in großzügigen Ateliers arbeiten. Gelehrt wird seit den 60er Jahren die freie Kunst mit Malerei, Grafik, Bildhauerei und Zeichnung. (Foto: dpa)
Tom Roth, Student für Bildhauerei an der Karlsruher Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, arbeitet in einem Atelier der Akademie an einer Holzskulptur (Foto vom 17.08.2004). Die Karlsruher Kunstakademie, eine der traditionsreichsten Deutschlands, feiert in diesem Herbst ihr 150-jähriges Bestehen. Heute gehört die Akademie mit rund 300 Studenten zu den kleineren des Landes. Die angehenden Künstler können dort in großzügigen Ateliers arbeiten. Gelehrt wird seit den 60er Jahren die freie Kunst mit Malerei, Grafik, Bildhauerei und Zeichnung. (Foto: dpa) dpa

Karlsruhe/dpa. - Sie ist vergleichsweise klein, aber fein:Die Karlsruher Kunstakademie, eine der traditionsreichstenDeutschlands, feiert in diesem Herbst ihr 150-jähriges Bestehen. DasJubiläumsfest am 19. Oktober ist für die Hochschule Anlass, Einblickin ihre aktuelle Arbeit und Geschichte zu geben. Immerhin schmückengroße Namen die Akademie - von Johann Wilhelm Schirmer über WilhelmTrübner und Erich Heckel bis hin zu HAP Grieshaber und GeorgBaselitz.

Am Anfang stand ein mutiger Schritt des badischen Prinzregentenund späteren Großherzogs Friedrich I. An seine neu gegründeteAkademie holte er nicht etwa einen salonfähigen Historienmaler,sondern mit dem Düsseldorfer Schirmer einen Vertreter der verpöntenLandschaftsmalerei. Schirmer entwickelte für die GroßherzoglicheKunstschule ein außerordentlich fortschrittliches Lehrprogramm - undmachte die badische Residenz zu einem Vorreiter derLandschaftsmalerei in Deutschland. Lehrer wie Karl Friedrich Lessingund Hans Thoma wirkten hier.

1920 in Badische Landeskunstschule umbenannt, erreichte sie eineneue Blüte. Wild und frei ging es nach Beobachtung des Dichters CarlZuckmayer zu jener Zeit im «biederen» Karlsruhe zu. Skandalöse,phallische Kreide-Symbole der Künstler-Gruppe Rih ziertenBürgerhäuser. Expressionisten rebellierten gegen «Akademiefürsten».Die Rebellen gingen später in der Neuen Sachlichkeit auf, für dieKarlsruhe neben Dresden und München ein bedeutendes Zentrum wurde.

Bekannte Vertreter wie August Babberger, Karl Hubbuch, GeorgScholz oder Wilhelm Schnarrenberger wurden jedoch schon Mitte 1933unter nationalsozialistischer Herrschaft fristlos entlassen. IhreWerke wurden als «entartet» diffamiert.

An den Ruf der Vorkriegszeit konnte die Hochschule erst 1955 mitder Berufung HAP Grieshabers anknüpfen. Als zwei seiner Schülerinnendurch die Prüfung fielen - sie hatten nicht gemäß der alten Ordnunggemalt - kehrte er vier Jahre später Karlsruhe den Rücken. Namhaftvertreten wurde die Akademie auch von den Neo-Expressionisten der80er Jahre wie Per Kirkeby, Georg Baselitz und Markus Lüpertz.

Heute gehört die Staatliche Akademie der Bildenden Künste - so ihroffizieller Name - mit rund 300 Studenten zu den kleineren Akademiendes Landes. Die angehenden Künstler können in großzügigen Ateliersjenseits des anonymen Massenbetrieb arbeiten. Gelehrt wird seit den60er Jahren die «freie Kunst» mit Malerei, Grafik, Bildhauerei undZeichnung.

Geleitet wird die Akademie seit vier Jahren von dem Maler ErwinGross. Weitere prominente Künstler-Professoren sind Franz Ackermann,Silvia Bächli, Stephan Balkenhol, Ernst Caramelle, Axel Heil oderAndreas Slominski. Mit der Berufung einer der bekanntestenzeitgenössischen (Medien-)Künstlerinnen der Niederlande, Marijke vanWarmerdam, wurde der Professorinnen-Anteil erhöht: Nun lehren dreiFrauen neben 17 Männern.

Dass die Gattungen sich im 21. Jahrhundert vermischen, zeigt nichtnur die Berufung Warmerdams. Vom 20. bis 31. Oktober präsentierenProfessoren und ihre Schüler in einer Ausstellung das breite Spektrumkünstlerischer Disziplinen. Und das ist keineswegs nur auf dieMalerei fixiert.