Erstwähler zur Bundestagswahl 2025 Wie 18-Jährige in Hettstedt vor der Wahl über die Parteien denken
Zum ersten Mal wählen – aber wen? Vier Erstwähler sprechen über ihre Unsicherheiten, Wünsche und den Einfluss sozialer Medien.

Hettstedt/MZ - Sie dürfen erstmals wählen – den Deutschen Bundestag: Die 18-jährigen Schüler Loreen, Maria, Lewi und Mathilda gehen in die zwölfte Klasse des Wilhelm-und-Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums in Hettstedt und stehen kurz vor dem Abitur. Überforderung macht sich in vielerlei Hinsicht bei ihnen breit. Trotzdem sind sie fest entschlossen, ihr Kreuze am Sonntag zu setzen. „Ich weiß nicht richtig, was ich wählen soll. Definitiv nicht rechts, aber es gibt viele Eindrücke, die ich erstmal verarbeiten muss“, sagt Mathilda.
Die angehenden Abiturienten wissen allerdings genau, welche Themen ihnen wichtig sind. „Selbstverständlich die Einhaltung der Menschenrechte, dass es da keine Einschränkungen gibt, Meinungsfreiheit und Klimaschutz wären mir wichtig“, erzählt Lewi. Sie wollen eine Regierung, die sich für ihr Land einsetzt und sich nicht nur um die Konflikte anderer Nationen kümmert. Das hieße aber nicht, dass die Migration das Problem sei. Für sie habe Die Linke den größten Zuspruch. „Sie setzt sich am meisten für die untersten Schichten ein. Also für die Leute, die am wenigsten verdienen“, meint Mathilda. Auch Lewi ist dieser Ansicht. „Die Linke hat viele Themen, die ansprechen: Mietdeckel zum Beispiel, die Überteuerung der Preise, die Friedenspolitik allgemein von denen.“ Außerdem solle die Infrastruktur von Bus und Bahn ausgebaut und das Deutschlandticket nicht teurer werden. Das gefällt.
Informiert haben sich die Erstwähler über Youtube, das Fernsehen, wo die Kanzlerduelle zu sehen waren, und übers Radio. Aber vor allem haben sie das Internet dazu genutzt, sich ein Bild zu machen. Mathilda hat den Wahl-O-Mat ausprobiert, während Loreen sich die Parteiprogramme durchgelesen hat. Eines sticht heraus: TikTok ist bei vielen jungen Leuten sehr präsent. „Ich habe das Gefühl, dass rechts sein durch TikTok zu einem Trend geworden ist. In den Kommentaren werden blaue Herzen gepostet und als cool dargestellt“, sagt Lewi. Dass die AfD aber viele Punkte habe, die laut Loreen so nicht vertretbar wären und Versprechungen gemacht würden, die sie so nicht umsetzen werden, hinterfragen die meisten nicht. „Ich will nicht sagen, dass ich Angst habe, aber es ist schon erschreckend, dass die rechte Seite immer mehr in den Vordergrund rückt.“
Von CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz sind sie ebenfalls wenig begeistert. „Für mich hört er sich so an, als würde er schon Versprechen brechen, bevor er im Amt ist“, meint Maria. Dabei ist, laut den Umfragen, die CDU aktuell die stärkste Partei. Die jungen Leute wollen aber eine Partei, die nicht nur verspricht, sondern die Versprechen auch halte. „Wenn man nur vom Durchschnittsalter des Volkes ausgeht, dann sind die Jungen in der Unterzahl. Das heißt, so oder so haben wir nicht so viel Einfluss wie 30-Jährige oder wie 60-Jährige. Aber ich bin ehrlich, es ist ja auch unsere Zukunft“, sagt Maria. Die Entscheidungen, die jetzt getroffen werden, würden vor allem sie betreffen.