Bundestagswahl 2025 Welche Schwerpunkte Kay-Uwe Ziegler für die AfD setzen will
Der 61-Jährige führt zwei Textilgeschäfte in Bitterfeld und sitzt seit einer Wahlperiode im Bundestag. Im neu zugeschnittenen Wahlkreis 73 tritt er nun erneut als Direktkandidat an.
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Bitterfeld/MZ. - In der Fußgängerzone in Bitterfeld gibt es wie andernorts Filialen von Fielmann, McPaper, NKD und der Telekom. Neben einem Asia-Restaurant, einer Pizzeria und einem Internetcafé existieren auch Inhaber-geführte Geschäfte: ein Fahrradhaus, eine Änderungsschneiderei und ein Geschäft für Damen- und Herrenbekleidung: das „Unlimited“.
Dessen Inhaber ist Kay-Uwe Ziegler, 1,87 Meter groß und selbstbewusst. Der Händler gehört seit einer Wahlperiode dem Bundestag an, wo er als Obmann der AfD, also in koordinierender Rolle, dem Gesundheitsausschuss und als stellvertretendes Mitglied dem Petitions- und dem Wirtschaftsausschuss angehört. Jetzt tritt Ziegler erneut als Direktkandidat an, nun im Wahlkreis 73, weil der Wahlkreis 71 Anhalt aufgelöst wurde.
Wo sieht Ziegler Sachsen-Anhalts Innenstädte in zehn Jahren? Und was kann die Bundespolitik tun, um Stadtzentren zu fördern? „Wenn der aktuelle Kurs beibehalten wird, dann wird es in zehn Jahren viele zugeklebte Schaufenster und Vandalismus geben, vielleicht noch Bäcker und Fleischer, die aber nicht mehr selber produzieren. Und wenn wir Pech haben, viele Spielhallen und Dönerläden.“
„Ich esse selber gern einen Döner, ich frage mich nur, wie so viele Döner es wirtschaftlich schaffen.“
Kay-Uwe Ziegler, AfD-Bundestagskandidat
Er habe kein Problem mit Imbissen, „ich esse selber gern einen Döner“, erklärt Ziegler. „Ich frage mich nur, wie so viele Döner es wirtschaftlich schaffen“. Um innerstädtischen Einzelhandel zu stärken, seien „massiver Bürokratieabbau und Planungssicherheit“ nötig, sagt der Abgeordnete. Leider hätten die Lockdowns während der Corona-Pandemie dafür gesorgt, dass sich viele Kunden umorientierten auf den Online-Handel, eine Entwicklung, der nur schwer entgegenzuwirken sei.
Bezüglich der Bürokratie kritisiert Ziegler die „gigantischen Transferkosten“ für Flüchtlinge, die vom Bund auf die Kommunen abgewälzt würden für Unterbringung, Versorgung und Integration. „Es geht hier allein im Kreis Anhalt-Bitterfeld um viele Millionen Euro“, sagte Ziegler der MZ.
Der 61-Jährige gehört dem Landesvorstand seiner Partei an und ist gut vernetzt in der Region: Er ist Mitglied im Ortschaftsrat, Ortsbürgermeister in Bitterfeld, Stadtrat in Bitterfeld-Wolfen und Mitglied der AfD im Kreistag Anhalt-Bitterfeld, die mit vier Frauen und 14 Männern die größte Fraktion bildet. Der Einfluss der AfD in der Kommunalpolitik ist inzwischen so groß, dass sich sogar das Magazin „Der Spiegel“ aus Hamburg für Bitterfeld interessiert.
Artikel des Magazins „Der Spiegel“ sorgt für Kritik im Stadtrat Bitterfeld-Wolfen
Am 4. Januar erschien unter der Schlagzeile „So fängt es an“ ein Artikel, der Ziegler und seiner Partei eine Politik vorwirft, die auf „Halbwahrheiten“ und „Demokratieverachtung“ setze, während die übrigen Parteien verkümmerten. Im Stadtrat Bitterfeld-Wolfen sorgte das im Artikel gezeichnete Bild der Stadt und des politischen Lebens quer durch die Fraktionen für Kritik. Mit einer Gegenstimme und drei Enthaltungen wurde der Bericht missbilligt und OB und Fraktionschefs mit einer Gegendarstellung im Amtsblatt beauftragt, die auch dem „Spiegel“ zugeleitet werden soll. Die Wähler des ländlichen Raums im Osten, sie ticken anders als in Großstädten wie Hamburg oder Berlin.
Apropos ländlicher Raum: Haben alle Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt eine Zukunft, und wie sieht der künftige Nahverkehr auf dem Land aus? „Wir müssen versuchen, Krankenhäuser, die wir erhalten wollen, zu unterstützen, zum Beispiel, indem dort Altenpflegestationen eingerichtet werden könnten“, erklärt Ziegler. Die Struktur müsse zukunftssicher sein, und Geld dürfe nicht verschwendet werden, zum Beispiel für teure Medikamente, die viele Patienten gar nicht bräuchten.
Und der Nahverkehr im ländlichen Raum? „Es ist schwierig, hier einen bedarfsdeckenden Nahverkehr aufzubauen“, antwortet Ziegler, der einräumt: „Ich habe keine goldene Lösung. In naher Zukunft auf den Individualverkehr zu verzichten, halte ich für ausgeschlossen. Das eigene Auto muss bezahlbar bleiben.“
Kay-Uwe Ziegler pendelt per Bahn zwischen Berlin und seinem Wahlkreis
Als Abgeordneter pendelt Ziegler per Bahn zwischen Berlin und seinem Wahlkreis, manchmal mehrmals täglich. Im Sommer fahre er viel Fahrrad, oft um die Goitzsche, ein 13 Quadratkilometer großer Binnensee, der aus einem Braunkohletagebau entstanden ist.
Kay-Uwe Ziegler wurde am 27. Oktober 1963 in Eisleben geboren. Nach Abschluss der 10. Klasse 1980 folgt bis 1982 eine Berufsausbildung zum Zootechniker. Bis 1983 arbeitet er in der LPG Helfta, ab 1986 absolviert er ein Studium als Veterinäringenieur in Beichlingen.
Von 1986 bis 1990 ist er Veterinäringenieur beim Kreis Bitterfeld. Von 1990 bis 1999 ist er als Kaufmann im Textilgroß- und -einzelhandel selbständig, von 2000 bis 2011 als freiberuflich tätiger Textilkaufmann.
Seit 2012 leitet er als Geschäftsführer der „Unlimited-Lifestyle GmbH“ zwei Geschäfte des Textileinzelhandels in Bitterfeld, 2016 wird er Mitglied der AfD, seit 2019 ist er in der Kommunalpolitik .