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Bundestagswahl 2025

Bundestagswahl 2025 Was Linken-Politiker Matthias Schütz verändern will

Matthias Schütz aus Libehna in der Stadt Südliches Anhalt kandidiert für „Die Linke“ im Wahlkreis 73. Der Osten werde „stiefmütterlich“ behandelt, sagt er. Das will Schütz ändern.

Von Doreen Hoyer 11.02.2025, 13:00
Die Bockwindmühle von Libehna ist das Wahrzeichen des Heimatortes von Matthias Schütz, dessen Ortsbürgermeister er ist.
Die Bockwindmühle von Libehna ist das Wahrzeichen des Heimatortes von Matthias Schütz, dessen Ortsbürgermeister er ist. (Foto: Ute Nicklisch)

Libehna/MZ. - „Viele Menschen in unserem Land fühlen sich von der Politik nicht mehr vertreten. Sie bekommen mit, dass es ihnen schlechter geht als noch vor ein paar Jahren.“ Das, sagt Matthias Schütz, dürfe nicht so bleiben. Der 41-Jährige kandidiert für die Partei „Die Linke“ im Wahlkreis 73 für den Bundestag.

Politiker der Linken hat die Lohnschere zwischen Ost und West auf der Agenda

Eines seiner Herzensthemen ist die Lohnschere zwischen den alten und gar nicht mehr so neuen Bundesländern. Auf seinen Plakaten seht der Slogan „Für einen starken Osten“. „Damit meine ich, dass der Osten nicht mehr stiefmütterlich behandelt werden darf“, erklärt Schütz.

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Große Investitionen des Bundes in die ostdeutsche Wirtschaft seien nötig und es gelte, hier die betriebliche Mitbestimmung zu stärken. Den Posten des Ostbeauftragten der Bundesregierung abzuschaffen, wie unlängst von der Union gefordert, hält er für „nicht zielführend. Dafür gibt es hier noch viel zu viel zu tun.“ Der Posten werde also noch benötigt.

In vielen Gesprächen bekomme er mit, was die Menschen in der Region umtreibe: „Viele haben zum Beispiel Angst, im Alter krank zu werden und zu verarmen – das ist inakzeptabel.“ Und dass viele Kinder in Deutschland in Armut leben oder davon bedroht sind, sei ebenfalls nicht hinnehmbar.

Einsatz für für die Bildungspolitik und den Mindestlohn

Wofür will er sich also konkret einsetzen? Ein Mindestlohn von 15 Euro sei realistisch, betont der 41-Jährige. Schütz ist außerdem für die Einführung einer Vermögenssteuer – „Starke Schultern müssen größere Lasten tragen“ – will Steuerflucht stärker bekämpfen und hält Forderungen nach einem höheren Renteneintrittsalter für „obszön“.

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Zudem sollten nach seinen Vorstellungen Angestellte und Beamte in eine gemeinsame Kasse für die Renten- und Pflegeversicherung einzahlen. Wichtig ist ihm auch eine „Kehrtwende in der Bildungspolitik“. Die ist zwar in erster Linie Ländersache, doch der Bund müsse sich ebenfalls engagieren. „Es schwächt unsere Region, wenn Unterrichtsausfall an der Tagesordnung ist und viele die Schule ohne Abschluss verlassen.“

Bergbaugeschichte und Strukturwandel verbindet Wahlkreis 73

Durch die Reform der Wahlkreise zur Bundestagswahl kandidiert Matthias Schütz nicht nur in Anhalt-Bitterfeld, wo er aufgewachsen ist, sondern auch in Mansfeld-Südharz und Teilen des Saalekreises – kein Problem für ihn, wie er betont. „Was diese Regionen verbindet, sind die Bergbaugeschichte und Erfahrungen mit dem Strukturwandel.“

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Politisch engagiert ist Schütz seit etwa 20 Jahren. Sollte er in den Bundestag gewählt werden, so wolle er auf jeden Fall weiterhin Ortsbürgermeister seines Heimatortes Libehna bleiben, sagt er. Das Engagement vor Ort aufzugeben, komme gar nicht in Frage. „Es geht definitiv beides zugleich.“

Schütz: „Ich habe das Talent, mit wenig Mitteln etwas auf die Beine zu stellen“

Er beschreibt sich selbst als „absolutes Dorfkind“ – eine Perspektive, die im Berliner Politikbetrieb zu kurz komme. „Dort kann ich widerspiegeln, was sich hier abspielt.“ Es sei außerdem nicht förderlich, wenn zum Großteil „Berufspolitiker“ im Parlament säßen, fügt er an. Auch dabei könne jemand wie er, der für ein Industrieunternehmen tätig ist, mit praktischen Erfahrungen die Bevölkerung besser repräsentieren.

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Bei seiner lokalpolitischen Arbeit im südlichen Anhalt habe er außerdem gelernt, unter schwierigen Umständen konstruktiv zu arbeiten und Lösungen zu finden. Bei Haushaltsberatungen gab es oft wenig Geld zu verteilen, aber viele Stellen, wo es dringend gebraucht würde. „Ich habe das Talent, mit wenig Mitteln etwas auf die Beine zu stellen“, sagt er.

Linke gewinnen neue Mitglieder nach Austritt von Sahra Wagenknecht

In seiner Freizeit geht Schütz laufen. Es sei eine Möglichkeit, sich gleichzeitig fit zu halten und zu schauen, welche Themen die Leute in der Region beschäftigen – sei es der Zustand von Straßen, Graffiti an Gebäuden oder die Zukunft von Schulen und Kitas auf dem Land.

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In aktuellen Umfragen liegt seine Partei bei drei bis vier, selten fünf Prozent. Schütz’ Elan bremst das nicht. „Ich bin sehr, sehr optimistisch, dass wir die Fünf-Prozent-Hürde überspringen.“ Die Stimmung in der Partei sei im Übrigen ausgezeichnet, nach dem Austritt Sahra Wagenknechts habe die Linke bundesweit über 17.000 neue Mitglieder gewinnen können. Er kämpfe jedenfalls um jede Stimme zwischen Aken, dem Südharz und Mücheln.

Zur Person Matthias Schütz

Matthias Schütz stammt aus Libehna in der Stadt Südliches Anhalt. Er ist 41 Jahre alt, ledig und hat keine Kinder.

Schütz arbeitet für ein Unternehmen im Industriegebiet Weißandt-Gölzau im Bereich der Qualitätssicherung. Der staatlich geprüfte Betriebswirt ist dort Teamleiter und außerdem Betriebsrat. In seiner Freizeit geht er gern joggen.

Er trat 2009 in die Partei „Die Linke“ ein und hat aktuell mehrere Ehrenämter in der Kommunalpolitik übernommen. So ist er Ortsbürgermeister seines Heimatortes, Stadtrat und auch Mitglied des Kreistages Anhalt-Bitterfeld.