Bundestagswahl 2025 Norman Steigleder: SPD-Kandidat möchte „Mitbestimmung stärken“
Norman Steigleder, SPD-Direktkandidat für den Wahlkreis 72, möchte sich als Gewerkschafter vorrangig für Arbeitnehmer einsetzen. Auch den Strukturwandel hat der Zeitzer im Blick.
Zeitz/MZ. - Norman Steigleder gehört drei Gewerkschaften sowie dem Deutschen Gewerkschaftsbund an, für den er arbeitet. „Über meine Arbeit habe ich den Zugang zur SPD gefunden“, sagt der 45-Jährige. „Ich möchte nicht nur gewerkschaftlich, sondern auch politisch etwas verändern“, schiebt der Zeitzer gleich den Grund hinterher, warum er als Direktkandidat der SPD für den Bundestag kandidiert.
Das wichtigste Thema, das ihn nicht nur beruflich, sondern auch die Menschen des Wahlkreises 72 betrifft, sei der Strukturwandel infolge des Kohleausstiegs Deutschlands. „Wir müssen für alle Betroffenen einen sozial gerechten Wandel hinbekommen“, nennt er sein vorrangigstes Ziel, sollte er in den Bundestag gewählt werden. Neben dem Erhalt und der Erschaffung weiterer „gut bezahlter Industriearbeitsplätze“ müsse es seiner Meinung nach vor allem darum gehen, „das Mitteldeutsche Revier als Innovationsstandort“ zu stärken.
Strukturwandelmittel für die Menschen der Region und weniger für den Tourismus
Die Strukturwandelprojekte im Wahlkreis 72, wie etwa das geplante interkommunale Industrie- und Gewerbegebiet an der Autobahn 9 und Bundesstraße 91 bei Weißenfels, bewertet er positiv, insbesondere, wenn gut bezahlte Jobs dadurch geschaffen werden. Doch müsse „stärker überprüft werden, wohin das Geld fließt“. Die Mittel müssten zudem „vorrangig für die Menschen in der Region fließen und weniger in den Tourismus“.
„Wir müssen auch die Mitbestimmung in den Betrieben stärken“, spricht ganz der Gewerkschafter aus ihm. Er verweist auf das sogenannte Montan-Mitbestimmungsgesetz der Stahl- und Kohleindustrie, das den Betriebsräten eine Mitsprache in den Aufsichtsräten der Unternehmen zusichert. „Dadurch kann der Betriebsrat auch über Investitionen mitbestimmen. Und er kann verhindern, dass Standorte ins Ausland verlagert werden“, sagt der Sozialdemokrat. Das Konzept wolle er auf andere Branchen wie beispielsweise die Chemieindustrie ausweiten.
Erneuerbare Energien weiter ausbauen
Auch abseits der Arbeit wolle sich Norman Steigleder für bessere Bedingungen einsetzen. So müsse die medizinische Versorgung gesichert und Anreize geschaffen werden, um mehr Ärzte in den Wahlkreis zu locken. Zudem müsse die Infrastruktur ausgebaut werden, sagt Norman Steigleder und spricht konkret die geplante, aber noch in der Schwebe befindliche S-Bahn-Verbindung von Leipzig über Zeitz nach Gera an. Auch die erneuerbaren Energien müssten in der Region weiter ausgebaut werden. Dass das insbesondere für Menschen, die in der Nähe von Windparks wohnen, eine unpopuläre Forderung ist, sei ihm bewusst. „Aber wir kommen nicht daran vorbei, die Verstromung umzustellen“, sagt der Zeitzer.
Apropos Strom: Norman Steigleder möchte für energieintensive Industrieunternehmen einen Strompreisdeckel einführen. „Da muss der Staat was dazu zahlen, denn für manche Unternehmen ist es noch nicht so einfach, auf erneuerbare Energien umzusteigen“, sagt er. Atomenergie sei jedenfalls „keine Lösung“. „Wir sehen ja, was das für Gefahren mit sich bringt, die wir insbesondere hier in der Region nicht riskieren sollten“, lautet seine Begründung.
Erneute Dreierkoaltion „nicht erstrebenswert“
Und mit wem kann sich der Sozialdemokrat eine Koalition vorstellen? „Eine Alleinregierung wäre natürlich am schönsten, aber das ist eine Wunschvorstellung“, stellt er voran. „Die Grünen sind theoretisch die Lieblingskoalitionspartner“, ergänzt Norman Steigleder. Nach aktuellen Umfrageergebnissen reicht es jedoch nicht für eine rot-grüne Mehrheitsregierung. Und eine erneute Dreierkoalition sei „nicht erstrebenswert“, sagt Norman Steigleder und fügt hinzu: „Man hat ja gesehen, wohin das geführt hat.“
„Da kann ich mir eigentlich nur eine Koalition mit der CDU vorstellen“, resümiert der 45-Jährige. Sollte es so weit kommen, geht er aber von harten Verhandlungen aus, etwa, was Themen wie die höhere Besteuerung von Reichen und das Bürgergeld anbelangt.