Bundestagswahl 2025 Moritz Eichelmann: 20-jähriger FDP-Politiker will Merseburg in Berlin vertreten
Der ehemalige Landesschülersprecher Moritz Eichelmann kandidiert im Wahlkreis 72 für die FDP. Als jüngster Stadtrat Merseburgs kämpft Eichelmann für einheitliche Bildungsstandards und eine neue Energiepolitik.
Merseburg/MZ. - Nicht nur die Arbeitgeber und Arbeitnehmer, nicht nur die Rentner bräuchten eine Lobby im Bundestag, sondern auch die Jugend, findet Moritz Eichelmann. Der FDP-Direktkandidat für den Wahlkreis 72 (Merseburg-Burgenlandkreis) kennt die Frage nach dem Alter. Schließlich ist er seit dem Vorjahr Merseburgs jüngster Stadtrat. Zum Wahltag für den Bundestag ist der groß gewachsene Liberale 20 Jahre alt. Aus seiner Sicht ist das sowohl Vor- als auch Nachteil.
Keine verlorene Jugend
„Ich verstehe, dass die Jugend in einigen Augen ein Makel ist“, sagt Eichelmann. Andererseits höre er oft, dass sich die Jugend nicht repräsentiert fühle. Es brauche daher auch in Berlin Vertreter, die verstünden, dass es ein Thema ist, ob abends auf dem Land noch der Bus zur Disco fährt. „Und ich glaube nicht an die verlorene Jugend.“ Er wolle mit seiner Kandidatur zeigen, dass es im Saale- und Burgenlandkreis, in Sachsen-Anhalt insgesamt, engagierte junge Menschen gibt – oder Engagierte generell: „Ich will das Feld nicht nur den Nörglern und Pessimisten überlassen. Davon gibt es zu viele“, begründet der Student seine Kandidatur. „Ich mache das nicht, weil Politik für mich die einzige Berufsoption ist, sondern weil ich für politische Themen streiten will.“ Er wolle mit seiner Arbeit die Situation dort, wo er lebt, verbessern.
Doch die Themen, die die Menschen bewegten, seien oft Bundesthemen: die Angst, durch den Strukturwandel abgehängt zu werden, die Abstiegsängste. Dass er selbst den Sprung nach Berlin schafft, ist nicht ausgeschlossen, hängt aber maßgeblich vom Abschneiden seiner Partei ab. Sollte diese den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen, darf sich der Merseburger berechtigte Hoffnungen machen, denn er steht auf Platz zwei der FDP-Landesliste.
Den Politiker Eichelmann beschreibt der Kandidat selbst so: „Ein Liberaler in der Mitte der politischen Skala.“ Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist schon aus biografischen Gründen Bildungspolitik. Vor seinem Abitur war der Merseburger zunächst Kreis- und ab 2022 auch Landesschülersprecher. „Bildung ist der Schlüssel zu allem.“ Daher sieht der Liberale sie auch als explizite Staatsaufgabe. Eine, dessen ist sich Eichelmann bewusst, bei der viele Kompetenzen auf Seiten der Länder liegen. Dennoch sieht er auch Angriffspunkte im Bund. Als positive Beispiele der jüngeren Vergangenheit nennt er das Startchancenprogramm und den Digitalpakt, ein Förderprogramm, mit dem die IT-Ausstattung an vielen Schulen modernisiert wurde. Als künftige Aufgaben sieht er die Vereinheitlichung von Bildungsstandards in Deutschland, insbesondere bei Abschlüssen. Es dürfe nicht mehr darum gehen, welches Land das beste Abitur habe. Auch beim Kampf gegen den Lehrermangel wünscht er sich ein gemeinsames Vorgehen von Bund und Ländern.
Kein Kohlecomeback
Weitere Themen, über die man aus Sicht seiner Heimatregion reden müsse, seien Migration, Wirtschaft und Energiepolitik. Der FDP-Politiker verweist auf den energiebedürftigen Chemiestandort Leuna. „Wir haben gesehen, wie der steigende Gaspreis den Unternehmen dort zu schaffen gemacht hat.“ Für ihn sei daher nicht verständlich, wieso man in Deutschland teures Frackinggas aus den USA importiere und nicht auf die eigenen Schiefergasvorkommen setze. Ohnehin müsse im Energiebereich mehr geforscht werden, zu Fracking, moderner Kernkraft und -fusion. Einen Ausstieg aus dem Kohleausstieg hält Eichelmann allerdings für falsch, auch wenn aus seiner Sicht in der Vergangenheit zu viel über die Köpfe der Betroffenen hinweg entschieden wurde. „Aber jetzt wieder den Kurs zu wechseln, verunsichert die Unternehmen noch mehr. Man muss eher gucken, wie man jetzt mit der Folgelandschaft in Profen umgeht.“