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Bundestagswahl 2025 Michael Scholz: Gewerkschafter will für die Linke in den Bundestag

Bei der Bundestagswahl 2025 tritt Michael Scholz gegen den Rechtsruck an. Der Naumburger Kandidat will für Die Linke im Wahlkreis 72 in den Bundestag – und hat dabei eine Idee im Gepäck, die Millionen Pendler aufatmen lassen würde.

Von Harald Boltze Aktualisiert: 21.02.2025, 19:19
Der Naumburger Michael Scholz tritt bei der Bundestagswahl  für die Partei „Die Linke“ im Wahlkreis 72 an.
Der Naumburger Michael Scholz tritt bei der Bundestagswahl für die Partei „Die Linke“ im Wahlkreis 72 an. (Foto: Katrin Sieler)

Naumburg/MZ. - Zum Gespräch mit der MZ erscheint Michael Scholz im T-Shirt, auf dem groß „FCK NZS“ steht. Und den Kampf „gegen Rassismus und Faschismus“ sieht er auch als größten Antrieb seines politischen Engagements. Er habe schon immer in eine linke politische Richtung tendiert, doch erst das Erstarken der AfD habe ihn zum aktiven Engagement bei „Die Linke“ bewogen. „Vorher habe ich zwischen der Linken und den Grünen geschwankt, aber die Grünen sind mir nicht sozial genug“, so Scholz.

Neben klassischen Themen seiner Partei wie der Anhebung des Mindestlohns und der Renten will sich der Naumburger vor allem für die „Stärkung der Tarifbindung in Unternehmen“ einsetzen. Außerdem ist Scholz ein großer Fan des Deutschlandtickets, schließlich ist er seit vielen Jahren Bahn-Pendler zu seiner Arbeit bei der Telekom, erst nach Erfurt, dann nach Leipzig. Die Anhebung des 49-Euro-Tickets auf 58 Euro hält er hingegen für einen Fehler. „Ich halte sogar einen Preis von 29 Euro für wünschenswert. Das würde noch mehr Menschen dazu bewegen, den Zug zu nehmen, was ja vor allem auch einen ökologischen Nutzen hat.“

Mehr Geld für Bürger, niedrigere Preise

Im gleichen Atemzug müsste laut Scholz aber die Bahn-Infrastruktur ausgebaut werden, um eine wachsende Nachfrage bewältigen zu können. „Da ist in den vielen Jahren mit Bundesverkehrsministern der CSU leider wenig bis gar nichts passiert“, meint der 50-Jährige. Mehr Geld für die Bürger, niedrigere Preise, mehr Investitionen: Es bleibt die ewige Frage an die Linke, wie das bezahlt werden soll. „Da fallen mir sofort die Wiedereinführung der Reichensteuer und die Abschaffung des Dienstwagenprivilegs ein. Das würde richtig Geld in die Kasse spülen.“

Neben der Entwicklung von politischen Ideen sieht Scholz vor allem Defizite bei der Umsetzung und der Kommunikation. „So wie etwa beim Heizungsgesetz. Das war im Grunde eine gute Idee, wurde dann aber schlecht umgesetzt und kommuniziert.“

Apropos Kommunikation: In diese, mit dem Bürger, will der Naumburger nun in dem diesmal sehr kurzen Bundestagswahlkampf einsteigen. „Erfahrungen mit Wahlständen auf dem Markt und dem Aufhängen von Plakaten habe ich ja schon bei der Kommunalwahl vergangenes Jahr gesammelt.“ Da hatte er den Einzug in den Naumburger Gemeinderat verpasst, als er die fünftmeisten Stimmen der Linken holte.

Ziel: Direktmandat

Nun in den Deutschen Bundestag einzuziehen, dieses Ziel sei zu hoch, gibt Scholz zu. Dass die Linke überhaupt in den Bundestag einzieht und dann mit zwei Kandidaten von der hiesigen Landesliste, sei erstrebenswert. Scholz selbst liegt auf der Landesliste auf Platz acht. „Aber hier im Wahlkreis würde ich gerne den dritten Platz bei den Direktmandaten einfahren“, sagt er.

Da die Wähler nicht nur auf die Person, sondern natürlich auch auf die Partei gucken, ist Scholz freilich vom parteiinternen Streit der Linken in den vergangenen Jahren samt daraus resultierender Abspaltung des „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) betroffen. „Diese Zerstrittenheit hat mich, ehrlich gesagt, auch sehr gestört. Aber seit der Abspaltung, die wahrscheinlich notwendig war, hat sich das gelegt, und es herrscht eine komplett neue Einigkeit“, freut sich der Naumburger.

Sein Einsatz gegen Rassismus und Faschismus soll sich aber nicht nur auf das Engagement in der Partei beschränken. „Ich bin vergangenes Jahr auch zu vielen Demos gefahren.“ In Riesa, als es kürzlich aufgrund des AfD-Bundesparteitags zu Gegendemonstrationen und zu einem regelrechten Protestwochenende kam, sei er aus „zeitlichen Gründen“ nicht gewesen. Ansonsten hätte er sich wohl auch dort sein „FCK NZS“-Shirt angezogen.