Bundestagswahl 2025 Klinkenputzen für Berlin - Was den SPD-Kandidaten Eric Eigendorf in den Bundestag zieht
Nach mehr als zehn Jahren im Stadtrat will Eric Eigendorf in die Bundespolitik. Was der Jurist dort für seinen Wahlkreis bewirken möchte und warum er gern Politik macht.

Halle (Saale)/MZ. - Und nun also Berlin. Im vergangenen Jahr ist Eric Eigendorf zum dritten Mal in Folge in den halleschen Stadtrat gewählt worden, betreibt damit seit fast elf Jahren ehrenamtlich Kommunalpolitik und hat ziemlich Feuer gefangen. So viel jedenfalls, dass der 33-Jährige das Ehrenamt Politik jetzt zu seinem Hauptberuf machen möchte.
Sollte er in gut zwei Wochen gewählt werden, löst Eric Eigendorf für die SPD den Hallenser Karamba Diaby ab, der nach drei Legislaturperioden nicht noch einmal für den Bundestag antreten will.
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Eigendorfs Chancen für Berlin stehen nicht schlecht, bewirbt er sich doch als Direktkandidat um das Mandat und steht außerdem auf Platz drei der sachsen-anhaltischen SPD-Landesliste. Für einen Selbstläufer halte er das Ganze nicht zuletzt angesichts der aktuellen Umfragewerte dennoch nicht, stellt er klar.
Deshalb und weil er mit denen ins Gespräch kommen möchte, die er in Berlin vertreten will, ist er in diesen Wochen ständig auf Achse. So wie neulich frühmorgens am halleschen Hauptbahnhof.
Für lange Gespräche habe gegen 6 Uhr erwartungsgemäß kaum ein Pendler Zeit gehabt. Aber zu dem süßen Snack, von Hand mit einem Hinweis auf den Internetauftritt und damit auf die politischen Ziele des Kandidaten versehen, hätten viele gern gegriffen.
Viel Aufgeschlossenheit
Meistens sei bei seinen Touren im Wahlkreis aber mehr Zeit zu reden. Wenn er an Haustüren in Halle-Neustadt, Petersberg oder Sandersdorf klingelt, um mit potenziellen Wählern zu sprechen, zum Beispiel.
Anders, als man annehmen könnte, verspüre er dabei sehr viel Aufgeschlossenheit, erzählt er. Und dass die Leute längst nicht so oft auf Fragen der Migration zu sprechen kämen, wie es die Schlagzeilen vermuten lassen. Es gehe viel öfter um Altersarmut, um steigende Preise und um bezahlbares Wohnen – eines der Themen, die sich Eigendorf im halleschen Stadtrat auf die Fahnen geschrieben hat.
Schon 2014, als sich in Halle noch kaum jemand ernsthaft Gedanken darüber machte, wie er in Erinnerung ruft. „Damals war der Tenor, es gebe doch genügend Wohnraum.“
Aber er habe es geschafft, das Thema gemeinsam auch mit Stadträten anderer Fraktionen mehr ins politische Bewusstsein zu rücken. Und dabei die Erfahrung gemacht, dass es sich lohne, um Mehrheiten und Kompromisse zu ringen – auch mit Investoren.
Das Wohnungsthema sei eines, das er auch in Berlin bearbeiten wolle. Eigendorf plädiert für die Wiedereinführung einer Quote für Sozialwohnungen. „70 Prozent Sozialwohnungsbau will niemand“, versucht er, möglichen Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, „aber es wäre sinn-voll, 20 Prozent politisch festzulegen.“
Erneuerbare Energien sind auch so ein Thema, eines, das so sehr sein Interesse geweckt hat, dass sich der Jurist bei der Deutschen Energieagentur derzeit hauptberuflich damit beschäftigt.

Es gehe darum, die Energieversorgung der Zukunft „sozialverträglich und klimafreundlich“ zu gestalten, beschreibt Eigendorf eines seiner weiteren Anliegen für den Bundestag. Wichtig sei ihm auch, sich dafür einzusetzen, dass Kommunen mehr Geld erhalten.
Sozial zu denken, sei nicht nur ein Grundsatz seiner Partei, sondern auch ein Wert, den seine Eltern ihm mitgegeben hätten. „Aus dem Satz, dass zwar nicht alle Menschen gleich, aber alle gleich viel wert sind, resultiert für mich der Anspruch, Schwächeren zu helfen“, sagt er. Er habe festgestellt, dass das mit den Mitteln der Politik durchaus möglich sei. „Meckern darf nicht das Einzige sein. Man muss sich die Frage stellen, was man besser machen kann.“
Politik als Dienstleistung
„Politik hat viel mit Dienstleistung zu tun“, beschreibt er sein Verständnis. Das bedeute auch – aber nicht nur dann –, im Wahlkampf ansprechbar zu sein. „Ich möchte in den Bundestag gewählt werden. Da muss ich auch präsent sein“, sagt Eigendorf über seine Motivation für möglichst viel Kontakt zu Menschen in seinem Wahlkreis.
Deshalb geht er Klinkenputzen, deshalb bummelt er jetzt Überstunden ab, um viel Zeit für den Wahlkampf zu haben. Und wenn es dennoch nicht klappt? „Das wäre nicht das Ende meiner politischen Karriere“, beantwortet er diese Frage. „Aber ich habe Lust auf die Arbeit im Bundestag.“ Dabei mache er sich keine Illusionen – ein einfacher Job sei das nicht. „Man braucht einen langen Atem und darf nicht vergessen, warum man das tut.“