2.500 Anträge in Bearbeitung Wohngeld in Magdeburg: Lange Wartezeiten und finanzielle Sorgen
Die Bearbeitungszeit für Wohngeld liegt landesweit bei etwa 36 Wochen. Wie sieht das in Magdeburg aus und was passiert, wenn die Miete fällig ist, die Bearbeitung aber Monate dauert?
Magdeburg. - Die Zahl derer, die Anspruch auf Wohngeld haben, ist in Sachsen-Anhalt und auch in Magdeburg im vergangenen Jahr erheblich gestiegen.
Rund drei Monate lang müssen Antragsteller in Magdeburg aktuell warten, bis der Wohngeld-Zuschuss auf dem Konto ist, sofern der jeweilige Antrag vollständig ist. Schwieriger wird es, wenn Unterlagen fehlen und nachgefordert werden müssen oder es zu Rückfragen kommt, die sich aus den eingereichten Unterlagen ergeben. Für viele Betroffene ist dies eine harte Zeit, da sie auf das Geld angewiesen sind.
Zahl der Anträge für Wohngeld in Magdeburg gestiegen
Die langen Bearbeitungszeiten sind auch für den zuständigen Sozialbeigeordneten Ingo Gottschalk unbefriedigend. „Die Bearbeitungszeiten entsprechen nicht unseren Ansprüchen. Für die Verzögerungen bitten wir um Verständnis“, so Gottschalk.
Zurückzuführen ist der Antragsstau in der Wohngeldbehörde unter anderem auf die Reformation des Wohngeldsystems durch die Bundesregierung Anfang 2023. Seitdem haben deutlich mehr Menschen Anspruch auf den staatlichen Zuschuss, das sogenannte „Wohngeld plus“.
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„Derzeit haben wir in Magdeburg 4.389 Haushalte, die Wohngeld erhalten. Ein Jahr zuvor waren es 3.041 Empfängerhaushalte, während im Jahr 2022 insgesamt 2.276 Haushalte Wohngeld bezogen hatten“, erklärt Magdeburgs Sozialbeigeordneter Ingo Gottschalk auf Volksstimme-Nachfrage. Um der Flut an Anträgen Herr zu werden, hat die Stadt Änderungen angestoßen. Aufgrund der Wohngeldreform wurde das Personal in der Wohngeldbehörde bereits zum 1. Januar 2023 erhöht.
„Die Grundprobleme waren jedoch der Antragsanstieg aufgrund der Reform sowie die zeitgleiche Einarbeitung von vielen neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, macht Ingo Gottschalk deutlich. In der „Hochphase“ wurden die Sachbearbeiter von Bürohelfern unterstützt. Im vorigen Jahr hatte die Stadtverwaltung zudem eine Hotline für das Wohngeld eingerichtet.
Aktuell seien rund 2.500 Anträge noch unbearbeitet. Damit konnte der Bearbeitungsrückstand noch nicht aufgeholt werden. „Jedoch haben wir durch verschiedene interne Maßnahmen, darunter auch die genannten, einen noch höheren Rückstand verhindern können“, erklärt Ingo Gottschalk.
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Bis einschließlich Juli 2024 waren die Antragszahlen in der Wohngeldbehörde in etwa konstant. Seit August sei jedoch wieder ein um etwa ein Drittel höherer Antragseingang zu verzeichnen. „Von einer Antragsflut kann man aber nicht sprechen“, betont der Beigeordnete.
So reagieren Vermieter in Magdeburg
Auf Verständnis können Betroffene in der Wohngeld-Warteschleife unterdessen bei manchem Vermieter setzen. Voraussetzung der Mieter sucht frühzeitig das Gespräch mit seinem Vermieter. „Selbstverständlich gibt es bei der Wobau Kulanzregelungen oder individuelle Vereinbarungen, um Mieter in solchen Situationen zu unterstützen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Vermieter Verständnis zeigen und Zahlungsfristen verlängern oder Ratenzahlungen anbieten, insbesondere wenn die Mieter nachweisen können, dass sie auf die Bearbeitung ihres Wohngeld-Antrags warten“, heißt es seitens der Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg (Wobau) auf Nachfrage. Bei der Wobau gebe es sogar ein eigenes Sozialteam, welches den Mietern Unterstützung in schwierigen Lagen bietet.
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Fälle, in denen Mieter ihre Miete nicht rechtzeitig zahlen können, weil die Bearbeitung von Wohngeldanträgen sich verzögert, sind bei der Wohnungsbaugenossenschaft Otto von Guericke (WBG) selten. Auch hier werde nach gemeinsamen Lösungen gesucht, um den vorübergehenden Zahlungsausfall zu überbrücken. „In der Regel stunden wir die Mietzahlungen zinsfrei und verzichten auf eine fristlose Kündigung wegen Zahlungsverzugs. Voraussetzung ist, dass die Mieter uns regelmäßig über den Bearbeitungsstand informieren und die ausstehenden Beträge nach Eingang des Wohngeldes begleichen“, so Karin Grasse vom WBG-Vorstand.