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UEFA-Pokal UEFA-Pokal: Ein Finale der Unbekannten

Von Hubert Kahl 15.05.2007, 16:47

Madrid/Glasgow/dpa. - Der FC Sevilla will in der spanischen Nachtvon Glasgow die Sterne vom Himmel holen: Der Titelverteidiger geht als klarer Favorit ins UEFA-Cup-Finale am Mittwoch gegen den Liga-Rivalen Espanyol Barcelona und will mit einem Coup imHampden Park die erste von drei Titelchancen einlösen. Dabei will derEx-Stuttgarter Andreas Hinkel mehr als nur ein Glücksbringer sein fürseinen andalusischen Arbeitgeber. «Natürlich will man in einem Finaleauf dem Platz stehen, so oft steht man in in seiner Karriere nicht ineinem Endspiel», sagte der 17-malige Nationalspieler, der vor demgrößten Erfolg seiner Karriere steht aber voraussichtlich zunächstauf der Bank sitzen wird - anders als Christian Poulsen, der zweiteEx-Bundesliga-Profi bei den Südspaniern.

Der Ex-Schalker ist beim FC Sevilla längst zu einemSchlüsselspieler geworden. «Ich habe in meiner Karriere noch nichtviel gewonnen, aber wir stehen in dieser Saison in zwei Endspielen,und Meister können wir auch noch werden», meinte der Däne, «ich willdiese Spielzeit nicht mit leeren Händen beenden.» Die Rot-Weißen,gegenwärtig Dritter in der Liga und zudem im Pokalfinale, wollen einKunststück fertig bringen, das bislang nur Real Madrid in den Jahren1985 und 1986 geglückt ist: zwei Mal in Folge den UEFA-Pokalgewinnen. Vereinspräsident José María del Nido ist siegessicher:«Wenn wir Normalform erreichen, holen wir den Cup.» Und dann fügt derClubchef schlitzohrig hinzu: «Nach dem Finale werde ich sagen, werdie spanische Meisterschaft und den Pokal gewinnt.»

In Glasgow treffen die Andalusier jedoch auf einen Außenseiter,der es in sich hat. Espanyol Barcelona hat in dieser Saison keinesseiner 14 UEFA-Cupspiele verloren und ist nebenbei mit 32 Trefferndas torgefährlichste Team. Die Katalanen, Zwölfter in der PrimeraDivision, schalteten große Clubs wie Werder Bremen oder BenficaLissabon aus und können es sich sogar leisten, ihren Torjäger WalterPandiani, mit elf Treffern der erfolgreichste Torschütze desWettbewerbs, auf die Bank zu setzen.

Espanyol hat im UEFA-Pokal noch eine Rechnung offen. Die Blau-Weißen waren 1988 im Finale gegen Bayer Leverkusen erst imElfmeterschießen gescheitert. «Wir haben nun eine wunderbare Chancezur Wiedergutmachung», meinte Trainer Ernesto Valverde, der dasEndspiel 1988 als Spieler miterlebt hatte. Nach dem 3:0-Hinspielsieghatte Espanyol die Trophäe überraschend noch aus der Hand gegeben.

Auch bei Espanyols Kapitän Raúl Tamudo wird die Partie in GlasgowErinnerungen wecken. Der Stürmer sollte vor sieben Jahren auf Grundder Geldnöte bei Espanyol für knapp 20 Millionen Euro an die Rangersverkauft werden. Bei der Abreise aus Barcelona vergoss er bittereTränen. Als die Rangers-Ärzte in Glasgow sein lädiertes Knieuntersuchten, fanden sie, das Risiko einer Verpflichtung sei zu hoch.Tamudo rief sofort zu Hause an: «Mama, ich komme zurück. Die wollenmich hier nicht.»

Für die Spanier ist der Einzug von zwei spanischen Clubs ins UEFA-Pokalfinale ein kleiner Trost für das frühe Ausscheiden von RealMadrid und FC Barcelona in der Champions League. «England und Italienbeherrschen das Spitzenniveau des europäischen Fußballs», schrieb dieZeitung «El Mundo». «Aber die Mittelklasse steht unter spanischerDominanz.» Etwa 24 000 Fans werden mit Sonderflügen aus Sevilla undBarcelona nach Glasgow reisen.