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Tennis Tennis: Kopfschütteln über Tennis-Erben

Von Andreas Bellinger 03.02.2002, 15:20
Tommy Haas sorgt beim DTB für Aufruhr
Tommy Haas sorgt beim DTB für Aufruhr AFP

Hamburg/dpa. - Haas hat «die Schnauze voll». Die 100 000 Euro habe er nicht füreinen Physiotherapeuten haben wollen, sondern für eine Kooperationmit dem Verband, um für den Nachwuchs etwas zu tun, verriet er der«Bild-Zeitung». Die vom DTB-Chef genannten Forderungen würden «vonvorne bis hinten nicht stimmen». Im TV-Interview erklärte Haas, erhabe Ende vergangenen Jahres «nett angefragt» und die Zusage über25 000 Dollar für einen Physiotherapeuten bekommen. Doch diesesAngebot habe von Waldenfels kurze Zeit später wieder zurückgenommen.

Die Angriffe wollte der Jurist aus München am Sonntag im Gesprächmit der dpa nicht kommentieren. «Es muss jetzt endlich mal Schlussdamit sein. Das alles spricht doch für sich», so von Waldenfels. DasAngebot über 25 000 Euro - nicht Dollar - sei tatsächlich gemachtworden, aber nur bei entsprechenden PR-Leistungen des Spielers. Diehabe Haas aber sofort und kategorisch abgelehnt.

Stattdessen habe sich das Haas'sche Management in Person von IMG-Mitarbeiter Stefan Fueg gemeldet, der zuletzt am Mittwoch neben den100 000 Euro für Physiotherapeut Jürgen Dess auch einen Freiflug fürVater Peter Haas zum Daviscup nach Zagreb gefordert hat. Als dies mitdem Hinweis, es gebe keine Sonderbehandlung für irgendjemanden,abgelehnt wurde, erfolgte am Freitag die Absage via Presseerklärung.«Dabei hatte Thomas Haas noch am Montag Michael Stich die festeZusage gegeben», so von Waldenfels.

Mehr und mehr redete sich Haas vor der Kamera in Rage. Er forderedas Geld ja nicht vom DTB, «dass ich es auf die Bank lege und mir wastolles kaufe. Es geht darum, dass ich fit bleibe und für Deutschlandbesser Tennis spielen kann.» Zu Zeiten eines Becker oder Stich sei sowas kein Thema gewesen.

Tatsächlich haben Becker und Stich am Ende ihrer Karriere mitumgerechnet 1,3 Millionen Euro dotierte Kooperationsverträge vom DTBerhalten. Damals war der Verband aber auch noch reich - dank einesmit rund 70 Millionen Euro dotierten Fernsehvertrages, den dieWimbledon- und Daviscupsieger durch ihre Triumphe eingespielt haben.Von solchen Erfolgen reden und träumen ihre Tennis-Erben nur - unddas Fernsehen reißt sich längst nicht mehr um die Übertragungsrechte.

Fünf Tage vor seinem Debüt als Daviscup-Kapitän versammelte Stichseine verbliebenen Topkräfte Rainer Schüttler, Nicolas Kiefer undDavid Prinosil in Zagreb um sich. Haas-Ersatz Alexander Popp konnteerst am Montag zur Vorbereitung auf die schwere Partie gegenWimbledonsieger Goran Ivanisevic & Co. nachreisen. Der 26-JährigeMannheimer stand am Sonntag noch beim Challenger-Turnier in Lübeck imvierten Finale in Serie, musste aber gegen den Niederländer RaemonSluiter beim Stand von 2:6, 0:3 wegen einner Schulterverltzungaufgeben.

«Tommy schadet sich am meisten selbst», schrieb Kolumnist Beckerin der «Bild am Sonntag». Haas sei schlecht beraten. Gemeint ist dasIMG-Management - das pikanterweise auch Vertragspartner des DTB ist -und Peter Haas, der mit einer merkwürdigen e-mail an von Waldenfelsviel Öl ins Feuer gegossen hat. «Das ist noch keinem Tennis-Profi gutbekommen», so Becker, der anfügte: «Als Deutschland mit Michael Stichund mir drei Mal den Daviscup gewonnen hat, gab es solche Problemenicht. Wir haben nämlich zunächst mal nur auf uns selbst gehört.»

Für die Erstrundenhürde sieht Becker trotz der Absage des Top-Spielers nicht schwarz. «Vielleicht ist Kroatien der Wendepunkt inKiefers Karriere.» Auch Stich hofft auf eine Trotzreaktion derer, diedie Absage unisono bedauern. Die leistungsorientierten Verträge mitdem DTB haben sie offenbar akzeptiert; als geldgierige Sport-Millionäre wollen sie nicht erscheinen.

Trotz aller Misstöne, Unterstellungen und Animositäten stehen Haasdie Daviscup-Türen weiter offen. «Ich bin überzeugt, wenn wir unsunter vier Augen sprechen, wird das Thema schnell vom Tisch sein»,sagte von Waldenfels am Sonntag und erneuerte sein Gesprächsangebot.