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Vor 170 Jahren wird in Deutschland der erste Club gegründet Seglertraum „Roberts Hoffnung“

Auf der gefluteten ehemaligen Grube in Bergwitz hat der maritime Sport eine jahrzehntelange Tradition. Bürgermeister lobt die Vereinsmitglieder für ihre engagierte Arbeit.

Aktualisiert: 19.02.2025, 08:53
Der Terminkalender der Bergwitzer Segler ist wie immer auch 2025 prall gefüllt.
Der Terminkalender der Bergwitzer Segler ist wie immer auch 2025 prall gefüllt. Foto: Archiv/Baumbach

Bergwitz/MZ/hü. - 170 Jahre – Der 17-jährige Oberschüler Ernst Burow gründet am 7. Februar 1855 gemeinsam mit acht Freunden den Segelclub Rihe in Königsberg. Der erste deutsche Segelclub ist geboren. Seit 1946 ist der Verein in Hamburg beheimatet. Kinder ab sieben Jahren können hier Segelunterricht nehmen. 2024 zählt der traditionsreiche Club insgesamt 262 Mitglieder.

Grubenrohre als Zaun

Segeln hat auch auf dem Bergwitzsee Tradition. Wann der erste Segler das Gewässer erobert hat, ist unklar. Fakt ist, dass hier in der einstigen Grube „Roberts Hoffnung“ seit 1935 mit Unterbrechung Rohkohle bis 1955 für das Kraftwerk in Zschornewitz gefördert wird. Danach wird der ehemalige Tagebau geflutet. Richard Steiner gehört zu den Ersten, die in Bergwitz den Segelsport für sich entdecken. „Wir waren schon da, da wurden die Grubenrohre noch als Zaun genutzt“, erinnert sich der 82-Jährige, der der Ehrenvorsitzende der Seglergemeinschaft ist. „Wir haben vor allem gearbeitet. Ich habe mir meinen Jollenkreuzer selbst gebaut“, erzählt er und betont, dass auch schöne Erlebnisse zum Lohn der Mühen zählen. Als Beispiele nennt er die Hafenfeste und die Lichterfahrten.

1972, sagt der heutige Chef Matthias Grober, hat sich eine rege Schar von Seglern an den Ufern des Naherholungsgebietes zusammengefunden und gründet die Seglergemeinschaft Bergwitzsee. Die Regatten sind gut besucht, an sonnigen Tagen prägen Dutzende Segel die Szenerie auf dem Badegewässer. Der Sport boomt. Deutlich mehr als 100 Mitglieder zählt der Verein, so Steiner und Grober.

Nach den Wirren der Wende bleibt eine kleine Schar Enthusiasten dem Verein treu. Es gibt Probleme und Schwierigkeiten. Langwierige Rechtsstreite sorgen für Verunsicherung und trüben die Zukunftsaussichten. „Wir konnten alles glatt ziehen“, sagt Bürgermeister Torsten Seelig (CDU) und lobt die Segler für ihre „engagierte und fleißige Arbeit“. „Seit 2004 haben wir mit unserem neuen Vereinsgelände eine echte Perle erschaffen“, heißt es auf der Club-Homepage. Segeln, so das Stadtoberhaupt, sei „fetzig und cool“. 70 Mitglieder sind heute dabei. „Die Zahl ist seit Jahren konstant“, sagt Grober.

Segeln ist eben kein Zuschauersport – diese Binsenweisheit liegt vor allem darin begründet, dass die Wertungen und Kurse nur schwer vom Ufer aus beobachtet werden können. Und so ist auch die Unterstützung überschaubar. Das Sponsoring, sagt der Vorsitzende, tendiere gegen Null. Davon lassen sich die Verantwortlichen aber nicht entmutigen. Die Hafenfeste und der Heidepokal locken schon Publikum an. „Wir präsentieren uns beim Tag der Vereine und werben an den Schulen“, erzählt der Chef. „Aber der Zulauf in Mecklenburg-Vorpommern ist größer“, so Grober. In der Region sei Segeln „ein Spartensport“. Dabei brauchen sich die Bergwitzer nicht vor den Angeboten an der Küste verstecken. Auch hier können Kinder ab sechs Jahren den maritimen Sport erlernen. „Übungsleiter und Equipment sind vorhanden“, so Grober. Und auch an Wettkämpfen mangele es nicht.

Süße Preise für Regattasieger

Der Terminkalender 2025 ist prall gefüllt. „Das ist eigentlich wie immer“, sagt der Vorsitzende. Zwischen dem Ansegeln am 26. April und dem Absegeln am 4. Oktober sind 13 Events geplant. Zu den Höhepunkten zählen die 17. Auflage des Bergwitzer Saillingscups am 14. Juni, die Heidepokal-Regatta am 21. Juni und die Regatta der Jollenkreuzer am 2. August. Und wer als Sieger auf süße Preise steht, dem sind die Erdbeertorten- am 28. Juni und die Pflaumkuchen-Regatta am 30. August zu empfehlen.

Nun ist bald die Winterpause vorbei, und die Segler zieht es ans Wasser. „So bald ich wieder fit bin, bin ich am Bergwitzsee“, sagt Club-Mitgründer Steiner, der sich derzeit nach einer Krankheit erholt.

Der Bergwitzsee ist auch ein Eldorado für die Segler.
Der Bergwitzsee ist auch ein Eldorado für die Segler.
Foto: Archiv/Baumbach